Bottrop. Begrünte Dächer, Solarzellen, Luftwärmepumpen: Bottrop will ökologischen und sozialen Wohnungsbau. Baudezernent Müller gibt Leitlinien vor.
Die Goldene Regel für klimaschonendes Bauen von Häusern und Wohnvierteln gibt es nicht. Das machte Baudezernent Klaus Müller nach der Forderung der SPD nach einer Klimaschutzpflicht beim Häuserbau in einem Gespräch mit der WAZ klar. Müller rät daher dazu, bei der Auswahl der Bauprojekte in Bottrop differenziert vorzugehen und die Details in den Blick zu nehmen. Denn beim klimafreundlichen Bauen spiele nicht nur die Bauweise eines Hauses oder seine Energieversorgung eine Rolle, sondern auch der Ausbau des Wohnviertels, sein vorheriger Zustand sowie seine Lage im Stadtgebiet.
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Beim Neubau eines Hauses entstehe in vielen Fällen so viel CO2 wie in den folgenden 50 Jahren, in denen das Haus genutzt werde, macht der Bottroper Umweltdezernent klar. Insofern komme die Forderung der SPD nicht von ungefähr, Bauherren dazu zu verpflichten möglichst klimafreundlich zu bauen. „Ich denke nicht, dass man damit das Bauen erschweren oder verhindern will“, betonte Klaus Müller. Auch SPD-Ratsherr Frank Beicht hatte die Kritik, dass bei strengen Klimaschutzauflagen niemand mehr neu bauen werde, in einem WAZ-Gespräch schon als Totschlagargument zurückgewiesen. Es gebe Vorbilder genug, die beweisen, dass das gehe, sagte der Vorsitzende des Ratsausschusses für Stadtplanung.
Nur Bottroper Altbauten zu modernisieren, stößt an Grenzen
Ältere Wohnhäuser klimafreundlicher und energie-effizierter zu modernisieren, wie Bottrop es als Klimaschutzmodellstadt Innovation City in den letzten zehn Jahren vorgemacht hat, sei ein guter Weg. „Wenn man Altbauen hat, die man auch sanieren kann, ist es sinnvoll das zu tun“, sagt Baudezernent Müller. Als positives Beispiel im größeren Umfang führt er die Modernisierung der Mietshäuser an der Germaniastraße/Scharnhölzstraße durch die städtische Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop (GBB) an. Nur den vorhandenen Wohnungsbestand in Bottrop zu erneuern, reiche aber nicht aus und habe in manchen alten Wohnvierteln weder ökologisch noch wirtschaftlich Zweck.
„Die entscheidende Frage bei Neubauten ist: Wie ist ihre Lage?“, erklärt der Umweltdezernent. Müller hält daher auch nichts davon, beim Wohnungsbau ausschließlich auf die sogenannte Innenentwicklung zu setzen und neue Häuser nur noch in bereits bestehenden Siedlungen anstatt auf freien Flächen am Stadtrand zu bauen. „Das kann man so pauschal nicht sagen“, betonte er, „einige freie Flächen in den Außenbereichen sind ökologisch nicht so wertvoll wie sie es in anderen Stadtteilen mit einer sehr hohen Verdichtung sind“. Auch Ackerflächen misst der Beigeordnete - auch mit Blick auf das Gelände entlang der Tourcoingstraße auf dem Eigen - keine so hohe ökologische Bedeutung bei, dass sie für Neubauten generell tabu wären.
Energie aus Blockheizkraftwerken und Luftwärmepumpen
Andererseits gebe es Flächen, die sich gut für ein Recycling eignen, zum Beispiel aufgegebene Fußball-Ascheplätze, selbst wenn diese zum Teil schadstoffbelastet seien. „Da macht es Sinn“, bekräftigte Müller, das sind Standorte, die wir im Blick haben“. Auch inzwischen ungenutzte Kirchengrundstücke, auf denen man dann auch bestehende Gebäude anders nutzen kann, hält der Dezernent für interessant als Neubaugebiete. Dafür gibt es ja auch Beispiele wie etwa um St. Suitbert in Vonderort, aktuell um die Kirche St. Elisabeth an der Eichenstraße in Stadtmitte oder geplant um die alte Matthiaskirche in Ebel.
Soziale Aspekte
Die Stadtverwaltung arbeitet zurzeit an entsprechenden Leitlinien für nachhaltige und klimafreundliche, neue Wohngebiete Bottrop. Den Auftrag dazu hatte der Haupt- und Finanzausschuss des Rates erteilt.In den Leitlinien für die Klimaoffensive sollen ebenso wie schon beim Ausrufen des Klimanotstandes in Bottrop auch soziale Aspekte von Neubauprojekten mit berücksichtigt werden
Ein mitentscheidender Faktor für das umweltfreundlichere Neubauen sei die Bauweise der Häuser. Möglichst umweltschonend zu bauen, sei heute beinahe schon selbstverständlich, meint der Baudezernent. Er rät aber von Übertreibungen ab. „Ab einem gewissen Punkt macht es weder ökologisch noch wirtschaftlich einen Sinn“, sagte Klaus Müller. Für die Energieversorgung eigneten sich auch Geothermie und Luftwärmepumpen. Blockheizkraftwerke wie im Wohnquartier auf dem früheren Gelände der Firma Brockmann in der Boy seien auch eine Lösung. „Eine Alternative ist durchaus, auf das Fernwärmenetz zu setzen, das zukünftig auch aus Energiequellen gespeist werden soll, die erneuerbar sind“, sagte Müller.
Bottroper Baugesellschaft setzt Solarzellen auf begrünte Dächer
Die Wohnquartiere sollten möglichst wenig versiegelt werden. Das könne auch dadurch gelingen, dass Parkplätze an den Rand des Quartiers platziert werden. Solarcarports und Fahrradabstellanlagen könnten zusätzliche Garagen ersetzen. Auch der Einsatz von Solarzellen und begrünte Hausdächer schließen sich nicht gegenseitig aus, bekräftigt der Baudezernent. Speziell Dachbegrünungen ließen sich mit „einfachen“ Bebauungsplänen vorschreiben, erklärt Klaus Müller der auch für grüne Dächer ein Vorbild in Bottrop parat hat: „Im Neubauviertel Beckstraße und Ostring der GBB werden sämtliche Dächer begrünt“.