Bottrop. Ab 2022 darf kein Schmutzwasser mehr in die Emscher laufen. Diese Deadline setzt die Stadt Bottrop nicht nur in der Welheimer Mark unter Druck.

Im Sommer waren es Staub und Schmutz, jetzt sind es Matsch und Dreck, die den Anwohnern in der Welheimer Mark zusetzen. Die leidigen Kanalbauarbeiten, im Stadt, sie sind immer noch nicht abgeschlossen. Gut fünf Jahre dauern die Arbeiten im Stadtteil an, inzwischen läuft der letzte Bauabschnitt. Doch dort, wo jetzt vor der Haustür gebaut wird, liegen die Nerven blank.

Höchste Priorität haben derzeit die Arbeiten auf den Grundstücken. Dort muss Regen - und Brauchwasser entflechtet werden, beides fließt künftig über getrennte Kanäle ab.
Höchste Priorität haben derzeit die Arbeiten auf den Grundstücken. Dort muss Regen - und Brauchwasser entflechtet werden, beides fließt künftig über getrennte Kanäle ab. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Tatsächlich sind die Straßen, die aufgerissen wurden, im Moment eine einzige Matschkuhle. „Diesen Dreck trägt man sich überall rein“, ärgern sich die Anwohner an der Feuerwerkerstraße. Tatsächlich ist es so, dass wenn ein Auto über die Straße fährt, man auf dem Gehweg Sorgen hat, eine Matschdusche abzubekommen – und dafür muss das Auto nicht einmal besonders schnell unterwegs sein.

Weg zur Hausarztpraxis ist uneben, matschig und von Pfützen übersät

Der zuständige SPD-Vertreter im Bezirk Süd, Marian Krzykawski und der SPD-Ratsherr Andreas Morisse sind ebenfalls genervt, verweisen auf den Gehweg entlang der Straße „In der Welheimer Mark, Er ist teilsweis abgesackt, von Pfützen und Matsch übersät und das Überqueren der Einmündung der Feuerwerkerstraße ist schon für Menschen, die gut zu Fuß sind nicht einfach. „Und das hier ist der direkte Weg zur Hausarztpraxis, hier sind viele Menschen unterwegs, die auf einen Rollator angewiesen sind“, ärgert sich Marian Krzykawski. Das sei eine Zumutung.

Ratsherr Andreas Morisse (Mitte) und Bezirksvertreter Marian Krzykawski (l.) schildern Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau bei der Stadt Bottrop, die Probleme.
Ratsherr Andreas Morisse (Mitte) und Bezirksvertreter Marian Krzykawski (l.) schildern Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau bei der Stadt Bottrop, die Probleme. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Heribert Wilken, der Leiter des Fachbereichs Tiefbau will den momentanen Zustand der Baustelle nicht beschönigen. Die Situation rund um die Arztpraxis will er zügig verbessern lassen. Gleichzeitig bittet er um Verständnis und erklärt die besondere Situation, die in der Welheimer Mark aktuell das Handeln des Tiefbauamts bestimmt.

Stadt Bottrop muss die alte Mischwasserkanalisation ersetzen

Alles hänge zusammen mit der Abwasserfreiheit der Emscher. Zum Jahreswechsel dürfe kein Schmutzwasser mehr in die Emscher eingeleitet werden. Vor diesem Hintergrund stehen ja auch die aufwendigen Arbeiten in dem Stadtteil. Aus dem bisherigen Mischwasserkanal, in dem Schmutz- und Regenwasser gemeinsam entsorgt wurde, müssen nun zwei Abwasserstränge werden – einer für Regenwasser, das weiter in die Emscher fließt, und einer für das Abwasser.

Die Hausarztpraxis in der Welheimer Mark – der Weg dorthin ist schwierig, führt über matschige Gehwege und unebene Straßenabschnitte.
Die Hausarztpraxis in der Welheimer Mark – der Weg dorthin ist schwierig, führt über matschige Gehwege und unebene Straßenabschnitte. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In der Straßen seien diese Arbeiten auch abgeschlossen, sagt Wilken. Nun gelte die ganz Aufmerksamkeit aber der Entflechtung auf den anliegenden Grundstücken. Denn auch dort muss etwa die Dachentwässerung neu gezogen werden, damit das Wasser daraus künftig in den Regenwasserkanal fließt. „Wir müssen da jetzt ein bisschen mit den Kopf durch die Wand“, wirbt Wilken, wohl wissend, dass die Stadt den Anwohnern der Welheimer Markt in den vergangen Jahren bereits viel abverlangt hat.

Noch vor Weihnachten sollen die Arbeiten auf den Grundstücken abgeschlossen sein

Allerdings ist nun auch ein Ende absehbar. Noch vor Weihnachten seien alle Entflechtungsarbeiten auf den Privatgrundstücken abgeschlossen, sagt der Leiter des Fachbereichs Tiefbau. Dann würden auch die Straßen in einen besseren Zustand versetzt – zunächst mit feinerem Schotter, der den Regen besser aufnehme, sich nicht sofort in Matsch verwandle. Anfang nächsten Jahres würden dann die entsprechenden Asphaltdecken aufgebracht, „sobald die Firmen ihre Weihnachtsferien beendet haben und das Wetter es zulässt“.

Ein weiteres leidiges Problem: Lkw dürfen die Straßen im Stadtteil eigentlich gar nicht nutzen. Doch viele Fahrer missachten die Verbotsschilder, suchen sich ihren Weg durch die Baustelle zum Gewerbegebiet Kruppwald.
Ein weiteres leidiges Problem: Lkw dürfen die Straßen im Stadtteil eigentlich gar nicht nutzen. Doch viele Fahrer missachten die Verbotsschilder, suchen sich ihren Weg durch die Baustelle zum Gewerbegebiet Kruppwald. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aktuell gelte aber eben die ganze Aufmerksamkeit der Entflechtung der Abwasserrohre auf den Grundstücken, sagt Wilken. Die Bezirksregierung sitzt der Stadt im Nacken, wird man nicht rechtzeitig fertig drohen saftige Strafen. Doch warum wird es in der Welheimer Mark nun so knapp?

Auch in Ebel und an der Essener Straße in Bottrop drängt die Zeit beim Kanalbau

Dazu muss man wieder zum Anfang der Bauarbeiten zurückgehen. Da haben Bauarbeiter einen Blindgänger gefunden und zwar in einem Bereich, die nicht vorher als Verdachtsflächen definiert worden waren. Nichts wies im Vorfeld auf den brisanten Fund hin. Die Berufsgenossenschaft sorgte dann dafür, dass das gesamte Baugebiet engmaschig nach möglichen weiteren Bomben abgesucht wurde. Engmaschige Probebohrungen und Sondierungen waren die Folge. das nahm viel Zeit in Anspruch, die Zeitplanung war nicht einzuhalten und auch der Beginn der weiteren Bauabschnitte verzögerte sich.

Allerdings: Nicht nur in der Welheimer Mark drängt die Zeit. Auch in Ebel wird aktuell die Kanalisation erneuert. Hintergrund und Stichtag sind hier dieselben wie in der Welheimer Mark, bestätigt Wilken. Auch die Kanalbaustelle auf dem Teilstück der Essener Straße vor der Kanalbrücke und der Stadtgrenze zu Essen-Dellwig falle in diese Kategorie.

Bürger können sich bei Problemen auch direkt an den Fachbereich wenden

Marian Krzykawski und Andreas Morisse sind froh, dass es nun zumindest eine zeitliche Perspektive für die Bürger der Welheimer Mark gibt. Allerdings hätten sie sich gewünscht, dass einige der jetzt zugesagten Abhilfen schon eher ergriffen worden wären – gerade auf dem Fußweg zum Arzt. Auch eine klarere Kommunikation der Verwaltung wäre wünschenswert gewesen – gern auch in den politischen Gremien. Denn: „Am Ende werden wir von den Bürgern vor Ort angesprochen und können dann auch nicht mehr sagen.“

Heribert Wilken wirbt dafür, dass sich Bürger auch direkt an den Fachbereich und die verantwortlichen für die Baustelle wenden könnten. Auch dann können vielfach unkompliziert Abhilfe geschaffen werden, sagt er – auch mit Blick auf andere Baustellen. So habe sich gerade erst ein Arzt an den Fachbereich gewandt mit der Bitte, die Eingangssituation zu seiner Praxis in einer anderen Baustelle zu entschärfen nachdem dort eine Patientin gestürzt war. Noch am selben Tag habe man da etwas tun können.

Endgültiger Straßenausbau kommt noch

Wenn die Asphaltdecken im kommenden Jahr auf den Straßen aufgebracht sind, haben die Bürger in der Welheimer Mark zunächst einmal Ruhe und können durchschnaufen. Doch endgültig abgeschlossen ist die Baustelle dann immer noch nicht, die Straßen sind zunächst provisorisch hergestellt, müssen aber noch endgültig ausgebaut werden.

Für das Jahr 2025 stünden die entsprechenden Mittel im Haushalt, sagt Heribert Wilken. Zunächst würden Knappenstraße und die Straße In der Welheimer Mark fertig gemacht. Im zweiten Schritt seien dann die Wohnstraßen der Siedlung dran. Warum diese Reihenfolge? Der Ausweich- und Umleitungsverkehr soll nicht über die neu fertig gestellten Straßen laufen. Das aber würde passieren, erneuerte man zuerst die Wohn- und dann die Hauptstraßen im Stadtteil.