München/Bochum. . Auf Europas größter Messe für Gewerbe-Immobbilien haben die Stadt Bochum, Opel und die IHK eine gemeinsame Offensive zur Vermarktung der Opel-Flächen gestartet. Bei einer „Bochumer Runde“ in der riesigen Messehalle wurden schon erste Ideen präsentiert.

Spätestens Mitte 2014 will die Adam Opel AG die Flächen seines Werkes II in die Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ einbringen. Das teilte Opel-Manager Enno Fuchs am Montagmittag auf der Expo Real in München mit.

Während in Bochum gestern die letzten Getriebe in Langendreer zusammen geschraubt wurden, rührten Stadt, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Opel auf Europas größter Gewerbeimmobilienmesse erstmals gemeinsam die Werbetrommel zur Vermarktung der drei Werksflächen in Laer und Langendreer, die der Autobauer bis 2016/2017 freiziehen will. „Wir werden die Flächen jeweils sechs Monate nach Produktionsende übergeben“, sagte Enno Fuchs, der designierte Opel-Geschäftsführer der Perspektive 2022.

Bochum verfüge mitten in der Metropole Ruhrgebiet über 1,6 Millionen Quadratmeter Industriefläche, betonte indes IHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Diegel: „Das wäre heute niemals so möglich. Grüne und Wutbürger können nichts dagegen unternehmen.“ Diegel und Fuchs berichteten auf der so genannten „Bochumer Runde“, einer von der ARD-Moderatorin Claudia Kleinert geleiteten Podiumsdiskussion, vor 80 Interessierten von einem großen Interesse für die Flächen. Es gebe bereits über 100 Kontakte. „Darunter sind große, weltweit agierende Unternehmen“, so Stadtbaurat Ernst Kratzsch, der für Ottilie Scholz auf dem Podium saß. Die Oberbürgermeisterin hatte den Morgen im Stau verbracht und ihren Flieger nach München verpasst.

Regionale Perspektive

Opel und Stadt waren nach den in den vergangenen Monaten immer wieder offen ausgetragenen Differenzen in München sichtlich bemüht, eine neue Gemeinsamkeit zu betonen. Bis Ende des Jahres soll endlich die GmbH 2022 gegründet werden, Grundlage für die Übertragung der Grundstücke werde das beauftragte Gutachten sein (WAZ berichtete). „Wir stehen zu unserer Verantwortung, diese endet nicht am Werkszaun“, so Fuchs.

Wirtschaftsförderer Heinz-Martin Dirks hatte zuvor am Messestand der Stadt Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) die Bochumer Pläne für die Opel-Flächen vorgestellt. Groschek kündigte dabei eine Bestandsaufnahme sämtlicher Industrieflächen in NRW an „Wir brauchen eine regionale Perspektive“, sagte der Minister. „Wir dürfen die Flächen im Land nicht gegeneinander ausspielen.“

Joint-Venture von Opel und TÜV-Nord

Dirks betonte, dass die Entwicklung der Flächen ohne NRW-Fördergelder nicht möglich sein werde. Dass es da nicht nur um Mittel aus Infrastrukturtöpfen gehen muss, erläuterte Prof. Rolf Heyer von NRW Urban. Sollten sich die Ideen für ein großes Ausbildungszentrum rund um das heutige Joint-Venture von Opel und TÜV-Nord (Werk II, Stichwort: Lernfabrik) realisieren lassen, käme die Bundesagentur für Arbeit als Geldgeber in Frage.

Die Gespräche zur Zukunft der Opel-Flächen gehen in 14 Tagen weiter. Helmut Diegel kündigte einen Besuch von Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) bei der IHK in Bochum an. „Wir müssen mutig sein, es gibt keine Denkverbote,“ sagte Diegel – und lieferte gleich eine Kostprobe ab: Auf dem Gelände von Werk II könne er sich ein innovatives Technologiezentrum in einem „Blitz-Tower“ vorstellen.