Bottrop. Viele frühere Zechenkolonien haben die einstige Geschlossenheit verloren. Manche Straßenzüge im Süden haben sich aber ihren rauen Charme bewahrt.
Arenberg-Fortsetzung und Vereinigte Welheim: Eigentlich sind beide Zechen gewissermaßen Schwestern, denn beide gründen auf einem Kohlenfeld im Bereich der alten Bauernschaften Batenbrock (Arenberg Fortsetzung) und Boy (Vereinigte Welheim), an dem sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hiesige Anwohner aber auch Geschäftsleute von außerhalb Rechte sicherten. So liest sich das Buch von Wilfried Krix „Die alten Bottroper (Berg)-Arbeitersiedlungen“, das die WAZ mit dieser Serie vorab vorstellt, nicht nur wie eine sorgfältig recherchierte Historie der zugehörigen Kolonien, sondern immer auch wie eine spannende Werksgeschichte mit zum Teil ungewöhnlichen Wendungen.
Am Ende fast 60 Jahre dauernder Querelen um Größe, Wirtschaftlichkeit und viele divergierende Inhaber von Anteilen standen sich zwei Groß-Inhaber gegenüber: die Gewerkschaft Matthias Stinnes mit Hugo Stinnes und Oscar von Waldthausen von der Arenberg’schen Bergwerksgesellschaft. Und am Ende gab es zwei Zechen. Die Vereinigte Welheim mit Förderbeginn 1914 und eben Arenberg-Fortsetzung, die schon ab 1911 Kohle förderte. Beide wurden übrigens Opfer der Weltwirtschaftskrise ab 1929 und stellten ab 1930, beziehungsweise ein Jahr später die Förderung wieder ein. Die Arenberg-Kohle förderte Prosper III, die der Vereinigten Welheim Mathias Stinnes 3 / 4 in Brauck. Personen- und Materialförderung fand aber weiter statt.
Und natürlich wohnten in den seit 1910 entstandenen Siedlungshäusern weiterhin Bergleute mit ihren Familien. Und weiter nördlich Richtung Eigen verliefen und verlaufen bis heute die Siedlungsgrenzen fließend zwischen den Zechen Rheinbaben, Prosper III und Arenberg-Fortsetzung in Batenbrock. Entlang der Horster Straße und der abzweigenden Aegidistraße ist noch einiges an Siedlungs- und Architekturstruktur aus der Hochzeit der Zechen erhalten. Anfang der Aegidistraße in Sichtweise der erhaltenen Zechenbauten wie Lohnhalle und Lokschuppen stehen umfassend modernisierte und entsprechen veränderte Zechenhäuser fast Seite an Seite mit ihren zumindest äußerlich fast original erhaltenen „Zwillingen“.
Weiter in den Nebenstraßen Laerkamp und Rotthardt oder Teilen der Scharnhölz- oder Mirk- und Düppelstraße fühlt man sich hin- und wieder in die geschlossen wirkende und vermeintlich heile Koloniewelt des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts zurückversetzt. Heute denkt niemand an die Querelen zwischen Industriellen, kirchlichen und weltlichen Gemeinden um die Finanzierung der notwendige Infrastruktur für die durch den Bergbau rasant wachsende Bevölkerung. ein Thema, das Buchautor Wilfried Krix auch für Arenberg-Fortsetzung und Batenbrock oder Eigen wieder aufgreift. Zum Teil baute der Arenberg-Konzern die Straßen aus, stellte Baugrundstücke oder lieferte Hunderttausende der Ziegel, die für Schulen oder Polizistenwohnungen in Batenbrock (und Eigen) nebst drei Arrestzellen notwendig waren.
Der Laerkamp als Filmkulisse
Auch in Bottrop, dessen alte Wohngebiete im Süden und Osten ja größtenteils Bergbaukolonien waren, sind nur noch wenige Bereiche im Originalzustand erhalten oder stehen gar unter Denkmalschutz. Einige Straßenzüge wurden besonders schön herausgeputzt. Andere atmen doch nicht die Atmosphäre früherer Zeiten. Deutlich wurde dies wieder einmal bei den Dreharbeiten zu Adolf Winkelmanns Film „Junges Licht“, die teilweise in Bottrop stattfanden. Zum Beispiel im Laerkamp, der noch über ein geschlossenes Siedlungsbild verfügt.
Das Buch
Das Buch „Die alten Bottroper (Berg)-Arbeitersiedlungen“ von Wilfried Krix soll in der Reihe „Geschichtsstunde“ des Stadtarchivs erscheinen. Wegen der Corona-Pandemie steht noch kein genaues Datum fest.