Bochum. . Der Bochumer Seniorenbeirat erhebt schwere Vorwürfe gegen das Antoniusstift. „Die Bewohner werden instrumentalisiert. Die Heimleitung muss aufhören, falsche Hoffnungen zu wecken“, fordert Vorsitzender Theo Kraushaar im WAZ-Gespräch.

Wie berichtet, genießt das 2008 bezogene Provisorium an der Humboldtstraße seit 1. Juni keinen Heimstatus mehr. Die Stadt als Heimaufsicht hat eine weitere Nutzung aufgrund baulicher und hygienischer Mängel untersagt. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat diese Entscheidung im Eilverfahren bestätigt. Der Beschwerde, die der katholische Träger eingelegt hat, werden im Rathaus keine Chancen eingeräumt.

„Die Rechtsprechung ist eindeutig. Der Geldhahn ist zugedreht. Dennoch werden die 25 verbliebenen Bewohner und deren Angehörigen und Betreuer im Glauben gelassen, das Heim könne und werde fortbestehen. Das Stift wird zur ideologischen Trutzburg“, erklärt Seniorenbeirats-Vorsitzender Kraushaar.

Auszug von Bewohnerin sollte verhindert werden

Die Bewohner (70 Prozent sind dement) müssten von neutraler Stelle überzeugt werden, dass ein Wechsel unabdingbar ist. Kraushaar: „Unser Beirat bietet seine Hilfe an.“

Dass ein Umzug scheitern kann, erfuhr in der vergangenen Woche Nico Rehbein. Nach dem Beschluss des Verwaltungsgerichts wollte er „die Notbremse ziehen“. Für eine 75-jährige, schwer demente Mutter (deren gesetzlicher Betreuer er ist) suchte und fand der Sohn kurzfristig einen neuen Heimplatz. „Doch im Antoniusstift musste ich mir massive Vorwürfe anhören. Ich sollte mich rechtfertigen. Mir wurde gedroht, dass man meiner Mutter einen neuen Betreuer besorgen werde“, schildert Nico Rehbein der WAZ.

Beirat fühlt sich durch Stadt unter Druck gesetzt

Tatsächlich will seine Mutter das Heim nicht mehr verlassen. „Man hat offensichtlich auf sie eingeredet. Man arbeitet mit der Gutmütigkeit kranker, alter Menschen und manipuliert sie für seine Interessen“, so Rehbein. „Es ist beschämend, die Bewohner derart zu missbrauchen.“

Der Bewohnerbeirat weist die Vorwürfe zurück. „Hier wird niemand ,missbraucht’“, erwidern Heinz Rozinski und Monika Kaemper. „Es ist die Stadt, die uns unter Druck setzen will. Aber die Gerichte werden für uns sprechen. Wir bleiben hier!“