Bochum. . Im Streit um die Schließung des St. Antoniusstiftes verhärten sich die Fronten. „Ein Umzug kann für die alten Menschen tödlich sein. Wir werden nicht davor zurückschrecken, das Haus zu besetzen“, kündigt Mitarbeitervertreter Helmut Wahl (57) im WAZ-Gespräch an.
Die Stadt fordert den katholischen Träger auf, das Altenheim an der Humboldtstraße bis 31. Mai aufzugeben. Seit fünf Jahren ist das Antoniusstift in das ehemalige IG-Metall-Haus in der Innenstadt ausgelagert, um an der Bessemerstraße den Umbau der entkernten Kirche zu ermöglichen. Erst jetzt, nach Vorlage aller Unterlagen, sieht sich die Stadt in der Lage, die Genehmigung zu erteilen.
Übrige Bewohner und Angehörige seien „kampfbereit"
13 der 48 Bewohner sind inzwischen in andere Heime gewechselt, zwei weitere folgen in Kürze. „Das sind vorwiegend Senioren, die unter Betreuung stehen. Die Betreuer befürchten, dass ab Juni sonst keine Sozialhilfe mehr gezahlt wird“, erklärt Helmut Wahl. Die „Zwangsauszüge“ seien „mit vielen Tränen und gegen den Widerstand mancher Senioren“ erfolgt: „Das haben wir in einem Fall auch in einem Film dokumentiert.“
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Die übrigen 33 Bewohner und deren Angehörige seien „kampfbereit“. „Wir wollen in unserem St. Antoniusstift wohnen bleiben, bis hoffentlich 2015 der Neubau fertig ist“, heißt es in einer Petition des Bewohnerbeirats, die am Dienstagabend OB Scholz wenige Meter entfernt beim Spatenstich für das Musikzentrum übergeben wurde. Wahl: „Es gibt die Bereitschaft, das Haus nach dem 31. Mai nicht zu verlassen. Mal schauen, was passiert, ob uns die Polizei hier rausträgt. Was haben wir zu verlieren?“
„Willkür“ bei der Gesetzesauslegung
Besonders wütend ist man an der Humboldtstraße über die „Willkür“ bei der Gesetzesauslegung. Für Altenheime gelten seit 2011 schärfere Richtlinien für den Notfall. Die sieht die Stadt an der Humboldtstraße nicht erfüllt und versagt auch deshalb eine erneute Nutzungserlaubnis. „Verschwiegen wird dabei, dass die Brandschutzstandards in anderen Bochumer Altenheimen nicht besser sind – auch nicht in den Einrichtungen, in die einige unsere Bewohner wechseln mussten. Diese Häuser allerdings genießen noch bis 2018 Bestandsschutz“, erklärt Wahl und erwähnt u.a. das städtische Altenheim am Glockengarten. Auch die Bewertungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen seien in anderen Pflegeheimen noch deutlich schlechter als für das Antoniusstift (MDK-Note 1,3).
„Die Stadt legt unterschiedliche Maßstäbe an. Wir stemmen uns gegen die Ungerechtigkeit. Deshalb hat auch kein Kollege gekündigt oder sich zum 1. Juni arbeitslos gemeldet“, berichtet Helmut Wahl. „Es muss, es wird weitergehen.“