Bottrop. Zwei Männer haben einen Bottroper Familienvater nach Streit im Straßenverkehr zusammengetreten: „Wenn ich nachts wach werde, denke ich daran.“
Eigentlich ist es eine Konfliktsituation wie sie jeden Tag im Straßenverkehr passiert: Ein Autofahrer ärgert sich über den anderen. Doch der Streit über ein Überholmanöver am vergangenen frühen Montagabend in Batenbrock ist eskaliert. Der Bottroper Familienvater und Schützenkaiser Thomas Naczynski ist von zwei Männern zusammengetreten worden.
Der 52-Jährige ist gegen 17.30 Uhr auf der Scharnhölzstraße unterwegs, dort darf erst 30 Stundenkilometer gefahren werden, dann 50. Das Auto vor ihm, eine graue Mercedes-Limousine mit Recklinghäuser Kennzeichen, habe allerdings nicht beschleunigt. Nach etwa 400 Metern, das hat Thomas Naczynski später bei Google Maps nachverfolgt, überholt er schließlich den Wagen. An der nächsten roten Ampel am Nordring dann die Eskalation: „Der Fahrer hat seine Tür aufgerissen und mich beschimpft“, schildert der 52-Jährige die Situation.
Konflikt im Bottroper Straßenverkehr: „Mit voller Wucht in den Bauch getreten“
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Er selbst habe zurückgeschimpft, ihm zugerufen, dass man hier 50 fahren dürfe. „Dann ist der Mann wutentbrannt zu mir gekommen, hat meine Tür aufgerissen. Ich dachte, er reißt sie gleich aus den Angeln.“ Als der Mann, Anfang 30 soll er etwa gewesen sein, Thomas Naczynskis Fahrertür wieder zuknallt, steigt der 52-Jährige selbst aus. „Dann hat er mir ins Gesicht gespuckt.“ Als Naczynski zurückspuckt, habe ihm der Mann „mit voller Wucht in den Bauch getreten.“
Der Familienvater wird zurück in den Wagen gestoßen, sein Bein, das noch aus dem Auto hängt, von der Tür eingeklemmt. Als er wieder aussteigt, sich wehren will, habe ihn ein zweiter Mann, der im Auto sitzt, festgehalten, der andere tritt noch mal zu. Thomas Naczynskis Kopf knallt auf das Auto, er prellt sich den Rücken, der später ebenso wie sein Unterleib in roten und blauen Flecken leuchtet.
„In so einer Situation schreit man mal rüber, aber dann ist doch gut“
„Ich habe eigentlich mit jedem Spaß“, sagt der Vater von zwei Kindern über sich selbst. „Es liegt mir fern, mich zu schlagen.“ Er ist Kassierer im Batenbrocker Schützenverein, hat zuletzt sogar den Vogel zweimal runtergeschossen und ist vom Schützenkönig zum -kaiser aufgestiegen. Natürlich sei er wütend gewesen, habe geschimpft – aber körperlich gewehrt habe er sich nicht. „In so einer Situation schreit man mal rüber, aber dann ist doch auch gut.“
Zahlreiche Zeugen haben ihm geholfen nach dem Unfall, darunter eine Richterin, die Fotos gemacht hat. Eine weitere Mitfahrerin in dem Mercedes habe der Frau noch das Handy entreißen wollen. Die Polizei ruft Thomas Naczynski nicht sofort, zu schnell hauen die beiden Männer ab, zu groß ist der Schock. „Ich habe auch gar nicht mitbekommen, dass mir drei Leute geholfen haben.“ Auf Facebook sucht er aktuell noch weitere Zeugen.
Bottroper Familienvater hat Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet
Auf der Polizeiwache am Abend soll er ein Formular ausfüllen. „Da habe ich gedacht, das kann ich besser online machen.“ Am Dienstag erstattet er über das Internet Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. Eine Sprecherin bestätigt die Anzeige. „Besser wäre es gewesen, wenn die Polizei direkt vor Ort gerufen worden wäre“, sagt sie. Zeugen hätten so direkt befragt, die Arbeit der Polizisten beschleunigt werden können. Der Halter des Fahrzeugs sei aber bereits ausfindig gemacht worden, die Ermittlungen laufen.
Für Thomas Naczynski hat der Vorfall noch Nachwirkungen. Auch wenn es ihm körperlich wieder besser gehe, er wieder normal laufen könne, ist die Schlägerei noch ständig in seinen Gedanken. „Wenn ich nachts aufwache, denke ich daran und kann nicht mehr schlafen.“