Kirchhellen. Lange haben die Verkehrsunternehmen über die neue Verbindung zwischen Kirchhellen und Oberhausen debattiert. Jetzt gibt es einen Kompromiss.
In der Debatte um die neue Express-Buslinie „X 42“ haben die beteiligten Städte und Verkehrsunternehmen gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine Kompromissformel gefunden. Mit ihr bekommt Kirchhellen eine direkte Busverbindung ohne Umsteigen zum Centro Oberhausen.
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Seit 2019 arbeitet der VRR an einem regionalen Schnellbusnetz, das Orte ohne Bahnanschluss mit leistungsfähigen Bahnhöfen verbinden soll. 100 Linienvorschläge wurden erarbeitet und verglichen. Eine der Linien, auf der die Experten eine sehr hohe Nachfrage erwarten, ist eine Verbindung zwischen Oberhausen Hauptbahnhof, Sterkrade Bahnhof und Kirchhellen. Von hier aus soll die Verbindung abwechselnd den Movie Park und den ZOB in Dorsten anfahren.
Experten erwarten mehr als 4000 Fahrgäste täglich
Mit dieser Verbindung sollen 400 Fahrgäste pro Tag zusätzlich zwischen Kirchhellen und Sterkrade für den Nahverkehr interessiert werden. Insgesamt erwarten die Experten ein Plus von 13 Prozent auch durch Nahverkehrsnutzer, die bis 2019 ohne Umsteigen per Bahn zwischen Dorsten, Bottrop und Oberhausen unterwegs waren. Diese Verbindung wurde beim Fahrplanwechsel in Bottrop Hauptbahnhof getrennt. Dort müssen die Bahnpendler jetzt zwischen Regionalexpress 14 (Bottrop - Dorsten) und Regionalexpress 44 (Bottrop - Oberhausen - Duisburg) umsteigen.
Mehr Fahrten nach Grafenwald und Feldhausen
Die Vorteile für die Kirchhellener: Sie bekämen erstmals seit Ende der Postkutschenära wieder eine Direktverbindung nach Sterkrade und eben weiter zum Centro. Wenn der neue Expressbus zudem im Halbstundentakt unterwegs ist, bringt das zwei Fahrten pro Stunde mehr zwischen Kirchhellen und Grafenwald sowie eine pro Stunde mehr nach Feldhausen.
Außerdem soll die neue Linie Anschlüsse schaffen am Bahnhof Sterkrade zum Regionalexpress 19 zwischen Düsseldorf, Duisburg, Emmerich und Arnheim. In Dorsten sollen Anschlüsse geschaffen werden an den Regionalexpress 14 zwischen Borken, Bottrop und Wesel sowie Richtung Coesfeld.
Debatte um Kosten und Nutzen in Oberhausen
Die Schwierigkeit: Eine neue Buslinie kostet viel Geld. Allein die Stadt Bottrop müsste rund 321.000 Euro im Jahr aufbringen. Auch die Stadt Oberhausen müsste Kosten übernehmen. Deshalb gab es in Oberhausen Diskussionen, ob es nicht reichen würde, die neue Expressbuslinie nur bis zum Bahnhof Sterkrade fahren zu lassen; dort gebe es schließlich über die Neue-Mitte-Trasse beste Verbindungen weiter zum Centro und zum Hauptbahnhof Oberhausen. Diese Trasse nutzt zwischen Bottrop und Oberhausen der Schnellbus 91.
Von Kirchhellen nach Oberhausen: So lautet die Kompromissformel
Nach Angaben von VRR-Sprecher Dino Niemann gibt es inzwischen einen Kompromiss, dem der Verkehrsausschuss und der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes zugestimmt haben. Und der geht so: Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr fährt der Expressbus von Dorsten über Kirchhellen bis zum Hauptbahnhof Oberhausen, abends und sonntags endet er in Sterkrade.
Nach Einschätzung des Verkehrsverbundes wäre damit zu den nachfragestarken Einkaufszeiten die direkte Verbindung zum Centro gewährleistet, zu den schwächeren Zeiten könnten die Nahverkehrskunden die guten Umsteigemöglichkeiten von Sterkrade nach Oberhausen nutzen. Bewertung des Verbundes: „Trotz der Modifizierung hat die Linie aus Sicht des VRR weiterhin einen hohen Verkehrswert und sollte umgesetzt werden.“
Das ist deshalb wichtig, weil der Verkehrsverbund diesen Verkehrswert zur Voraussetzung für die Umsetzung gemacht hat. In der Diskussion war schon die Drohung angeklungen: Wenn die Oberhausener nicht mitspielen bei der Direktverbindung bis zum Centro, suchen wir uns eben für die Fördergelder des Landes eine andere Linie aus. Das scheint jetzt vom Tisch. Jetzt spricht der VRR mit den Busbetreibern Vestische und Stadtwerke Oberhausen (Stoag) über die Vergabe der konkreten Fahraufträge. Das scheint gut zu laufen, berichtet der Verbund dem Verwaltungsrat: „Diese Gespräche verliefen bislang in sehr konstruktiver Atmosphäre.“ Bis Jahresende sollen sie soweit gediehen sein, dass der „X 42“ im nächsten Sommer an den Start gehen könnte.
Das kurze Leben der Linie 297
Erst 2018 hatten VRR und Vestische die Buslinie 297 zwischen Dorsten und Kirchhellen-Mitte aus der Taufe gehoben. Die Idee dahinter war die Entlastung der Schnellbuslinie 16, die seither in der Dorfmitte am Antoniuskrankenhaus endet und wendet.Ursprünglich hatte die Vestische die Linie am Bottroper Hauptbahnhof teilen wollen. Das hatten die Kirchhellener aber gar nicht gut gefunden, weil sie die Direktverbindung nach Essen behalten wollten. Und so kam es auch: Einmal die Stunde (außer am Sonntag) fährt der Schnellbus von Essen nach Kirchhellen und zurück. Die Verbindung nach Dorsten übernahm die neue Linie 297.Das soll künftig der neue Expressbus leisten: Im Stundentakt fährt er abwechselnd zum Movie Park und nach Dorsten. Für diesen Fall hat der Rat im November den „Entfall der bestehenden Linie 297“ beschlossen.