Bottrop. Weg von Öl und Gas – der Beratungsbedarf bei Verbraucherzentrale und Heizungsbauern ist groß. Lieferzeiten, Preise und Tipps für Hausbesitzer.

Die Nachfrage nach Heizungen mit fossilen Brennstoffen – sie ist quasi eingebrochen. Die Preise für Gas und Heizöl steigen, niemand kann vorhersagen, wie die Entwicklung mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht, das Interesse an alternativen Heizungsarten ist groß. Zahlreiche Anfragen erreichten die Verbraucherzentrale zu dem Thema, sagt Claudia Berger, die Leiterin der Bottroper Beratungsstelle.

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Vor allem Alternativen zu Ölheizungen seien besonders gefragt, auch Infos zu Photovoltaik. Die Energieberater der Verbraucherzentrale seien enorm eingespannt. „Die Vorlaufzeit für eine Vor-Ort-Beratung liegt inzwischen bei vier Monaten“, warnt Claudia Berger.

Bottroper Betrieb installiert kaum noch Heizungen mit fossilen Brennstoffen

Eine Tendenz „weg von den allen fossilen Brennstoffen“ erlebt Frank Kien, Geschäftsführer der Bottroper Firma Powertox. Er kann das anhand der Zahlen aus seinem Unternehmen untermauern. Im vergangenen Jahr habe der Anteil neuer Heizungen mit fossilen Brennstoffen, die sein Team eingebaut hat, noch bei 50 bis 60 Prozent gelegen. „Jetzt liegen wir im niedrigen einstelligen Bereich“, verdeutlicht er die Dimensionen.

Frank Kien, Geschäftsführer des Bottroper Unternehmens Powertox.
Frank Kien, Geschäftsführer des Bottroper Unternehmens Powertox. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Tendenz gehe eindeutig zur Wärmepumpe, oder zur Hybridisierung. In letzterem Fall bleibt die bestehende Gasheizung trotz Installation einer Wärmepumpe als Sicherheitskessel im Haus und kann Spitzenlasten auffangen. Kien ist überzeugt davon, dass die Gaspreise noch lange Zeit auf hohem Niveau bleiben. Die Kunden, die jetzt bei ihm nach neuen Heizungsformen fragen, denen gehe es um Verlässlichkeit bei den Energiekosten. Weniger gefragt, aber auch eine Alternative: Heizen mit Holzpallets.

Einbau von Wärmepumpen wird mit viel Geld vom Staat gefördert

Doch Kien geht davon aus, dass die Zukunft elektrisch ist und da komme man dann eben unweigerlich zur Wärmepumpe. Und da sei gerade die Förderlage interessant. Denn wer es geschickt anstellt, der bekomme bis zu 50 Prozent Förderung. Die Regelförderung liegt jedoch bei 35 Prozent.

Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherberatung in Bottrop.
Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherberatung in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die gibt es aber auch bei weitergehenden Arbeiten – dazu zählt beispielsweise auch der Austausch einzelner Heizkörper. Selbst wer von Heizkörpern auf Fußbodenheizung umbaut, bekommt das gefördert. Dabei stellt Kien eines klar: Wärmepumpen funktionierten durchaus auch mit Heizkörpern. Manchmal sei es aber nötig, einzelne Heizkörper größer zu dimensionieren. Aber auch das werde gefördert. Es brauche auch nicht in jedem Fall eine Photovoltaik-Anlage, so Kien, um den Strom für die Pumpe selbst zu produzieren. Zumal auf dem Dach der meiste Strom im Sommer erzeugt wird, die Wärme aber im Winter benötigt werde.

Nach sechs bis acht Jahren amortisieren sich die Kosten

Bis zu 60.000 Euro pro Wohneinheit würden gefördert, sagt Kien und berichtet von einer Baustelle in Düsseldorf, wo seine Firma die Heizungsanlage in einem Mehrfamilienhaus umbaut und unter anderem auch Fußbodenheizung einzieht. Der Besitzer bekomme 800.000 Euro an Fördergeldern.

Doch ist so eine Wärmepumpe tatsächlich für alle Häuser geeignet? Selbstverständlich komme es immer auf den Einzelfall an. Doch in den meisten Fällen – Kien geht von 98 Prozent aus – funktioniere der Umstieg. „Das jeweilige Einsparpotenzial ist dann individuell zu sehen. Doch: Die Kilowattstunde Gas kostet bei Neuverträgen derzeit rund 15 Cent. Bei einer Wärmepumpe kostet die Kilowattstunde Wärme umgerechnet rund zwölf Cent – bei einer Jahresarbeitszahl von drei. Was bedeutet, dass die Pumpe pro Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt. Dann gilt sie laut Verbraucherzentrale als effizient.

Einbau und Einstellung sollte von erfahrenen Fachleuten übernommen werden

Weiterer Vorteil aus seiner Sicht: Die Lebensdauer einer Wärmepumpe liege so bei 20 bis 28 Jahren, wogegen man bei einer Gasheizung von 15 bis 20 Jahren ausgehe. Sein Rat bei einem Umstieg: „Die Anlage muss so eingestellt sein, dass sie im optimalen Bereich fährt. Falsche Einstellungen können teuer werden“, sagt Kien mit Blick auf den Verbrauch.

Deshalb sollte so etwas von erfahrenen Fachleuten gemacht werden, sie entsprechend geschult seien. Doch noch immer gebe es in der Branche Unternehmen, die nur wenig Erfahrung in dem Bereich hätten. Dabei seien Wärmepumpe viel komplexer als Gasheizungen, gerade was die Einstellung angeht.

Von der Bestellung bis zum Einbau können acht Monate vergehen

Sorgen bereiten ihm derzeit Lieferzeiten und -probleme. Wer heute eine Wärmepumpe bei ihm bestellt, dem könne er sie erst in acht Monaten einbauen, sagt Kien. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 fünf Millionen neuer Anlagen zu installieren, hält er derzeit nicht für realistisch.

Dafür müssten pro Jahr 800.000 Anlagen gebaut werden, dafür gebe es gar nicht genügend Leute, zumal die Installation einer solchen Anlage etwa doppelt so lang dauere wie bei einer Gasheizung. Bernd Schöllgen, Landesinnungsmeister des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima (SHK NRW) hatte sich ähnlich geäußert. Demnach fehlten für die Umsetzung der Energiewende Fachkräfte und Material. Michael Hilpert, der Präsident des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima spricht von 190.000 fehlenden Handwerkern.

Kosten für ein Einfamilienhaus liegen bei 25.000 bis 30.000 Euro

25.000 Euro bis 30.000 Euro koste eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus im Schnitt. Davon gehen die Fördergelder ab, dazu gewährt die NRW-Bank für solche Maßnahmen auch Tilgungszuschüsse bei einer Finanzierung.

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Wer erst ganz am Anfang der Überlegungen steht und sich erst einmal einen Überblick verschaffen will, dem empfiehlt Christina Berger die Video- und Onlineberatung der Verbraucherzentrale. „Dort kann man erst einmal sehen, ob das was für sich infrage kommt. Das sind quasi Einstiegsseminare.“ Die Termine und Angebote sind auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW zu finden. Stehe dann tatsächlich die Umsetzung an, brauche man einen Energieberater.

Verschiedene Arten

Es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen. Die Funktionsweise ist bei allen ähnlich, die Unterschiede liegen vor allem darin, woher sie die Temperatur aufnimmt. Zunächst gibt es die Luft-Wasser-Wärmepumpen. Die entziehen der Luft die Wärme und über einen Wärmetauscher und Verdichter wird die Temperatur an an das Heizsystem übertragen.

Sole-Wasser-Wärmepumpen entziehen die Wärme nicht der Luft sondern dem Boden. Sie sind auch als Erdwärmepumpen bekannt.

Wasser-Wasser-Wärmepumpen nutzen dagegen die Temperatur des Grundwassers, um das Haus zu beheizen.