Bochum. Enttäuscht zeigte sich die Opel-Belegschaft bei ihrer Versammlung im Werk darüber, dass kein Vorstandsmitglied Stellung zur angekündigten Schließung Ende 2014 bezog. Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel forderte das Opel-Management auf, berufliche Perspektiven für die Belegschaft aufzuzeigen.

Der Gesprächs- und Informationsbedarf ist weiterhin immens bei der Opel-Belegschaft. Aber angesichts der sich abzeichnenden Schließung des Bochumer Werks Ende 2014 verlagern sich die Themenschwerpunkte. Die Empörung über die Pläne des Unternehmens war zwar auch am Montag in der Belegschaftsversammlung nicht zu überhören. Sie dürfte im übrigen als eine der längsten in der jüngeren Standortgeschichte eingehen, weil sie von acht Uhr morgens bis in die Nacht reichte und bei der die Rednerliste auch noch am späten Nachmittag gut zwei Dutzend Redner aufwies.

Sauer stieß den Beschäftigten auf, dass kein Vorstandsmitglied die Versammlung besuchte, „was die Leute als peinlich und respektlos empfinden“, so Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel. In der Vergangenheit hätte auch bei den strittigsten Themen immer jemand vom Vorstand Rede und Antwort gestanden. Seit es keinen Opelaner mehr im Opel-Vorstand gebe, „hält es offenbar niemand mehr für nötig, sich Fragen nach der Verantwortung für eine Schließungsentscheidung zu stellen“, so Einenkel.

Was nun? - Opelaner fordern Perspektiven

Aber neben der Frage nach dem „Warum?“ für die Schließung interessiert sich die etwa 3000-köpfige Belegschaft mindestens genau so für das „Was nun?“. Der Betriebsrats-Chef machte deutlich, dass von Opel die Vermittlung qualifizierter Arbeitsangebote in der Region erwartet wird. Das Unternehmen müsse „in sauberen Verhandlungen annehmbare Austritts- und Beschäftigungsmaßnahmen anbieten“.

Am 24. September werden IG Metall und Unternehmensmanagement Sondierungsgespräche aufnehmen, um die festgefahrenen Verhandlungen über einen Sozialplan und Beschäftigungsperspektiven zu reaktivieren. Einenkel sieht Opel in der Verantwortung, „mit Transfergesellschaften oder ähnlichen Lösungen für Perspektiven der Mitarbeiter zu sorgen“. Es müsse Arbeitsplatzangebote geben.

Und das vor allem für jene Arbeitnehmer, deren Anschluss ungewiss ist. Es gebe eine Gruppe, für die Vorruhestandsregelungen in Frage kommen und „es gibt auch Leute, die gehen wollen, daraus machen wir gar keinen Hehl“. Aber neben den in der Branche begehrten Beschäftigten – so würden momentan andere Autohersteller wie VW oder Porsche Bochumer Opelaner gezielt abwerben, so etwa aus der Lackiererei – gebe es auch Arbeitnehmer, denen es schwerer fallen wird, eine neue Beschäftigung zu finden. Einenkel: „Auch für sie und für die Region trägt Opel Verantwortung.“

Er fordert das Unternehmen auf, sich aktiv an den Plänen für die Gesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ zu beteiligen. „Allerdings habe ich das Gefühl, dass es mehr um die schnelle Abwicklung geht.“