Bottrop.

Die Umnutzung alter Industriebauten begann nicht erst mit der IBA Emscherpark. Allerdings entdeckte die legendäre Bauausstellung das Potenzial mancher Stahlkonstruktion oder malerischer Backsteinhalle als Raum für die Kultur.

Auch die Geschichte des ehemaligen Lokschuppens, der im Mai erstmalig Spielort für das renommierte Klavier-Festival Ruhr sein wird, steht beispielhaft für die Neu-Nutzung bereits in früher Zeit. Denn die Zeche Arenberg Fortsetzung, für deren Lokomotiven der anspruchsvolle wie denkmalgeschützte Backsteinbau einst errichtet wurde, wurde bereits 1928 - also lange vor dem großen Zechensterben im Revier - geschlossen.

Bis in die 1970er Jahre diente der langgestreckte Bau als Schmiede, bevor er kurz nach der Jahrtausendwende für kulturelle und gastronomische Bedürfnisse umgebaut wurde. Dass dabei im Inneren die Atmosphäre der alten Industriehalle - und sogar das frühere Schiebetor - erhalten blieb, darf als Glücksfall gelten.

Ebenso die Tatsache, dass das Klavier-Festival Ruhr seine Bottroper Präsenz um diesen historischen Ort erweitert. „Wir sind immer interessiert, neue Spielstätten zu entdecken und das Festival noch weiter in die Städte der Region hinein zu tragen“, sagt Franz-Xaver Ohnesorg. Dem langjährigen Festival-Intendanten ist es von jeher ein Anliegen, das Publikum immer neu in die Region auch abseits der großen Konzert-Zentren zu führen.

Die Akustik trägt

Dabei muss der Raum natürlich stimmen, nicht nur, was das „Ambiente“ betrifft, sondern vor allem auch hinsichtlich der Akustik. Beim Lokschuppen gibt Ohnesorg sich zuversichtlich. Der Raum, der mit 230 Plätzen etwas größer ist, als das angestammte Festival-Domizil, der Kammerkonzertsaal im Kulturzentrum, verfüge über eine Akustik, die nicht knochentrocken sei aber auch keinen Riesennachhall besitze, so der Intendant. Die Anregung sei übrigens von Familie Müller, Eigentümer der Firma MC Bauchemie, ausgegangen, den Sponsoren dieses Abends.

In dessen Mittelpunkt steht die junge Mona Asuka Ott, die vor sechs Jahren ihr erstaunliches Debüt beim Klavier-Festival Ruhr gab , damals im Alter von 17 Jahren. Am 15. Mai ist sie mit einem Programm der Großen der Klaviermusik zu erleben. Von Bachs bekannten zwei-stimmigen Inventionen über Beethovens Klaviersonate Nr. 12 bis hin zu den Impromptus Nr. 3 und 4 aus Schuberts Opus 90 und zwei Chopin-Nocturnes. Am Ende steht die „Tarantella“ aus dem zweiten Jahr von Franz Liszts „Années de pèlerinage „. Für diesen Abend gibt es bereits jetzt eine Warteliste.

Der junge britische Pianist Benjamin Grosvenor spielt beim Klavier-Festival Ruhr am Montag, 19. Mai im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums. Der 22-Jährige, der bereits mit dem Philharmonia Orchestra oder dem English Chamber Orchestra konzertierte, hat ebenso wie Mona Asuka Ott Schuberts Impromptu Nr. 3 im Gepäck. Dann aber ist er - neben Mendelssohn, Schumann oder Liszts „Faust“-Walzer - mit Raritäten wie Federico Mompous „Paisajes“ oder den Arabesken auf den Walzer „An der schönen blauen Donau“ des Romantikers Anton Schulz-Evlers zu erleben.

Karten unter Tel.: 02041/ 70 08 33