Bottrop. Straßenverkehrsamt will Wildwuchs bei Planwagenfahrten eindämmen. Ein Bottroper Unternehmen investiert daraufhin und fühlt sich nun ausgebremst.

Die drei Planwagen, die auf dem Hof stehen, machen optisch einen guten Eindruck. Die Kennzeichen glänzen, die Tüv-Plaketten sind aktuell und auch die Sicherheitsprüfung haben die drei Wagen gemeistert. Auch das beweist eine entsprechende Plakette am Heck. Die Wagen sind die neuesten im Fuhrpark von Niels Sogemeier. Mit seinem Unternehmen Veranstaltungstechnik Sogemeier bietet der Kirchhellener auch Planwagenfahrten an.

Die Wagen, die er nun vorgestellt hat, sind ausgestattet mit Druckluftbremsen, sind zulassungspflichtig und weisen auch andere Sicherheitsfeatures auf. So ließen sich die hinteren Türen beispielsweise während der Fahrt nicht öffnen, ohne dass vorne im Traktor beim Fahrer Alarm ertönt. Schließlich dürfe niemand während der Fahrt aussteigen oder auf der Treppe rumturnen, erläutert Niels Sogemeier. Mit den Anhängern, die nicht zugelassen sind und mit maximal 6 Stundenkilometern über die Straßen tuckern, haben diese Fahrzeuge jedenfalls nichts gemeinsam. Sie dürfen daher auch 25 Stundenkilometer schnell fahren.

Bottroper Unternehmen hat in den Fuhrpark investiert

Niels und Corinna Sogemeier haben investiert – als Reaktion auf einen Termin beim Straßenverkehrsamt erzählen sie. Im November vergangenen Jahres habe das Amt nämlich die Anbieter solcher Fahrten eingeladen und informiert, dass man die zulassungsfreien Wagen im Stadtgebiet nicht mehr dulden wolle. Die Zahl der Fahrten haben überhand genommen und die Beschwerdezahl sei stark angestiegen. Nur noch genehmigte Anbieter mit zugelassenen Fahrzeugen sollen in Bottrop unterwegs sein – auf vorher genehmigten Routen.

Der Schriftverkehr von Niels und Corinna Sogemeier mit dem Straßenverkehrsamt füllt inzwischen einen Ordner.
Der Schriftverkehr von Niels und Corinna Sogemeier mit dem Straßenverkehrsamt füllt inzwischen einen Ordner. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Fahrzeuge habe man, gleiches gelte für eine Genehmigung der Bezirksregierung Münster die den Transport von Personen auf der Ladefläche erlaubt. Eigentlich steht man in den Startlöchern, würde nach der langen Corona-Zwangspause gern wieder starten, sagen Corinna und Niels Sogemeier. Es gebe aber ein Problem: Das Straßenverkehrsamt habe noch keine Routen genehmigt, im Gegenteil Vorschläge immer wieder abgelehnt. Auf eine Bitte um ein Gespräch habe das Amt fast drei Wochen lang nicht reagiert, klagt Corinna Sogemeier.

Hauptverkehrsstraßen in Bottrop sind für Planwagen tabu

Sämtliche Straßen des Vorrangnetzes in Bottrop seien nach Aussage des Straßenverkehrsamtes tabu für Planwagengespanne, sagen die Sogemeiers. „Nur, wo können wir denn dann noch fahren?“ fragen sich die Unternehmer. Sie wünschen sich mehr Unterstützung und Entgegenkommen seitens des Amtes, drängen auf Genehmigungen, andernfalls sehen sie ihre Existenz bedroht.

Die Wagen von Niels und Corinna Sogemeier haben eine Straßenzulassung, dürfen 25 Stundenkilometer fahren und verfügen über Sicherungen, die etwa das Öffnen der Türen während der Fahrt verhindern sollen.
Die Wagen von Niels und Corinna Sogemeier haben eine Straßenzulassung, dürfen 25 Stundenkilometer fahren und verfügen über Sicherungen, die etwa das Öffnen der Türen während der Fahrt verhindern sollen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Von 12 Aushilfen und drei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seien nach Corona nur noch fünf Aushilfen und ein Angestellter übrig. „Wenn wir nicht bald wieder fahren dürfen, muss ich meinen Mitarbeitern zum Monatsende kündigen“, so der verzweifelte Unternehmer. Andere Städte seien da weniger strikt, sagt Sogemeier. Tatsächlich scheinen die Städte das unterschiedlich zu handhaben, auch Hattingen setzt auf strikte Regeln, andere Städte scheinen nachzuziehen.

Straßenverkehrsamt Bottrop muss Routen mit der Polizei abstimmen

Beim Straßenverkehrsamt sieht man die Zwänge, in der die Sogemeiers stecken. Doch einige Details schildert der zuständige Abteilungsleiter Dino Rühlemann etwas anders. So sei es das Amt gewesen, das beim Unternehmer nachgefragt habe, wie es denn nun mit den Routen aussehe, sagt Rühlemann. Und die vorgeschlagenen Routen habe man ablehnen müssen, weil dort Straßen und Bereiche befahren wurden, die für Planwagen nicht mehr vorgesehen seien.

Dass der Unternehmer nun dränge und gern fahren würde, kann Rühlemann einsehen. Aber: „Wir brauchen für die Genehmigungen auch Zeit. Wir müssen das intern und mit der Polizei abstimmen, das geht nicht innerhalb weniger Tage.“ Aus seiner Sicht sei das Straßenverkehrsamt den Anbietern solcher Fahrten schon sehr weit entgegen gekommen, allein durch den Aufklärungstermin im vergangenen Jahr.

Keine Planwagen in verkehrsberuhigten Bereichen in Bottrop

Doch wo dürfen Planwagen in Bottrop künftig noch unterwegs sein? Tatsächlich sei das Netz der Haupt- und Vorrangstraßen tabu, gleiches gelte selbstverständlich für Bundesstraßen oder Autobahnen, erläutert Rühlemann. Auch verkehrsberuhigte Bereiche sind für Planwagen nicht freigegeben. Dazu kommen Einschränkungen wie Durchfahrtsverbote oder Gewichtsbeschränkungen basierend auf der normalen Straßenverkehrsordnung.

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Die Sogemeiers würden selbstverständlich gern die Grafenmühle oder die Gastromeile – zumindest einen Punkt in der Nähe – ansteuern: Es gebe zahlreiche Gesellschaften, die hätten da im Anschluss an Touren einen Tisch reserviert. Was die Innenstadt angeht, könne er da nicht viel Hoffnung machen, entgegnet Rühlemann. Er warte aber noch auf eine Route, von der der Unternehmer gesprochen habe, die im Bereich des Stadtgartens ende, die werden man selbstverständlich prüfen.

Zahl der Beschwerden über Planwagengespanne hat zuletzt stark zugenommen

Außerdem kündigte Rühlemann an, eine Route zu genehmigen, bei der ein Teilstück über den Mühlenpatt in Kirchhellen führe. Denn selbstverständlich wisse man, dass es schwierig sei, Hauptverkehrsstraßen komplett zu meiden. Querungen oder kurze Abschnitte werden man im Zweifel auch erlauben. „Aber die Routen müssen abgesprochen und genehmigt sein“, warnt er die Anbieter.

„Es gab so viele Beschwerden zuletzt, dass wir da jetzt eingreifen müssen“, sagt Rühlemann mit Blick auf Klagen anderer Verkehrsteilnehmer, Lärmbeschwerden, Wildpinkler oder gefährliche Situationen auf den Wagen. Sogemeiers wehren sich dagegen für das Fehlverhalten anderer Anbieter gerade stehen zu müssen. Ja, auch bei ihnen sei schonmal was schiefgelaufen, dafür habe man sich jedoch entschuldigt und im Zweifel das Personal noch einmal stärker sensibilisiert.