Bochum. Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind große Gewerbe- und Industrieareale Mangelware. Der gesamte Kreis, aber auch die Nachbarstädte Hattingen und Witten haben Interesse an einem interkommunalen Gewerbegebiet. Die Stadt Herne indes gibt sich skeptisch.

Zum 1. Juli 2014 will Opel die Flächen von Werk II in die gemeinsam mit der Stadt geplante Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ einbringen. Zu welchem Wert das 50 Hektar große Areal den Besitzer wechseln wird, das wird in diesen Tagen ermittelt. Großen Wert besitzen die ab 2014 sukzessive frei werdenden Flächen des Autobauers – insgesamt geht es um 170 Hektar an drei Standorten – ganz offensichtlich für viele Nachbarstädte in unserer Region, wie eine Umfrage der WAZ zeigt.

Stadt Hattingen

„Wir haben großes Interesse an einer interkommunalen GI-Fläche“, sagt Hattingens Bürgermeisterin Dagmar Goch (64). Perspektivisch fehlen der Stadt 25 bis 29 Hektar Gewerbe- und Industriefläche (GI), so das Ergebnis einer Studie. „Hoch attraktiv“ seien daher die angrenzenden Grundstücke in Bochum, eine Beteiligung der Stadt Hattingen an der 2022-GmbH durchaus erstrebenswert.

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Voraussetzung aber ist, dass der interkommunale Ansatz mit einer „hohen Verbindlichkeit“ verbunden wird. „Wir müssen die Flächen gemeinsam entwickeln, betreiben, anbieten – und auch gemeinsam davon profitieren“, so Goch. Im Klartext: Nicht nur die Kosten, sondern auch mögliche Einnahmen aus der Gewerbesteuer müssten unter den Gesellschaftern geteilt werden.

Stadt Witten

„Die Stadt Witten steht bereit“, bestätigt auch Klaus Völkel (54), Leiter der dortigen Wirtschaftsförderung, Interesse an einer Beteiligung Wittens an der 2022-GmbH. „Wir selbst haben keine GI-Flächen mehr zur Verfügung.“ Ein Interkommunales Gewerbegebiet zur Bewältigung der Flächennot sei im Ennepe-Ruhr-Kreis längst in der Diskusssion. Die Entwicklung in Bochum ermögliche neues Denken.

Ennepe-Ruhr-Kreis

„Es gibt hier viele starke Unternehmen, die expandieren wollen“, erklärt Landrat Arnim Brux (61). Der Ennepe-Ruhr-Kreis sei „stark industrialisiert“, verfüge aber dank seiner kleinen Fläche, Topographie und eines hohen Grünanteils über wenig Möglichkeiten zur Ausweisung neuer GI-Flächen.

Noch sei die Situation „nicht dramatisch“, aber grundsätzlich sei eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum denkbar. Brux: „Wir müssen nur genau definieren, was das heißt und was konkret passieren soll.“

Stadt Dortmund

Interesse an einer Zusammenarbeit in der Bochum-Perspektive-2022-GmbH signalisiert auch die Stadt Dortmund, obwohl sie mit der Westfalenhütte (75 ha) und Phoenix West (30 ha) selbst noch große und zum Teil auch verfügbare GI-Flächen hat.

„Wir sind nicht aus der Not heraus interessiert, aber Bochum ist natürlich ein komplett regionales Thema“, sagt Thomas Westphal (46), Leiter der Wirtschaftsförderung in Dortmund. „Den Bedarf für die frei werdenden Flächen wird man aus Bochum heraus nicht nachweisen können.“

Westpfahl blickt insbesondere interessiert auf das Werk II. Das Gelände in unmittelbarer Nähe zu den Unis in Dortmund, Witten und Bochum sei ein idealer Standort für Unternehmen, die forschen und entwickeln. Stichwort: Technologiezentrum.

Stadt Herne

In Herne indes geben sich die Verantwortlichen skeptischer. „Eine Beteiligung an einer interkommunalen Entwicklungsgesellschaft kommt für uns nur in Frage, wenn es nicht nur um Bochumer Flächen geht. Wir haben selbst genug Flächen, die wir einbringen können“, sagt Joachim Grollmann (61), Chef der Wirtschaftsförderung.

Herne selbst verfüge über rund 50 Hektar GI-Fläche. „Unsere Position habe ich gegenüber dem Ministerium in Düsseldorf und der Stadt Bochum deutlich gemacht. Wenn wir uns an einer Gesellschaft beteiligen sollen, muss man sich in diesem Punkt verständigen.“