Bochum. . Nach dem Aus für das St. Antoniusstift richten Mitarbeiter Vorwürfe gegen den katholischen Heimträger. „Die Insolvenz ist vorsätzlich herbeigeführt worden, um uns gut und günstig loszuwerden“, behaupteten sie am Dienstag bei einem Treffen im Café Treibsand. Propst Michael Ludwig widerspricht.

Ende letzter Woche hat das Oberverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit der Schließung des Altenheim-Provisoriums an der Humboldtstraße bekräftigt. Schon seit Juni fließen keine Pflege- und Sozialleistungen mehr. Anlass für den Antoniusstift e.V., am Montag Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht zu stellen.

Betroffen sind neben den Bewohnern die noch 38 Mitarbeiter – viele davon langjährig in dem Heim beschäftigt. „Das Ende zum 31. Mai stand Monate vorher fest. Man hätte alles sauber abwickeln können. Die meisten von uns hätten eine sechsmonatige Kündigungsfrist und Anspruch auf eine Abfindung gehabt“, schildern die Beschäftigten, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Durch die Insolvenz komme der Träger „glänzend davon. Er spart sich einen Sozialplan und die Lohnfortzahlung. Das Insolvenzausfallgeld zahlt die Agentur für Arbeit. Wir aber erhalten nur drei Monate weiter Geld und stehen nach all den Jahren ohne einen Cent Abfindung da.“

Propst weist Anschuldigungen von sich

Als Beleg für die Strategie des Antoniusstiftes erkennen sie einen Brief von Propst Ludwig an die „lieben Mitarbeiter“ vom 24. Juni. „Aufgrund der finanziellen Belastungen haben wir kein Geld für Abfindungen oder ähnliche Geldzuweisungen, die sich vielleicht manche von Ihnen nach so langer Zugehörigkeit erhoffen“, schreibt Michael Ludwig.

Eine vorsätzlich herbeigeführte Insolvenz weist der Propst im WAZ-Gespräch indes „weit von sich“. Bis zum OVG-Entscheid sei offen gewesen, ob es weitergeht. „Wir konnten nichts machen.“ Umso schneller habe man nach dem Urteil reagieren müssen. „Ich hätte die Insolvenz gerne verhindert. Aber unsere Wirtschaftsfachleute haben erklärt, dass wir nur so handeln können. Sonst hätten wir uns dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung ausgesetzt.“

Die Mitarbeiter wollen sich wehren. „Das Antoniusstift hat zu hoch gepokert – auf unsere Kosten!“