Bottrop. Das neue Wohngebiet am Freitagshof wird so oder so gebaut. Die SPD-Spitze warb vor Bottroper Bürgern dafür. Die machten aber ihrem Ärger Luft.
Das Baugebiet in Vonderort „Am Freitagshof“ wird entstehen, daran ließ der Technische Beigeordnete der Stadt Bottrop, Klaus Müller, am Sonntag keine Zweifel aufkommen. Rund 30 interessierte Personen folgten der Einladung des SPD-Ortsvereins Fuhlenbrock-Vonderort zur Informationsveranstaltung in den Räumlichkeiten des Bürgerschützenvereins. Müller informierte ausführlich über den Bebauungsplan, der schon im Laufe der letzten Jahre für viel Aufmerksamkeit und Ablehnung gesorgt hatte. Eine Initiative hatte etwa 1000 Unterschriften von Personen eingereicht, die in der Umgebung des Plangebiets wohnen.
Die Kritik richtete sich besonders gegen die Entwässerungssituation bei Extremwetterlagen, die Zerstörung von Natur und Landschaft und die Verkehrssituation. Der aktuelle Bebauungsplan sieht nach Müllers Ausführungen 102 Wohneinheiten mit Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern vor, davon sollen 25 Wohnungen öffentlich gefördert werden. Die Anliegerstraßen enthalten als verkehrsberuhigte Fläche (Spielstraße) eine Vielzahl von Stellplätzen. Auch die Forderung aus vergangenen Bürgerbeteiligungen nach mehr Stellplätzen im bestehenden Bereich werde erfüllt: „Die Parksituation wird entschärft.“ Ebenso sei die Anregung für neue Radwege, etwa vom Südring-Center zur Grundschule Vonderort aufgenommen worden.
Baudezernent sichert neuen Spielplatz in der neuen Siedlung zu
Ausführlich ging Müller auf das Problem der Entwässerung ein. Das Schmutzwasser werde unproblematisch in die Kanalisation abgeleitet, das Regenwasser wird in einer anderen Kanalisation gesammelt und über ein neues Rückhaltebecken in den Kornbach und die Emscher geführt: „Damit verbessert sich auch die gegenwärtige Situation.“
Bezüglich der Bedenken gegen die Vernichtung von Grünflächen werde ein Ausgleich durch Ergänzung des Waldbereichs und durch Streuobstwiesen sowie Feldhecken geschaffen. Zur Klimaverbesserung müssen alle Garage und Flachdächer begrünt und die Grundstücke durch Heckenstrukturen abgetrennt werden. Mitten im Baugebiet wird ein neuer Spielplatz für Kleinkinder entstehen, für die größeren Kinder wird der Spielplatz am Hansiepenbusch aufgewertet.
Die Diskussion mit den Anwohnern drehte sich immer wieder um die bekannten Bedenken: Bauverkehr, Lärm – und Staubbelastung, großflächiges „Zupflastern.“ Auch die prekäre Verkehrssituation und die gewünschten Kontrollen im Ortsteil standen immer wieder im Mittelpunkt der Debatte. Die gesamte Verkehrssituation sei problematisch, man fühle sich als Bewohner nicht mitgenommen, hieß es. Beim bekannten Kita-Problem verwies Müller auf den entlastenden Neubau der Kita am Südring-Center. Aber auch die fehlende Infrastruktur bei der Nahversorgung wurde ausgiebig diskutiert.
Vonderorter sehen Widersprüche zu früheren Zusagen
Neues Wohnviertel in der Welheimer Mark
Ähnlich viele Wohnungen wie am Freitagshof in Vonderort will die Stadt auch in der Welheimer Mark bauen lassen. Auf dem früheren Sportplatz nördlich der Straße „Am langen Damm“ und dem angrenzenden Bolzplatz und Spielplatz sollen bis zu 100 neue Wohnungen fertig werden. Möglich sei der Bau von Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern aber auch von Mehrfamilienhäusern, heißt es.Mehrfamilienhäuser gibt es in dem Stadtteil jedoch bereits ziemlich viele. Die Stadtplaner raten daher dazu, auf dem alten Sportplatz-Gelände Doppelhäusern mit jeweils zwei Vollgeschossen zu bauen. Das neue Wohnviertel wird über die Klopriesstraße und die Straße Döckelhorst zu erreichen sein.
Es bestehe die Hoffnung, Vonderort durch verstärkten Zuzug zu beleben und auch die Versorgungslage zu verbessern. „Sehen Sie das auch als Chance,“ appellierte Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz, „wir können hier vielen Familien eine neues Zuhause geben, das wird auf Dauer die Infrastruktur verbessern.“ Frank Beicht, der Vorsitzende des Planungsausschusses, beschwört die Solidarität: „Wir müssen das nicht schön reden, es ist für die Anwohner nicht gut, dass dort gebaut wird, aber wir brauchen Wohnungen.“ Politik sei auch immer ein Prozess mit Abwägungen und Kompromissen. „Wir brauchen Wohnungen“, sieht Anwohnerin Sabine Löhrmann-Pypetz durchaus ein, aber „Die Häuser sind zu hoch, das widerspricht früheren Planungen“. Jörg Dräger betrachtet die Sache aus ökologischer Sicht: „Am Revierpark werden die Kröten gesammelt und hier wird ein ganzes Feld platt gemacht.“