Bottrop. . Weil im Ersten Weltkrieg das Reich aus edleren Metallmünzen Waffen schmiedete, wurde plötzlich das Kleingeld knapp.
- Silbermünzen verschwanden in den Privathaushalten
- Das Reich schmiedete aus edleren Metallmünzen Waffen
- Plötzlich wurde das Kleingeld knapp
Manche Schätze im Stadtarchiv wirken auf den ersten Blick klein und unscheinbar. Bei näherer Betrachtung erkennt man allerdings, dass sie von großer stadtgeschichtlicher Bedeutung sind und tatsächlich als Symbole für eine bestimmte Epoche stehen.
So ist es auch bei Münzen der Fall, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden, so genanntes „Kriegsnotstandsgeld“ aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Im Verlauf des Krieges wurden einerseits Silbermünzen in Privathaushalten gehortet, andererseits wurden die aus hochwertigen Metallen wie Kupfer und Messing bestehenden Münzen vom deutschen Staat eingezogen, um sie einzuschmelzen und das Metall für die Munitions- und Waffenproduktion zu verwenden. Der hierdurch entstehende Kleingeldmangel konnte von staatlicher Seite nicht aufgefangen werden, so dass schließlich überall im Deutschen Reich Notmünzen bzw. -scheine von den Städten und Gemeinden, aber auch von Firmen, Gutsverwaltungen und anderen herausgegeben wurden. So auch in Bottrop.
Der Gemeinderat beschloss am 19. April 1917, also vor fast genau 100 Jahren, eigene Münzen aus Zink und Eisen herstellen zu lassen, und zwar 250 000 Münzen im Wert von zehn Pfennig und weitere 100 000 „½ Mark-Münzen“. Einige wenige sind erhalten. Auf der Vorderseite der Geldstücke ist die Beschriftung „Kriegsgeld 1917“ und der Wert in Pfennig zu lesen. Die Rückseite ziert eine stilisierte Abbildung des damals gerade neu erbauten Rathausturmes sowie die Umschrift „Gemeinde Bottrop“.
Kurz nachdem die Münzen in Umlauf gekommen waren, tauchten schon falsche 50 Pfennig-Münzen auf, die nur einseitig geprägt waren. Der prägnante Rathausturm auf der Rückseite fehlte.
Nochmal nachgelegt
Am 23. Oktober 1918, kurz vor Kriegsende, beschloss der Gemeinderat, noch einmal nachzulegen und weitere 100 000 Exemplare Zehn-Pfennig-Stücke und 40 000 Stück 50-Pfennige zu beschaffen und auszugeben. So kam man erst einmal über die Zeit. Doch 1919 wurde erneut das Kleingeld knapp. Die Bottroper Geldinstitute beantragten daher, dass die Stadt weitere Münzen ausgeben solle. Genau ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gab der Stadtrat - nachträglich allerdings, nachdem der Auftrag an die Elberfelder Prägeanstalt Adam Donner nach Billigung durch den Finanzausschuss bereits ergangen war - dann noch einmal grünes Licht für die Herstellung von 100 000 Münzen, die laut Protokoll einen Wert von fünf Pfennig haben sollten, sowie 550 000 Stück im Wert von Zehn-Pfennigen. Die neu geprägten Münzen trugen nun auf der Rückseite die Umschrift „Stadt Bottrop“, da ja der Gemeinde knapp ein halbes Jahr zuvor die Stadtrechte verliehen worden waren. Ob die Fünfpfennigmünzen allerdings wirklich geprägt wurden, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Schon damals wurde ihre Notwendigkeit bezweifelt und angemerkt, dass die Herstellungskosten viel zu hoch wären. Erhalten hat sich wohl keine dieser Münzen.
Nicht lange, und die Inflation bzw. Hyperinflation zog derart an, dass die Städte und Gemeinden Papiergeld ausgaben, deren Wert bald ins Unermessliche stieg. So werden auch im Bottroper Stadtarchiv Geldscheine mit gigantischen Werten von Millionen, Milliarden und sogar Billionen Mark bewahrt, für die man sich jedoch in damaliger Zeit fast nichts kaufen konnte.