Bottrop. Die Knie-Endoprothese „Attune“ ist am Marienhospital Bottrop seit Oktober 2019 hundert Patienten eingesetzt worden – trotz Corona-Lockdown.

Wer sich für ein künstliches Knie entscheidet, dem wird am Marienhospital seit rund einem Jahr das so genannte „Knie der Charité“ eingesetzt. Dass in dieser Zeitspanne nun schon die 100. Prothese dieser Art implantiert wurde, verbuchen die Verantwortlichen als Erfolg. Gerade vor dem Hintergrund des Corona-Lockdowns im März/April und dem Stopp vieler Wahleingriffe sei dies „ein Zeichen, dass wir mit dem Knie Erfolg haben und die Patienten zufrieden sind“, sagt Privat-Dozent Dr. Daniel Schmitz, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie.

Die Entscheidung zum Wechsel auf das Knie-Modell „Attune“ fiel dem Team leicht. „Ich habe etwa 20 Jahre lang das Vorgängermodell eingebaut und habe mit diesem Knietyp eine lange Erfahrung“, sagt Dr. Hans-Peter Jüsten, seit Juli 2019 Leiter des Departement für Endoprothetik am MHB. „Attune“ werde auch das Knie der Charité genannt, weil die Berliner Klinik an der Weiterentwicklung beteiligt gewesen sei.

Das Modell ist erst wenige Jahre auf dem Markt

Das neue Kniemodell sei sehr anwendungsfreundlich. „Die Patienten kommen schneller in Bewegung“, so Schmitz. Innerhalb der ersten drei Tage kämen sie oftmals bereits auf 60 bis 70 Grad Beugung. Zudem: In der Regel würden 10 bis 20 Prozent der Patienten mit künstlichem Kniegelenk unter einem „vorderen Knieschmerz“ leiden, so Jüsten. „Attune“ habe nun besondere Konstruktionseigenschaften, die diesen reduzierten. Außerdem sei der Unterschied zwischen den einzelnen Größen dieses Knie-Modells sehr fein, so dass es gut an den Patienten angepasst werden könne, ergänzt Oberarzt Burkhard Bosch. Im Kunststoff des Gleitlagers eingelagertes Vitamin E erhöhe die Haltbarkeit des Implantats, das erst seit wenigen Jahren auf dem Markt sei. Die Haltbarkeit lasse sich daher nur schätzen auf bestimmt 20 Jahre.

Sport mit Prothese

Auch mit der Knie-Prothese ist Sport möglich, sagen die Fachleute. Aber: „Kontaktsportarten sind schwierig“, so Dr. Hans-Peter Jüsten. Schläge aufs Knie gilt es nämlich zu vermeiden.

Als unproblematisch gelten zum Beispiel Fahrradfahren oder Nordic Walking.

Insgesamt, schätzt Jüsten, werden am MHB 2020 rund 300 Prothesen eingesetzt, viele in der Hüfte, rund hundert davon im Knie-Bereich. Letzteres eine hohe Anzahl, die laut Bosch seit vier Jahren erstmals wieder erreicht wird. 50 OPs im Jahr seien das Minimum, um sich Endoprothetik-Zentrum nennen zu dürfen. Die Rezertifizierung dessen am MHB ist erst in dieser Woche bestätigt worden, berichtet Bosch, Leiter des Zentrums. „Das bedeutet, dass wir uns strengen Kontrollen unterzogen haben“, betont Schmitz. „Die Leute hier sind spezialisiert.“ Auch darauf, Frakturen mit Prothesen zu behandeln.

Es geht um die Verbesserung der Lebensqualität

Und wann ist die Zeit für ein künstliches Knie gekommen? „Das ist sehr individuell. Es geht immer darum, die Lebensqualität zu verbessern“, so Bosch. „Wenn ein Patient seinen alltäglichen Verrichtungen nicht mehr nachkommen kann und nachts vor Schmerzen nicht schläft, dann ist es höchste Zeit.“ Und keine Frage des Alters, auch nicht des sehr hohen. Schmitz: „Wir hatten eine Dame über 80. Sie geht alleine einkaufen, ins Fitnesscenter, verreist – auch sie hat ein Recht auf eine Prothese.“

Bei ausgebrochenen oder gelockerten Prothesen oder einem Infekt gibt es laut Schmitz die Möglichkeit, mit einem so genannten Revisionsknie zu helfen.

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Mit der Knieprothese „Attune“ kommen Patienten schneller wieder in Bewegung.
Mit der Knieprothese „Attune“ kommen Patienten schneller wieder in Bewegung. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht