Bottrop. Die Anmietungsoffensive fürs Bottroper Rathausviertel kommt in Gang. Als erste will Bistro-Chefin Isabelle Aberfeld loslegen: im Krichel-Laden.
Bellas Gourmet Bistro soll in der Fußgängerzone an der Gladbecker Straße zu einer festen Adresse werden. Das passende Ladenlokal hat sich Inhaberin Isabelle Aberfeld schon ausgesucht: das frühere Fischgeschäft Krichel. Sie möchte darin einen Shop-in-Shop-Laden eröffnen, in dem Kunden außer Fischspeisen zum Beispiel auch Frisches vom Bauernhof, Kaffee, Bier, Wein oder Käse kaufen können. Erste positive Signale der Vermieter des Ladenlokals gibt es schon. Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter hofft, dass sie Anfang des neuen Jahres ihr Okay geben.
Die Eigentümer müssen ja auf 30 Prozent ihrer ursprünglichen Miete verzichten, damit die Stadt als Zwischenmieterin einspringen und einen Großteil der Mietkosten übernehmen kann. Denn Bellas Bistro gehört zu den Top drei der Geschäfte auf der Liste der Stadt, denen sie im Rathausviertel mit besonders günstigen Ladenmieten beim Sprung ins Geschäftsleben helfen will. „Bellas Bistro ist geradezu ideal für dieses Ladenlokal. Wir finden auch, dass es dort gut hinpasst“, meint Dorothee Lauter.
Bellas Bistro steht Mittwoch noch am Mensingplatz in Bottrop
Die Vorfreude rund um das Bistro, das sich auf den Bottroper Märkten einen Namen gemacht hat, ist bereits groß. Bis zum Mittwoch, 22. Dezember, bleibt Bellas schicker Marktwagen noch auf dem Mensingplatz. „Dann lassen wir es krachen beim Abglühen“, kündigt Isabelle Aberfeld an. Danach bleibt ihr Foodtruck erst einmal bis zum Samstag, 15. Januar, in der Garage. „In der Zwischenzeit werde ich am und im Geschäft arbeiten, so dass wir so schnell wie möglich eröffnen können. Ich freue mich riesig“, machte sie ihre Pläne auf ihrem Instagram-Account bekannt.
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Wichtig ist der Markthändlerin auch: „Mittwoch könnt Ihr bei mir noch einmal Bottroper Bier kaufen“. Dieser Hinweis kommt nicht von ungefähr. Denn Isabelle Aberfeld verrät der WAZ mit Blick auf das Ladenlokal auf der Gastromeile: „Das Bottroper Bier wird mit bei mir einziehen.“ Die Bierbrauer aus dem Fuhlenbrock wären nicht die einzigen bekannten Bottroper Namen, die in dem neuen Geschäft mit ihren Produkten vertreten wären. „Mein Konzept ist ein Shop-in-Shop-Laden. Fisch, Käse, Artikel von Bauernhöfen wie frische Milch, frische Eier und Gemüse. Die Gewürze-Kiste kommt mit rein, die Ernst-Löchelt-Stiftung, Mahlgrad - gleichzeitig gibt es Frühstück, Mittagessen und Snacks“.
Für Läden im Rathausviertel gibt es 16 ausgewählte Interessierte
Mit neuen Läden wie Bellas Bistro will die Stadt frischen Wind in die City bringen. Sie startete dazu im Rathausviertel mit der Gastromeile ihre zweite Anmietungsoffensive. Mit Hilfe der Fördergelder des Landes aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung von Innenstädten“ hatten die Wirtschaftsförderinnen zuvor im Hansaviertel bereits sechs Mietverträge abgeschlossen. Jetzt nehmen sie im Rathausviertel leerstehende Objekte in den Blick. Welche Händler und Dienstleister eine Chance auf einen günstigen Laden bekommen sollen, entschied Anfang Dezember eine zehnköpfige Jury um OB Bernd Tischler während einer digitalen Sitzung. Insgesamt 16 Interessierte sind in dieser Vorauswahl.
„Die Anmietungsoffensive hat eine hohe Bedeutung für Bottrop. Es ist wichtig, dass hier alle an einem Strang ziehen und hinter den Entscheidungen stehen“, erklärt Sabine Wißmann, die Leiterin der Bottroper Wirtschaftsförderung. Die neuen Geschäftsideen müssten als allererstes wirtschaftlich tragfähig, aber auch publikumswirksam sein und das Angebot in der Innenstadt erweitern. „Wir haben hier die Möglichkeit, Mittel vom Land zu erhalten, um unser Anmietungsprogramm umzusetzen. Dadurch verringern wir die Leerstände, ziehen mehr Besucher an und gestalten die City insgesamt attraktiver. Dies zieht positive Effekte für alle nach sich“, erklärt auch Abteilungsleiterin Dorothee Lauter.
Bottroper Jury favorisiert Modegeschäfte für die Hansastraße
Die Jury beriet daher auch noch einmal darüber, welche neuen Geschäfte in die Ladenlokale von Christ und Douglas an der Hansastraße 6-8 passen könnten. Beide Läden waren bei der ersten Anmietungsoffensive leer geblieben. In Frage komme für die Juroren ein Modeatelier und ein Schuhgeschäft. Das MA Modeatelier spezialisiert sich auf den Verkauf von individuell gefertigter Kleidung. Seine Kunden erhalten dazu eine große Auswahl an vorgefertigten Schnitten zum Selbstnähen. Workshops und Nähabende ergänzen dieses Angebot. Außerdem könnte dort ein Schuhgeschäft eröffnen, das unter dem Namen „miniMauken – Barfußschuhe für Rabauken“ in Altenessen sehr erfolgreich Kinder-Barfußschuhe für alle Jahreszeiten verkauft.
Dritter Antrag
Bei dem Innenstadtsofortprogramm verzichten Vermieter auf 30 Prozent der Miete ihrer leeren Ladenlokale. Die Stadt mietet diese Läden an und vermietet sie an innovative Geschäftsleute weiter. Die Miete beträgt dann nur 20 Prozent der Altmiete. Die Differenz übernimmt zu 90 Prozent das Land.Inzwischen hat das Amt für Wirtschaftsförderung einen dritten Antrag auf Förderung eingereicht. Dabei nimmt die Stadt erneut leere Geschäfte auf der Gastromeile, aber auch an der kleinen Kirchhellener Straße und perspektivisch an der Osterfelder Straße in den Blick.
„Das wird eine Herausforderung“, kommentierte Dorothee Lauter die Aufgabe, die beiden leeren Läden mit neuem Leben zu füllen. Das Bottroper Ressort für Wirtschaftsförderung halte den beiden Interessenten aus der Modebranche daher auch noch andere Optionen offen. „Wir arbeiten die Liste der Jury von Platz eins aus ab und prüfen, welches Ladenlokal sich für wen eignet und welches Konzept welche Ansprüche mit sich bringt“, sagte sie. Dabei bleiben die Wirtschaftsförderinnen im engen Austausch mit den künftigen Mietern und den Vermietern. Denn: „Die einen stehen vor einem beruflichen wie persönlichen Wagnis, die anderen sind bereit, ihre Mieteinnahmen zu reduzieren“.
Im Bottroper Hansaviertel zogen sechs neue Geschäfte in leere Lokale ein
Dass sich die Anmietungsoffensive lohne, beweise ein Blick ins Hansaviertel, in dem es jetzt sechs neue Mieter gebe. „Natürlich läuft dabei nicht immer alles wie geplant und es mag auch schon mal unerwartete Herausforderungen geben“, meint Dorothee Lauter. Diese Erfahrung machen die Wirtschaftsförderinnen jetzt auch im Rathausviertel. So lässt das auf der Juryliste ebenfalls auf einem vorderen Platz rangierende griechische Restaurant Pikilia seine Pläne zur Eröffnung eines Feinkostgeschäftes erst einmal ruhen. Insgesamt fällt das Fazit des Ressorts für Wirtschaftsförderung aber positiv aus. Dorothee Lauter: „Die Mieter und Vermieter sind generell zufrieden.“