Bochum.. Der Streit um das St. Antoniusstift steht vor dem Ende. Der Stadt wurde am Freitag vom Verwaltungsgericht abermals Recht gegeben. Der Trägerverein wappnet sich für eine baldige Schließung des Heimes.
„Wir wollen bleiben“, „Keine Zwangsräumung“: Noch immer flattern beschriebene Bettlaken aus den Fenstern an der Humboldtstraße. Doch der Protest verpufft: Die 23 verbliebenen Heimbewohner und 50 Mitarbeiter müssen sich auf ein Aus einstellen. Finanziell droht die Zahlungsunfähigkeit, vor Gericht eine Niederlage.
Wie berichtet, genießt das 2008 bezogene Provisorium seit 1. Juni keinen Heimstatus mehr. Die Baugenehmigung ist ausgelaufen. Die Stadt hat eine weitere Nutzung aufgrund baulicher und hygienischer Mängel untersagt. Zurecht, wie das Verwaltungsgericht am Freitag in einem Schreiben an die Stadt bekräftigte. Der Heimträger, so teilt das Gericht mit, habe seinen Widerspruch zurückgezogen. Das könnte mit dem Zwangsgeld zu tun haben, die die Bauverwaltung dem Antoniusstift angedroht hat. „Es geht um 20.000 Euro“, verrät Dezernent Ernst Kratzsch.
Zahlungen zum 1. Juni eingestellt
Schätzungsweise 50.000 Euro dürften bereits in der Kasse fehlen: Pflegegelder und Leistungen des Sozialamtes. Weil das Stift nicht mehr als Heim gilt, wurden die Zahlungen für die Bewohner eingestellt. „Wir gewähren seit 1. Juni kein Pflegewohngeld und keine Hilfen zur Pflege mehr“, bestätigt Sozialamtsleiterin Heide Ott.
Beim St. Antoniusstift e.V. stehen die Zeichen auf Rückzug. Zwar verweist Propst Michael Ludwig als Vorstandsvorsitzender im WAZ-Gespräch auf die weiteren, noch laufenden verwaltungsrechtlichen Verfahren. Gleichwohl treffe man Vorsorge, „sollte das Gericht gegen uns urteilen“. Für die Senioren werde Ausschau nach kurzfristig verfügbaren anderen Heimplätzen gehalten: „Zu dieser Fürsorge sind wir verpflichtet.“ Die Arbeitsagentur ist für die Mitarbeiter vor Ort. „Alles andere wäre fahrlässig“, betont Propst Ludwig. Denn: Bleiben die Zahlungen für die Bewohner weiter aus, wäre eine Insolvenz „zwangsläufig“.
Neubau angeblich nicht in Gefahr
Nicht in Gefahr ist nach Angaben des Propstes der Neubau des Antonius-Altenheims an der Bessemer-straße. Anfangs war befürchtet worden, dass ein Sozialplan für die meist langjährigen Beschäftigten das Zehn-Mio-Kirchenprojekt torpedieren würde. „Doch die Finanzierung ist gesichert. Der Neubau erfolgt unabhängig von der weiteren Entwicklung an der Humboldtstraße“, bekräftigt Michael Ludwig. Mit dem Baubeginn sei noch in diesem Jahr zu rechnen.
Zwar ist die Auszahlung der Juni-Löhne laut Mitarbeitervertreter Helmut Wahl „mündlich zugesichert worden“. Gleichwohl richtet sich die Heim-Belegschaft auf ein baldiges Ende ein.
Am Donnerstag waren Mitarbeiter der Arbeitsagentur vor Ort, um über den Arbeitsmarkt in der Pflege zu informieren und Beschäftigten erste Job-Angebote zu unterbreiten.
„Die Perspektiven für examinierte Pfleger sind gut“, weiß Helmut Wahl. „Doch 40 unserer 50 Kollegen haben kein Examen. Viele sind nicht mehr die Jüngsten. Das wird schwierig.“