Bottrop. Wechselvoll ist sie, die Geschichte des ehrwürdigen Verwaltungsbaus in Bottrop. Und das “Schmuckstück“ soll noch einmal 100 Jahre überdauern.

100 Jahre Rathaus: Im Gegensatz zu vielen anderen Ruhrgebietsstädten blieb in Bottrop der repräsentative Verwaltungsbau aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur erhalten. Vielmehr hegt und pflegt die Stadt ihr städtebauliches Kleinod und verpasst im nach dem Jubiläumsjahr sogar eine Sanierung. „Damit das Schmuckstück auch die nächsten 100 Jahre überdauert“, so Oberbürgermeister Bernd Tischler bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Bau, in den 1916 - mitten im Ersten Weltkrieg - die damalige Stadtverwaltung einziehen konnte.

Aufschwung und Bürgerstolz

Zwischen dem Bau des ersten Bottroper Amtshauses - das 1879 eher wie ein bürgerliches Wohnhaus ausschaute - und dem Bezug den neuen, repräsentativen Komplexes liegen gerade einmal 37 Jahre. Wie rasant sich Entwicklung von der Landgemeinde im Vest Recklinghausen bis zur Erhebung zur Stadt 1919 vollzog, lässt sich nicht nur an der Einwohnerzahl ablesen (1879: 7000; 1915: 63 000), sondern eben auch an der Bautätigkeit der Verwaltung.

Die Ausstellungsmacher Heike Biskup vom Stadtarchiv und Thorsten Kastrup von der Unteren Denkmalbehörde zeigen in dieser auch räumlich zweigeteilten Schau im historischen Entree einmal die Entstehungsgeschichte anhand von Protokollen, Zeitungsartikeln und alten Plänen, dann aber auch die kunsthistorische und denkmalpflegerische Bedeutung der Schaltzentrale der Stadt.

Für Aufschwung und Bürgerstolz

Für die knapp 70 000 Bewohner des damals noch größten Dorfes Preußens (die Stadterhebung folgte erst 1919) stand dieser Bau, der unter Einbeziehung des älteren Verwaltungstraktes von 1902 an der Kirchhellener Straße entstanden ist, zugleich für Aufschwung und Bürgerstolz. Das belegen nicht zuletzt viele Postkarten und Fotografien im Stadtarchiv gerade aus den frühen Jahren.

Auch der Plan des Architekten Ludwig Becker, für dessen Entwurf sich die Verwaltung 1913 entschieden hatte, Auszüge aus dem Protokollbuch der Stadt und nicht zuletzt viele Zeichnungen mit Details und den Entwürfen der Bauplastik geben nun Einblick in die Entstehungsgeschichte und das stilistische Empfinden der damaligen Zeitgenossen.

Blick auch auf die Entwicklung des Rathausviertels

Auf einmal ist der Betrachter den steinernen Herren des Bildhauers Georg Graseggers von der Rathausgalerie ganz nahe. Aber auch die kleinen dicken Putten, die an den Ecken des Rathausbalkons unter der Last des Füllhorns ächzen, nimmt der Besucher ganz anders, vielleicht sogar erstmals, wahr. Dazu lassen sich Werden und Wachsen des historischen Rathausviertels detailreich nachvollziehen.