Bottrop. Ein 14-Jähriger ist auf dem Schulhof der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop zusammengeschlagen worden. Der Vater macht der Schule Vorwürfe.

Gehirnerschütterung, eine aufgeplatzte Lippe, Schwellungen am Kehlkopf und starke Kopfschmerzen: Der 14-Jährige Tim (Name geändert) ist bei einer Prügelei am Mittwochmittag auf dem Schulhof der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop schwer zugerichtet worden. Eine Nacht musste er im Krankenhaus verbringen. Der Vater des Jungen ist wütend – auf den Täter und die Schule.

Bereits am Vortag habe ein Freund Tims einen Konflikt mit dem mutmaßlichen Täter am ZOB gehabt und sei von ihm geschlagen worden. Am Mittwochmorgen dann kam es erneut am Busbahnhof zum Aufeinandertreffen der Jungen. Dieses Mal habe Tim schlichten wollen, so schildert es sein Vater, der Jugendliche soll zu ihm gesagt haben: „Jetzt hole ich meine Kumpels und dann stechen wir euch ab.“

Prügelei an Bottroper Schule: Eltern des Freundes warnten vor Eskalation

Die Eltern von Tims Freund riefen nach dem Streit am ZOB am Mittwochmorgen bei der Willy-Brandt-Gesamtschule an und warnten vor einer eskalierenden Situation. Nach Aussage von Tims Vater (Name ist der Redaktion bekannt) sei daraufhin nichts passiert. Als sein Sohn aus dem Unterricht kam, habe ihn ein Jugendlicher zusammengeschlagen – auf dem Schulhof, umringt von 20 bis 30 weiteren Jugendlichen. „Er hat ihn getreten und geschlagen und gegen die Wand gehauen“, sagt Tims Vater. „Zum Glück hat er eine Zahnspange, sonst wären ein paar Zähne rausgewesen.“

Nachdem er vom Sekretariat über den Vorfall informiert wurde, sei er etwa eine Dreiviertelstunde später an der Gesamtschule angekommen. „Bei meinem Eintreffen waren weder Polizei noch Rettungskräfte informiert“, sagt der Vater, der selbst Polizeibeamter in Bottrop gewesen ist. „Ich habe meinen Sohn schwer verletzt in die Notaufnahme gebracht und die Polizei dorthin gerufen.“

Polizei ermittelt nach Schulhof-Schlägerei gegen Unbekannt

Polizeisprecherin Corinna Kutschke bestätigt, dass nicht die Schule, sondern der Vater die Kollegen informiert hat. Ob die Gruppe von 20 bis 30 Jugendlichen, die rund um die Schlägerei auf dem Schulhof standen, zu dem Angreifer gehörten, sei unklar. „Wir vermuten, dass er nicht mit so vielen gekommen ist, sondern dass die nur zugeguckt haben.“ Die Anzeige laufe weiterhin gegen Unbekannt.

Der Schulleiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, Markus Reuter, bestätigt die Aussage des Vaters, dass der Angreifer ein Schüler einer anderen Schule gewesen ist. Die Wut des Vaters, die emotionale Aufgewühltheit könne er verstehen. „Das war ein massiver Vorfall, der uns sehr bewegt“, sagt Reuter.

„Wir hätten durchaus einen Rettungswagen gerufen, wenn wir das für notwendig gehalten hätten“, sagt der Schulleiter. „Vielleicht haben wir die Situation unterschätzt.“ Die Polizei sei in solchen Fällen schon häufiger benachrichtigt worden, „aber da ist nicht viel passiert, wenn der Täter schon weg war“.

Übergriffe zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Schulen in Bottrop nehmen zu

Tims Vater kritisiert, dass die Klassenlehrerin erst am späten Nachmittag von dem Vorfall erfahren hat. „In der Regel benachrichtigen wir unmittelbar. Warum das dieses Mal nicht funktioniert hat, kann ich nicht sagen“, so Reuter.

Gewaltprävention an Schulen

An der Willy-Brandt-Gesamtschule gibt es unter anderem in der siebten Klasse ein Projekt gegen Mobbing und Gewalt, bei dem sich die Schüler mit Ursachen von Gewalt auseinandersetzen und Strategien gegen Ausgrenzung und Mobbing lernen.

Es gibt auch Gewaltpräventionsprogramme an Grundschulen. So nimmt beispielsweise die Batenbrocker Nikolaus-Groß-Schule in Kooperation mit dem Verein Cool Strong Kids am Programm „Ich bin unschlagbar!“ teil, bei dem Kinder lernen, mit Gewalt- und Konfliktsituationen umzugehen.

Es gebe immer wieder Probleme mit Aggressivitäten zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Schulen – nicht nur an der Willy-Brandt-Gesamtschule. „Das ist leider eine ungute Entwicklung.“ Jugendliche wiegelten sich gegenseitig auf, bildeten Allianzen. „Solche Übergriffe nehmen zu.“

Willy-Brandt-Gesamtschule trifft Maßnahmen zur Gewaltprävention

Deswegen hat die Schule schon verschiedene Maßnahmen getroffen: Die Aufsichten wurden ausgeweitet und verschärft, es gibt ein neues Beratungskonzept für Betroffene. Lehrer werden in Fortbildungen für solche Situationen fit gemacht, Gewaltprävention ist ein großes Thema. „Wir arbeiten da eng mit der Schulberatungsstelle zusammen.“

Nun gelte es, den Vorfall aufzuarbeiten, zusammen mit der Klassenlehrerin und der Abteilungsleiterin gebe es intensive Gespräche. „Das erfordert viel Ermittlungsaufwand“, sagt Reuter, der auch mit Tims Mutter gesprochen, sich für das Geschehene entschuldigt hat. Tims Vater ist der Meinung, dass der Vorfall hätte verhindert werden können, „wenn die Schule ihrer Fürsorgepflicht nachgekommen wäre“.