Bottrop. . In der Bildungsstätte an der Gabelsberger Straße macht die Diakonie junge Leute fit für die Küche. Mit ihrem Catering-Dienst liefern sie auch Büfetts.

  • Diakonie bildet junge Menschen zum Fachpraktiker Küche aus
  • Ausbilder und Lehrlinge bestreiten den Catering-Service „Pottpourri“
  • Nächster Ausbildungsjahrgang startet am 25. August

Kurz vor zwölf Uhr herrscht in der offenen Großküche eine erwartungsvolle Ruhe. Aus großen Töpfen dampft es, blank polierte Koch-Utensilien warten auf ihren Einsatz, ein Appetit machender Duft liegt in der Luft. Dann kommt die erste Bestellung rein: „Dreimal Involtini“ geht der Ruf durch die Küche, und Mitarbeiter in weißen Kochjacken legen los. Denn jetzt gilt es, die Gäste des Mittagstisches im angegliederten „Lokschüppchen“ satt und zufrieden zu machen. Dafür sorgt unter anderem Alina Weniger (22), die hier, in der Lehrküche der Bildungsstätte Gabelsberger Straße plus angedocktem Catering-Service „Pottpourri“ gerade erst ihre Lehre „Fachpraktiker Küche“ erfolgreich absolviert hat. Ab 25. August treten neue Auszubildende in ihre Fußstapfen.

Denn die Azubis spielen die Hauptrolle in diesem Betrieb, der zur Diakonie gehört. Ein Ausbilder-Team der gemeinnützigen GmbH Arbeit und Bildung um Manuel Klinger macht bis zu sechs Auszubildende pro Lehrjahr fit für die Küche. „Zurzeit bilden wir nur junge Menschen im Reha-Bereich aus, die Lernschwächen haben und oftmals keinen Schulabschluss“, erklärt Klinger. Die Azubis werden von der Arbeitsagentur vermittelt.

Fachpraktiker Küche

Als Fachpraktiker Küche, wie die früheren Beiköche seit 2015 heißen, arbeitet man oftmals in Großküchen, unterstützt den Koch und verarbeitet auch halbfertige Produkte. Wobei: „Was wir hier machen, ist keine normale Beikoch-Ausbildung“, erläutert Christoph Schmidt, Prokurist der Arbeit und Bildung. „Hier lernen die Teilnehmer ihr Handwerk von der Pike auf.“ Das fängt beim Gemüse-Putzen an. „Alles, was wir machen, ist frisch. Das geht hier weit über den Rahmen eines Beikochs hinaus“, ergänzt Manuel Klinger.

Sozialkompetenzen werden trainiert

2008 hat das Diakonische Werk die damalige Beikoch-Ausbildung übernommen. 2012 hat man die Marke „Pottpourri“ für die Darstellung des Catering-Services nach außen entwickelt. Name und Logo (mit Förderturm) verweisen auf das Ruhrgebiet und auf den Ausbildungsstandort, wo einst eine Zeche in Betrieb war. Gewinne macht der Lehr-Betrieb rund ums Kochen und Catering nicht.

Die außerbetriebliche Ausbildung beginnt mit dem Vermitteln von Sozialkompetenzen und dem Bestreben, die jungen Leute zu einer Gruppe zusammenwachsen zu lassen. „Um das zu trainieren, geht es für die Auszubildenden zu Beginn für fünf Tage nach Rumänien, wo wir mit der dortigen Diakonie kooperieren“, berichtet Christoph Schmidt. Später gibt es neben einem Berufsschultag pro Woche extra Förderunterricht.

Die Azubis kommen umfassend zum Einsatz, auch bei Büfetts und Menus für Hochzeiten oder Firmen. Denn das Team bietet nicht nur montags bis donnerstags den Mittagstisch mit wöchentlich wechselnder Karte im kleinen „Lokschüppchen“ direkt neben der Lehrküche an. Es macht mit „Pottpourri“, den die Ausbilder mit den Azubis zusätzlich betreiben, auch die Bewirtung für diverse Veranstaltungen im angrenzenden Lokschuppen und sorgt fürs Catering inklusive Grillen bei Festen und Unternehmensveranstaltungen. Ein Großkunde ist die Diakonie mit ihren Veranstaltungen selbst. Büfetts für bis zu 500 Personen lernen die jungen Leute vorzubereiten und zu präsentieren. „Es macht Spaß, wenn die Azubis das Büfett betreuen und nah am Gast sind“, sagt Klinger. „Sie können dann direkt das Ergebnis ihrer Arbeit sehen und bekommen Resonanz von den Gästen.“

Was auch bedeutet: Die Arbeitszeiten der jungen Leute, die in der Regel von 7.30 Uhr bis 16 Uhr am Start sind, erstrecken sich teils auf Abende und Wochenenden. „Uns ist wichtig, dass wir die Gastronomie darstellen, betriebs- und praxisnah ausbilden“, sagt Schmidt. Klar, dass auch das Spülen dazu gehört. „Bei Veranstaltungen können schon mal 300 Teller zusammen kommen“, weiß Klinger.

Arbeitsvertrag in der Tasche

Das alles, betont der Ausbilder, wirkt sich positiv auf die Vermittlungschancen nach der Ausbildung aus. Von den vier aktuellen Absolventen hätten drei direkt eine Anstellung bekommen – eine davon ist Alina Weniger, die bei der Diakonie blieb.

„Bevor ich die Ausbildung angefangen habe, konnte ich gar nicht kochen“, verrät die 22-Jährige. „Jetzt koche ich auch zu Hause für die Familie und höre viel Lob.“ Am liebsten bereitet sie Saucen zu, probiert neue Kombinationen aus. Ausbildung und Anstellung sind ein Sprungbrett für sie, um dann bald in ihren Traumberuf einzusteigen: „Mein Ziel war immer die Bundeswehr.“ Nun, auch dort wird Verpflegung gebraucht. Ihr Lieblingsessen: „Königsberger Klopse – aber nur die von Oma!“