Bottrop. NRW plant eine Krankenhausreform. Für das Marienhospital und das Knappschaftskrankenhaus spielen Spezialisierungen längst eine wichtige Rolle.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will die Krankenhauslandschaft in NRW neu aufstellen. Die Häuser sollen sich stärker spezialisieren; Doppel-Strukturen benachbarter Krankenhäuser sollen abgebaut werden. Doch wie sind die Bottroper Krankenhäuser aktuell ausgerichtet? Wo liegen heute schon wichtige Spezialisierungen von Marienhospital und Knappschaftskrankenhaus? Versuch einer Bestandsaufnahme.
MHB-Geschäftsführerin sieht Bottrops Krankenhäuser gut aufgestellt
Unabhängig davon, wie die Krankenhauslandschaft in Bottrop sich künftig entwickeln wird, sagt Dr. Ulrike Ellebrecht, Geschäftsführerin vom Marienhospital, schon jetzt: „In Bottrop haben wir die Spezialisierung bestimmt schon seit 20 Jahren. Insofern ist hier kein Riesenstreit zu erwarten.“ Die Ausgangssituation erscheint ihr daher ganz gut für die beiden Häuser vor Ort. Zumal: „Wir sind in den ganzen Jahren ohne Kürzungen weggekommen, wir hatten in Bottrop nie eine Überversorgung.“ Das sei sicher ein Ergebnis dessen, dass die Häuser schon vor mehr als 20 Jahren angefangen hätten zu überlegen: Wer macht was, welche Abteilung ist wo sinnvoll.
Zudem seien auch in der neuen Krankenhausplanung Allgemeinbereiche vorgesehen, die an jedem Standort angeboten werden können und auch sollen. Ellebrecht nennt ein Beispiel: „Jede Chirurgie wird einen Blinddarm oder Hernien operieren.“ Aber nicht zu jeder Chirurgie werde auch die Endoprothetik (Gelenkersatz) gehören.
KKH-Geschäftsführer fühlt sich gut gerüstet für Krankenhausplanung in Bottrop
Ähnlich äußert sich Dr. André Schumann, Geschäftsführer des Knappschaftskrankenhauses: „Die vom Gesundheitsministerium geplante Krankenhausreform sieht vor, dass sich Kliniken künftig differenziert über Leistungsbereiche und Leistungsgruppen darstellen. Welche Krankenhäuser dann welche Leistungen erbringen, wird in den kommenden zwei Jahren intensiv zu diskutieren sein. Das Knappschaftskrankenhaus Bottrop sieht sich für diese Diskussion gut gerüstet. Wir haben bereits in den vergangenen Jahren stark auf eine Spezialisierung gesetzt und die Qualität der Behandlung durch externe Zertifizierungen unter Beweis gestellt.“
Im Rahmen von Zertifizierungen, die in beiden Krankenhäusern eine große Rolle spielen, werden von Instituten oder Gesellschaften Kriterien wie Fallzahlen, Personalausstattung, den Leitlinien entsprechende Prozessabläufe und andere geforderte Standards überprüft. Alle paar Jahre muss in der Regel rezertifiziert werden.
Marienhospital Bottrop (MHB)
Steckbrief: 340 Betten in neun Fachkliniken; Belegklinik für Augenheilkunde; Belegklinik für HNO; Lehrkrankenhaus der Uni Duisburg-Essen (Josef-Albers-Straße 70)
Wichtige Spezialisierungen:
Ein Alleinstellungsmerkmal am MHB ist die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die von Chefarzt Dr. Mirco Kuhnigk geleitet wird. Dort werden auch extrem Früh- und schwer kranke Neugeborene ab der 24. Schwangerschaftswoche versorgt, und zwar über das Perinatalzentrum Level I (das steht für die höchste Versorgungsstufe). Hier werden Hochrisikogeburten in allen Schwangerschaftswochen betreut.
Das geht Hand in Hand mit der in Bottrop ebenfalls einzigen Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe unter Leitung von Chefarzt Dr. Hans-Christian Kolberg. In der Geburtshilfe kommen pro Jahr etwa 1250 Kinder zur Welt. In der Frauenheilkunde liegt ein Schwerpunkt in der Behandlung von Brustkrebs. Diese erfolgt interdisziplinär im Brustzentrum. Ebenfalls zertifiziert ist das Gynäkologische Krebszentrum am MHB.
Die Proktologie, die sich mit Erkrankungen des Dick- und Enddarms und deren Therapie beschäftigt, ist schon seit rund 20 Jahren ein Schwerpunkt am MHB. So ist der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie/Koloproktologie (Chefarzt: Dr. Andres Gonzalez-Abel) ein Zentrum für Proktologie angegliedert.
Im Vergleich dazu recht neu ist das Alterstraumazentrum (ATZ), das sich durch eine Zusammenarbeit der Teams von Geriatrie (Hauptfachabteilung für Altersmedizin am MHB seit 2018; Chefarzt: Dr. Thomas Vömel) und Unfallchirurgie/Orthopädie/Hand- und Wiederherstellungschirurgie (Chefarzt: Dr. Daniel Schmitz) auszeichnet. Ziel der Behandlung sei, die Selbstständigkeit des (hoch-)betagten Patienten etwa nach einem Sturz zu erhalten.
In der Unfallchirurgie/Orthopädie liegt am MHB ein Hauptaugenmerk auf dem Bereich der Arbeits- und Wegeunfallverletzungen (Zulassung der Berufsgenossenschaften) und dem Endoprothetik-Zentrum für alle Belange rund um den Gelenkersatz. Im Fokus: Hüft- und Kniegelenke.
Weitere Zentren am MHB: Darmzentrum, Schilddrüsenzentrum, Wirbelsäulenzentrum
Weitere Kliniken am MHB: Innere/Gastroenterologie/Infektiologie/Onkologie; Kardiologie; Radiologie; Anästhesiologie/Intensivmedizin/Schmerztherapie/Palliativmedizin
Knappschaftskrankenhaus Bottrop (KKH)
Steckbrief: 372 Betten in elf Fachkliniken; angeschlossene neurologische Reha-Klinik Prosper (stationär und ambulant), Lehrkrankenhaus der Uni Duisburg-Essen (Osterfelder Straße 157)
Wichtige Spezialisierungen:
Anfang der 1950er Jahre wurde die erste Dialyse im KKH durchgeführt. Heute versorgt die Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Intensivmedizin (Chefarzt: Prof. Dr. Markus Hollenbeck) als „Nephrologische Schwerpunktklinik“ im Gebiet der Nierenerkrankungen rund eine Millionen Einwohner aus Bottrop und Umgebung. Auch die Rheumatologische Ambulanz hat ein Alleinstellungsmerkmal.
Das Zentrum für Gefäßmedizin am KKH ruht im Wesentlichen auf diesen beiden Säulen: der Klinik für Gefäßchirurgie (Chefarzt: Prof. Dr. Gernold Wozniak) und der Klinik für Angiologie/Diabetologie samt Diabeteszentrum (Chefärztin: Dr. Anke Mikalo). Behandelt werden Patienten mit Gefäßkrankheiten vom offenen Zeh über Venenthrombosen oder den Diabetischen Fuß bis hin zur Aorten-OP.
Innerhalb der Neurologie am KKH (Chefarzt: Prof. Dr. Carsten Eggers), zu deren breitem Behandlungsspektrum u.a. auch Parkinson, Multiple Sklerose oder Epilepsie gehört, ist eine wichtige Einheit die Stroke Unit. Eine Station, die auf die Hilfe bei akuten Schlaganfällen spezialisiert ist.
Die Behandlung von Prostata- und Nierenkrebs ist ein wichtiger Bereich der Klinik für Urologie/Kinderurologie/urologische Onkologie (Uroonkologisches Zentrum). Unter Leitung von Chefarzt Dr. Mirko Müller wird bei vielen urologischen Erkrankungen, die einen operativen Eingriff erforderlich machen, der Operationsroboter Da Vinci eingesetzt. Dieser arbeitet minimalinvasiv.
Das KKH ist darüber hinaus eine spezialisierte Anlaufstelle für Menschen mit krankhaftem Übergewicht - ein Adipositaszentrum ist der Klinik für Allgemein-/Viszeral-/Unfall- und Wiederherstellungschirurgie angegliedert (Chefarzt: Dr. Jörg Celesnik). Pro Jahr werden hier mehr als 80 schwer übergewichtige Patienten operiert - etwa per Magenverkleinerung, Magenbypass oder Magenband.
Weitere Zentren am KKH: Darmzentrum, Parkinsonzentrum, Shuntzentrum, Hernienzentrum, Zentrum für Roboterassistierte Chirurgie, Cardiac Arrest Center
Weitere Kliniken am KKH: Innere/Gastroenterologie/Hämatologie/Onkologie; Kardiologie; Altersmedizin; Radiologie/Nuklearmedizin; Anästhesiologie/Intensivmedizin/Schmerztherapie
Beide Krankenhäuser stellen sämtliche ihrer Behandlungsschwerpunkte und Zentren ausführlich in Patientenbroschüren und auf ihren Internetseiten vor: www.mhb-bottrop.de; www.kk-bottrop.de
Klinik für Psychiatrie
Zur Bottroper Krankenhauslandschaft gehört das St. Antonius-Krankenhaus in Kirchhellen. Dabei handelt es sich um eine Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Gerontopsychiatrie mit 120 Betten und 20 Tagesklinikplätzen.
Das Haus ist Teil der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH. Weitere Infos: www.kkel.de