Bottrop. Um neue Geschäfte für leere Läden zu finden, trifft sich Anfang Dezember wieder die Bottroper Jury. Es gibt viel mehr Interessenten als Läden.

Das Sofortprogramm zur Belebung der Innenstadt geht in die nächste Phase. Für Anfang Dezember ist wieder eine Sitzung der Jury um Oberbürgermeister Bernd Tischler terminiert. Die Juroren sollen dann eine Auswahl aus dem Kreis der Interessenten treffen, die für eine vergünstigte Anmietung von Geschäftslokalen in Frage kommen. Den Hauptaugenmerk richtet das Bottroper Ressort für Wirtschaftsförderung dabei auf das Rathausviertel, doch auch das Hansaviertel gerät nicht aus dem Blick.

„Wir haben dreimal so viele Bewerberinnen und Bewerber wie Ladenlokale“, sagt Sabine Wißmann, die Leiterin des Ressorts für Wirtschaftsförderung, in einem WAZ-Gespräch. „Wir sind mit Interessierten aus fast allen Bereichen in Kontakt: Einzelhandel und Gastronomie, auch Dienstleister sind darunter“, erklärte die Wirtschaftsförderin. Im Rathausviertel stehen entlang der Gladbecker Straße, aber auch in der Altmarkt-Passage insgesamt acht Ladenlokale für eine Neuvermietung zu besonders günstigen Mietkonditionen bereit.

Bottroper Vermieter verzichten auf bis zu 30 Prozent der Miete

Bei dem Deal verzichten die Vermieter der Geschäftslokale auf bis zu 30 Prozent ihrer Miete. Für den Großteil der Miete springt die Stadt für die Dauer von zwei Jahren mit Hilfe von Fördergeldern des Landes ein, so dass die neuen Ladenmieter nur 20 Prozent der Miete selbst zahlen müssen. Dazu stehen der Stadt in der zweiten Phase rund 400.000 Euro bereit. Mit dem Geld wird aber auch eine Managerin oder ein Manager eingestellt, die sich um das Rathausviertel, aber auch um das in der Startphase besonders geförderte Hansaviertel kümmern sollen.

Das frühere Geschäftslokal der Parfümerie Douglas an der Hansastraße steht trotz Starthilfeversuch weiterhin leer. Das wird auch noch einmal Thema der Jury. Doch Mieter für so große Ladenlokale zu finden, wird schwierig.
Das frühere Geschäftslokal der Parfümerie Douglas an der Hansastraße steht trotz Starthilfeversuch weiterhin leer. Das wird auch noch einmal Thema der Jury. Doch Mieter für so große Ladenlokale zu finden, wird schwierig. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zum Start des Innenstadt-Sofortprogramms haben dort neue Geschäfte wie der Supermarkt für vegane Lebensmittel an der Hochstraße oder ein ein Geschäft für Wohndekor an der Poststraße Starthilfen erhalten. Auch ein Blumenladen und ein Imbiss für Kartoffelspezialitäten zum Beispiel profitieren von niedrigen Ladenmieten. Die von der Jury ebenfalls als neue Standorte für so genannte Labore der Zukunft ausgewählten Ladenlokale in einem Wohn- und Geschäftshaus an der Hansastraße 6-8 stehen allerdings weiterhin leer. Zuletzt befanden sich darin die schon länger geschlossenen Filialen der Parfümerie-Kette Douglas und des Juwelierunternehmens Christ.

Zukunftslabore standen ganz oben auf der Rangliste der Bottroper Jury

Hinter den Zukunftslaboren verbirgt sich eine Idee des Bottroper Projektentwicklers Oliver Helmke, der die Ladenlokale mieten wollte. Danach sollten Schüler und Stundenten eigene Geschäftsideen zu geförderten Konditionen ausprobieren können. Das Projekt stand auch ganz oben auf der Rangliste der Jury, verrät Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter. Es habe Gespräche mit den Eigentümern des Geschäftshauses gegeben, eine Vermietung kam letztlich aber nicht zustande, bedauerte sie.

Kampf gegen Leerstände

Mit dem „Sofortprogramm Innenstadt“ bekämpft das Land Leerstände in den Innenstädten. Das Förderprogramm des Landes ist nicht nur in Bottrop angelaufen, sondern zum Beispiel auch in Essen, Dortmund, Witten, oder Mülheim.

In Bottrop geht es schon in die zweite Runde. Nach der Förderung neuer Geschäfte im Hansaviertel in der Bottroper Fußgängerzone sind nun die Geschäftsstraßen im Einkaufsviertel am Rathaus an der Reihe.

Für eine schnelle Vermietung auf Basis des Sofortprogramms gibt es offenbar auch einige Hindernisse. So habe man es bei den Geschäftslokalen an der Hansastraße 6-8 mit kompletten Rohbauten zu tun. Außerdem seien die Filialen von Douglas und Christ beide ziemlich groß gewesen. „Kein anderes Konzept der Jury passt da so einfach rein“, stellte Dorothee Lauter fest. An ihrem Dezember-Termin werden sich Juroren und Wirtschaftsförderinnen aber auch noch einmal mit dem Projekt im Hansaviertel befassen. Zwar steht das Haus schon etwas länger zum Verkauf, dennoch sei die jetzige Eigentümergemeinschaft weiterhin zu einem Mietnachlass bereit. Die Wirtschaftsförderinnen hoffen, dass Anfang des kommenden Jahres wieder Bewegung in das Projekt kommt.