Bochum. Das St. Antoniusstift steht vor dem Aus. Propst Michael Ludwig musste unlängst den schweren Gang zum Amtgericht antreten. Bis zum Schluss harrten 25 Bewohner trotz der unsicheren Perspektive in dem Pflegeheim aus. Kritisch blickt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Agnes Westerheide auf die derzeitige Entwicklung.
Am Ende blieb Propst Michael Ludwig wohl keine andere Wahl, als schweren Herzens zum Amtsgericht zu gehen, um für das St. Antoniusstift Insolvenz anzumelden, sozusagen die Zahlungsunfähigkeit feststellen zu lassen. Zu weiteren Schritten wollte sich der Propst am Montag nicht äußern. Das liege jetzt in den Händen des Insolvenzverwalters. Wie berichtet, waren zum 1. Juni alle Zahlungen – Pflegewohngeld oder Hilfen zur Pflege – eingestellt worden. 25 Bewohner hatten bis zuletzt ausgeharrt.
„Wir werden in den kommenden schweren Wochen alles tun, um insbesondere für die Bewohner und Mitarbeiter akzeptable Lösungen zu finden“, heißt es in einer Mitteilung des Vorstands, dessen Vorsitzender Ludwig ist. Es habe eine Info für die Mitarbeiter gegeben. Dabei wirkte die Arbeitsagentur mit. Den Betroffenen seien Plätze in anderen Heimen angeboten worden. 20 Mitarbeiter sollen davon Gebrauch gemacht haben.
Kündigungsfristen schrumpfen auf drei Monate
Mit Kopfschütteln und unverhohlener Kritik am Gebaren des Antoniusstiftes reagiert Verdi-Gewerkschaftssekretärin Agnes Westerheide auf die aktuelle Entwicklung. „Mich hat das sehr geärgert, wie da mit zum Teil langjährigen Mitarbeitern umgegangen wird.“ Nach ihrer Information sei der Termin für das Ende des Heimstatus sehr lange bekannt gewesen. Es könne doch sein, dass Mitarbeiter – wie es 2009 geschehen sei – hätten auf das Weihnachtsgeld verzichten müssen. „Immer mit Hinweis, sonst wackele der geplante Neubau des Antoniusstiftes“, so Westerheide.
Ganz besonders aber bringt die Gewerkschafterin auf die Palme, dass nun durch die vorhersehbare Insolvenz die Kündigungsfristen auch von Menschen, die über 20 Jahre in dem Altenheim gearbeitet haben, auf drei Monate schrumpfen. „Da wird nun kräftig gesiebt.“ Einige hätten nun unbefristete Anschlussverträge, andere nur befristete erhalten. Von den nicht abgegoltenen Mehrarbeitsstunden ganz zu schweigen. Außerdem könne es doch nicht war sein, dass Mitarbeitern unverhohlen gedroht werde, wenn es einen Sozialplan gebe, könne das Heim nicht neu gebaut werden.
Rund 5000 unbezahlte Mehrarbeitsstunden
Nach Informationen der WAZ haben die Beschäftigten in den letzten Jahren rund 5000 unbezahlte Mehrarbeitsstunden geleistet. Entschieden wehren sie sich zudem gegen die Behauptung des Vorstands, dass bereits 20 Leute einen neuen Job angenommen hätten.
„Das ist doch alles nicht wahr. Wir sind doch von der Leitung in den letzten Jahren nur belogen und beschissen worden“, so eine wütende Mitarbeiterin unverblümt gegenüber der WAZ. Jetzt wollen sich die Pflegekräfte organisieren und möglicherweise weitere Schritte unternehmen.