Bottrop. . 1923 ist die Feuerwache an der Moltkestraße eröffnet worden. In das Gebäude zogen die ersten sechs hauptberuflichen Floriansjünger der Stadt.

Wie eine Feuerwache mutet das große Gebäude auf der gelbstichigen Postkarte von 1924 nicht unbedingt an. Viele kleine Fenster reihen sich auf massivem Mauerwerk aneinander. Nur der Schlauchturm und die großen Tore zu den Fahrzeughallen lassen auf die Wehr schließen. Die Hauptfeuerwache an der Moltkestraße wurde 1923 in Betrieb genommen. Während seiner Zeit beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) schob der Bottroper Diethelm E. Wunderlich auch Dienst hinter den dicken Mauern.

In den 60er Jahren griffen die Rot-Kreuzler den Feuerwehrmännern bei den Krankentransporten unter die Arme. Auch der Bottroper Diethelm Wunderlich saß als Beifahrer im Krankenwagen. An die Zeit an der Moltkestraße kann er sich noch gut erinnern. „Man hockte mit den Kollegen von der Feuerwehr zusammen in der Wache. Wenn es einen Unfall gab und der Gong ging, durften wir sogar die Stangen runter rutschen“, sagt er.

Die Bodenplatten kamen hoch

Diethelm E. Wunderlich (re.) und Oliver Kunde (li.) auf einer Handspritze der Feuerwehr.
Diethelm E. Wunderlich (re.) und Oliver Kunde (li.) auf einer Handspritze der Feuerwehr. © Wunderlich

Als die Wache so neu war, wie auf der Postkarte, habe sie bestimmt toll ausgesehen, vermutet Wunderlich. Als er dort Dienst schob, war das nicht mehr der Fall. „Es kamen die Bodenplatten hoch und man musste aufpassen, um nicht hinzufallen.“ Schuld an dem Verfall seien Bergschäden gewesen. „Der Schlauchtrockenturm konnte zu meiner Zeit schon nicht mehr genutzt werden, weil es zu gefährlich war“, erinnert sich der Hobby-Historiker.

1972 wurde in der Feuerwache an der Hans-Sachs-Straße der Betrieb aufgenommen. Das alte Gebäude hatte damit endgültig ausgedient. Dabei war es einst der ganze Stolz der Bottroper Floriansjünger.

Die Geschichte der Bottroper Wehr beginnt jedoch nicht erst mit dem Bau an der Moltkestraße – sie ist deutlich älter. Gestartet ist die Wehr nämlich ohne Wache, dafür mit einer Feuerspritze um 1820. Das passende Spitzenhaus neben der Cyriakuskirche kam erst vier Jahre später. Zu der Zeit gab es keine Berufsfeuerwehr. „Es waren Bürger die die Brände löschten. Damals noch ohne Schutzkleidung aber mit Eimerketten“, erklärt Wunderlich. Die Eimer waren nicht aus Eisen, sondern aus Leder.

Freiwillige Feuerwehr gegründet

Mit den Jahren wurde die Ausrüstung der Bottroper Feuerwehr immer fortschrittlicher. Organisiert war die Truppe aber immer noch nicht. Der Wunsch nach einer Freiwilligen Feuerwehr keimte bereits 1880er Jahren auf. „Gefunden hat sich niemand. Also sollten wieder die Bürger löschen. Diesmal verpflichtend.“ Es nahmen an den Plichtübungen jedoch immer weniger Menschen teil. Gegründete wurde die Freiwillige Feuerwehr schließlich doch noch – 1891.

In den Jahren danach folgten Ortswehren. „Wahrscheinlich, weil die Wartezeiten bei einem Brand zu lange waren“, vermutet Wunderlich. Alles lief auf freiwilliger Basis, selbst im Jahr der Stadtwerdung 1919 gab es keine hauptamtlichen Retter. Doch lange sollte es nach der Verleihung der Stadtrechte nicht mehr dauern. 1922 nahmen die ersten sechs hauptberuflichen Feuerwehrleute ihren Dienst auf. Sie zogen ein Jahr später in die Moltkestraße.

Feuerwehr-Historie

Diethelm E. Wunderlich und Oliver Kunde kümmern sich nicht nur um die Feuerwehr-Historie, sondern um eine über 100 Jahre alte Handdruckspritze.

Nur zwölf Exemplare existieren von dieser „Rönneburg“ weltweit. Der Förderverein setzt sich für den Erhalt ein. Infos auf Facebook unter „Handdruckspritzenverein Rönneburg“.