Bottrop. Das Ausbildungsrestaurant der Diakonie im historischen Ambiente serviert nur mittags. Profis bilden benachteiligte junge Leute aus.
Das Lokschüppchen gilt als der kleine Bruder des historischen Lokschuppens. Aber nicht nur optisch setzt sich die modern-sachliche Architektur von dem alten Industriedenkmal der früheren Zeche Arenberg-Fortsetzung an der Gabelsbergerstraße ab. Im Unterschied zum alten Lokschuppen - heute ein Veranstaltungsraum - wird nebenan immer noch täglich gearbeitet. Gekocht, um genauer zu sein. In ihrem Bereich Arbeit und Bildung bildet die Diakonie dort junge Köchinnen und Köche aus - und zwar solche, die es im sogenannten normalen Ausbildungsbetrieb schwerer hätten.
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Und: Was gekocht wird, kommt direkt auf die Teller. Denn das Lokschüppchen ist, wie viele wissen werden, auch ein Restaurant. „Allerdings nur an vier Tagen in der Woche und dann auch nur für zwei Stunden“, lacht Ulrich Sander. Also dann doch kein richtiges Restaurant? „Doch - und wir müssen sogar Geld verdienen, sind ein Wirtschaftsbetrieb. Aber dann doch wieder nicht, jedenfalls nicht so, wie alle anderen Gasthäuser in der Stadt.“ Sander gehört zum Profi-Köche-Team um Manuel Klinger, die jeweils einen Ausbildungsjahrgang betreuen. Und die könnten sich durchaus selbstständig machen.
Profi-Köche machen bei der Diakonie in Bottrop Jugendliche fit für die Gastronomie
Auch Ulrich Sander kann auf eine Koch-Karriere zurückblicken. Bei Frank Rosin stand er in gehobener Position in der Küche, arbeitete im kulinarisch anspruchsvollen Südwesten der Republik, aber auch in bekannten Restaurants dieser Region. Für einen Sprung in die Selbstständigkeit müsse man die Gelegenheit und den richtigen Zeitpunkt finden, mit fast 60 sei man da zu spät dran, so der Koch von der Pike auf. Verlegenheitsjob im Lokschüppchen?
Keineswegs. Sander liebt seine Arbeit dort, bildet gerne aus und freut sich, wenn seine Schützlinge und die seiner Kollegen in Restaurants oder Einrichtungen in der Region Fuß fassen, ja gerne übernommen werden. Einrichtungen? Ja, es geht nicht nur um A-la-Carte, Gastro-Kulinarik. Auch Gemeinschaftsverpflegung wie für Betriebskantinen oder Pflegeeinrichtungen wird in der Ausbildung nicht ausgeklammert. Das zeigt auch der Praktikumsfahrplan, den alle Azubis in den drei Jahren durchlaufen: Gemeinschaftsküche, Gastronomie und dann noch ein zielgerichtetes Praktikum, am besten im zukünftigen Betrieb.
Moderne Elemente zwischen historischen Mauern einer alten Bottroper Zeche
Wer auf die große Tafel im prächtigen Goldrahmen mit dem Tagesangebot schaut, wähnt sich im besseren A-la-Carte-Bereich: Fruchtig-scharfes Süßkartoffelsüppchen, Rind mit Senfsoße und hausgemachten Schupfnudeln, gebrannte Limetten-Honigcreme - klingt gut. Auch an Vegetarier ist gedacht. Alles für unter zehn Euro - und es gibt sogar ein Zwei-Gang-Menü „Lok-Lunch“. Das sachliche Mobiliar im Wintergarten-Ambiente, frische Blumen vor rauem Mauerwerk (der Außenwand des alten Lokschuppens): Das könnte ein Kultort in Batenbrock sein
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Für die, die regelmäßig kommen, ist er das auch. Leute aller Altersgruppen aus der Umgebung, Berufstätige, die dort Mittagspause machen und sich über frische Küche freuen. „Vor Corona haben wir zwischen 12 und 14 Uhr gut 60 Essen verkauft, jetzt liegen wir schon wieder bei etwas mehr als der Hälfte“, weiß Ulrich Sander. „Aber wir sind ja auch kein normales Lokal, sondern eben ein Übungsrestaurant, in dem die Ausbildung Vorrang hat, daher gab es auch keine Coronahilfen“, sagt Christoph Schmidt, Prokurist im Bereich Arbeit und Bildung des Diakonischen Werks Gladbeck-Bottrop-Dorsten. „Und mit unseren Preisen bekommen wir Einkaufs- und Fixkosten rein, erwirtschaften aber keinen Gewinn, den man im herkömmlichen Gastronomiebereich erwarten würde und müsste.“ Dafür müsste man die Öffnungszeiten stark ausweiten, Alkohol ausschenken, was Idee und Personalausstattung der Einrichtung einfach nicht hergeben.
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Allerdings hat das Lokschüppchen-Team ein weiteres Standbein, den Catering-Service „Pottpourrie“. „Inzwischen haben wir uns einen Ruf erarbeitet und bewirten bei sehr vielen Veranstaltungen nebenan im Lokschuppen, werden aber auch darüber hinaus angefragt“, sagt Ulrich Sander. Corona hat allerdings - bis jetzt - noch weitere Spuren hinterlassen. „Hatten wir früher immer zehn bis 12 Azubis, sind es jetzt gerade einmal die Hälfte“, so der Koch
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Der Personalmangel in der gesamten Gastronomie schlägt also auch dort durch. Der Anteil an Zuwanderern ist groß. „Von denen wollen sich viele hier selbst einmal eine Existenz aufbauen und bleiben, das motiviert“, vermutet Sander. Einen guten Ruf in der umliegenden Gastronomie hätten die Absolventen aber immer schon gehabt. Fast alle wurde eingestellt. Auch vom aktuellen Abschlussjahrgang seien drei von vier eingestellt worden - und der eine hatte seine Ausbildung abgebrochen. Kein schlechter Schnitt.
Öffnungszeiten, Kontakt, Speisekarte
Das Restaurant Lokschüppchen an der Gabelsbergerstraße 21 hat montags bis donnerstags jeweils von 12-14 Uhr ein Mittagsangebot.
Es gibt eine Wochenkarte und dazu ein wechselndes Tagesmenü, das neue 2-Gang-Menü „Lok-Lunch“. Um Vorbestellung wird gebeten, da täglich frisch gekocht und eingekauft wird. 02041 76 598 28. Mehr Informationen, auch zum Catering-Service „Pottpourrie“, gibt es auf: diakonisches-werk.de.