Bottrop. Bottrops Wirtschaftsförderung eröffnet im Juli einen Pop-Up-Biergarten an der Gastromeile. Für einige Gastronomen ist das Wettbewerbsverzerrung.

Für sechs Wochen soll es einen Pop-Up-Biergarten am neugestalteten Kreuzkamp geben. Vom 15. Juli bis 22. August betreibt die CK Media und Events GmbH, unterstützt von der städtischen Wirtschaftsförderung, am Ende der Fußgängerzone eine Freiluftgastronomie zur „Wiederbelebung der Innenstadt“, wie es heißt. Damit wolle man den Gastronomen einmal mehr Außenfläche geben, aber auch die Möglichkeit, ihre Speisen und Getränke dort anzubieten, wie Dorothee Lauter und Heiko Gieselmann von der Wirtschaftsförderung es formulieren.

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„Für die unmittelbar an Bottrops Gastromeile ansässigen Wirte zumindest eine gute Idee und einen Versuch wert“, sagt Manfred Süselbeck, der mit seiner Frau Angela die beliebte Bodega am Platz betreibt. Andere, die nicht im unmittelbaren Umfeld liegen, dürften dem Plan kritischer gegenüber stehen.

Bottroper Passmanns: Kampf um Ausweitung der Außengastronomie

Michael Pelikan zum Beispiel, Inhaber von Passmanns Kulturkneipe an der Kirchhellener Straße. Er kämpft seit vielen Monaten um die Genehmigung, seine Mini-Außengastronomie erweitern zu dürfen, hat bereits viel Geld und Zeit in Planung, Entwürfe aber unzählige Anträge an diverse Ämter investiert. Zuletzt habe es im Mai geheißen, eine Entscheidung falle in zwei Wochen, bis jetzt ist immer noch nichts geschehen, so der junge Wirt, Nachfolger von Reimbern von Wedel-Parlow.

Michael Pelikan von Passmanns: „Das ist beinahe schon Wettbewerbsverzerrung.“ Der Gastronom würde gerne seinen kleinen Außenbereich erweitern. Bislang gab es von der Stadt noch kein grünes Licht.
Michael Pelikan von Passmanns: „Das ist beinahe schon Wettbewerbsverzerrung.“ Der Gastronom würde gerne seinen kleinen Außenbereich erweitern. Bislang gab es von der Stadt noch kein grünes Licht. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wenn er jetzt hört, dass der temporäre Biergarten nicht nur eine Flächenerweiterung der dortigen Kneipen und Lokale dienen soll, sondern zum Teil auch gefördert wird, sieht er das schon als Wettbewerbsverzerrung. „Zumindest findet kein Wettbewerb unter gleichen Bedingungen statt“, sagt Michael Pelikan. „Wir haben eindeutig den Nachteil, nicht auf der Gastromeile zu sein.“ Aber in der Innenstadt würden ohnehin zumeist dieselben Leute mit Buden oder Aktionen das Geld verdienen.

Mobiler Bierwagen ist noch nicht komplett ausgebucht

Eine Argumentation, der sich auch Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter nicht ganz verschließen kann. Aber auf der Gastromeile sei nun einmal eine Konzentration von Lokalen, da sei es sinnvoll, Aktionen wie diese durchzuführen. Es gebe ja auch einen mobilen Bierwagen, den alle reihum betreiben können, nicht nur Wirte von der Gladbecker Straße oder vom Kreuzkamp. Der sei noch nicht komplett ausgebucht. Und schließlich hoffe sie wie alle Akteure, dass es bald wieder die Kneipennacht oder auch ein Stadtfest geben könne, von dem alle City-Gastronomen profitieren würden.

Hürter-Wirtin Ramona Fleer mit Coronaschutz kurz vor dem letzten Lockdown in ihrer Traditionskneipe an der Gladbecker Straße. Die Pandemie ziehe sich gerade zwar zurück, aber zu großes Gedränge ist der Gastronomin weiterhin suspekt.
Hürter-Wirtin Ramona Fleer mit Coronaschutz kurz vor dem letzten Lockdown in ihrer Traditionskneipe an der Gladbecker Straße. Die Pandemie ziehe sich gerade zwar zurück, aber zu großes Gedränge ist der Gastronomin weiterhin suspekt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ramona Fleer vom Traditionsgasthaus Hürter lässt den Auftakt am 15. Juli erstmal auf sich zukommen. „Wir hatten vier Tage Zeit, unsere Ideen einzureichen.“ Für ein größeres Bewirtungsangebot liege selbst ihr Lokal an der Gladbecker Straße fast schon zu weit entfernt vom Kreuzkamp. „Aber mit Cocktails to go und unseren Frikadellen sind wir dabei“, so die Wirtin. Warme Speisen würden jedoch auf dem Weg zum Kreuzkamp schon kalt und das Personal sei kurz nach dem Lockdown auch knapp.

Dass Passmanns oder Ralf Mader vom „Cottage“, aber auch weniger weit entfernt liegende Kneipen, die Aktion mit gemischten Gefühlen betrachten, könne sie gut verstehen. Und schließlich sei Corona noch nicht ganz verschwunden, daran sollte man denken, wenn es nach der letzten Runde im Pop-Up-Biergarten um 21 Uhr so richtig voll würde.