Bottrop. Was junge Firmen und Freiberufler längst tun, können Bottroper Vereine auch. Warum der Wunschzauberer-Verein soziale Clubs unter ein Dach bringt.
In der kleinen Vereinszentrale zwischen Gastromeile und Trapez stehen die ersten Möbel. Die Strukturen sind erkennbar: Einen voll eingerichteten Büroarbeitsplatz, einen größeren Besprechungsraum und eine Stehküche werden die künftigen Mieter vorfinden. Noch ist der Bottroper Wunschzauberer-Verein dabei, das Büro an der Gladbecker Straße 20 einzurichten. Es fehlt zum Beispiel eine Wand mit Spinden, in denen künftige Mieter ihre Utensilien und Materialien sicher unterbringen können. Denn das Büro teilen sich bald soziale Vereine aus Bottrop.
„Co-Working-Space ist im Wirtschaftsleben an der Tagesordnung. Kleinere Unternehmen, Freiberufler und Solo-Selbstständige teilen sich Büros ja schon länger. Wir wollen dieses Modell nun allerdings auch für Vereine und soziale Initiativen etablieren“, erklärt Jessica Peters vom Wunschzauberer-Verein. Es gebe in Bottrop auf dem Feld eine äußerst engagierte Vereinsarbeit, aber jeder Verein arbeite für sich und habe vielleicht sogar eine teils überdimensionierte Infrastruktur aufgebaut.
Ersparte Mieten kommen sozialen Zielen in Bottrop zugute
„Die Vereine mieten zum Beispiel Räume an, die sie eher selten brauchen; manchmal sogar nur einmal im Monat. Da entstehen Kosten, die in keinem Verhältnis zu den Nutzen stehen“, meint die Bottroperin. Durch das teilbare Vereinsbüro des Wunschzauberer-Vereins lasse sich so viel Geld sparen, das den eigentlichen sozialen Zwecken der Vereine und Initiativen zugute kommen könne.
Hinzu komme, dass das neue Büro ja auch zu einem Treffpunkt für die Vereinsvertreter werden könne. „Es entstehen so Schnittstellen für mögliche gemeinsame Projekte, und die Vereine und Initiativen können im gegenseitigen Austausch voneinander lernen; zum Beispiel, wenn es um solche Fragen geht wie: Kann ich eine 450-Euro-Kraft einstellen?, oder: Wie beantrage ich Fördergelder?“, hofft Jessica Peters.
Eine App dient Bottroper Vereinen als Türöffner
Die Vereine können sich für einen Pauschalbetrag, den sie an den Wunschzauberer-Verein zahlen, in dem Büro in der Passage zwischen Gastromeile und Trapez einmieten. Offizieller Untermieter des Lokals ist der Wunschzauberer-Verein selbst, der dabei von dem Innenstadt-Förderprogramm von Stadt und Land profitiert. Denn die eigentliche Mieterin ist die Stadt. Der Verein muss an die Stadt 20 Prozent der ursprünglichen Ladenmiete bezahlen. Die Differenz zu der vom Vermieter um 30 Prozent gesenkten Miete gleicht die Stadt mit Hilfe von Fördergeldern aus, die das Land verteilt.
Soziale Ziele
Der Wunschzauberer-Verein verfolgt auch mit dem geteilten Vereinslokal soziale Zwecke. „Wir wollen hier keinen Gewinn machen“, versichert Jessica Peters. Von den sozialen Zielen ließen sich auch Unternehmen aus der Stadt überzeugen, die bei der Einrichtung des neuen Büros halfen.
So spendierte das Möbelhaus Ostermann dem Verein Tisch, Stühle und eine Couch für seinen Besprechungsraum und der Fachhandel Olszewski stiftete Kühlschrank, Kaffeemaschine und ein Fernsehgerät. Weitere Sponsoren sind beim Wunschzauberer-Verein gerngesehen.
Wer mieten oder helfen möchte, kann sich gern melden; telefonisch unter 02041/706470 (Büro Oliver Helmke) oder per E-mail: helfen@wunschzauberer.de
Zutritt zu dem Büro erhalten die Vereine per App. „Sie müssen sich zunächst registrieren und können sich dann über die App zu ihren Wunschzeiten einbuchen“, erklärt Daniel Spicker vom Wunschzauberer-Verein. Für die gebuchte Zeit bleibe das Büro dann für den jeweiligen Verein reserviert. Als Türöffner diene auch wieder eine App, mit der sich das Türschloss dann per Handy öffnen lasse. „Wir testen noch, ob wir dazu zwei Apps brauchen oder vielleicht auch mit einer auskommen“, sagte Daniel Spicker.
Zehn Bottroper Vereine stehen auf der Anmeldeliste
Die Koordination der Bürozeiten übernimmt der Wunschzauberer-Verein, der das neue Vereinslokal besonderer Art auch selbst nutzen wird. Dabei gilt: Wer zuerst bucht, bekommt zuerst Zutritt. Ziel sei es aber, die Zeitpläne so zu gestalten, dass möglichst viele Vereine Zugang bekommen und sich nicht gegenseitig blockieren. „Das wird sich dann hoffentlich schnell einspielen“, meint Jessica Peters. Denn Interesse an dem Co-Working-Projekt ist unter den Vereinen vorhanden. So stehen angefangen beim Kneipp-Verein gut zehn bekannte Bottroper Clubs und Gruppen auf der Anmeldeliste.