Bochum. . Die Ehefrau (32) eines Arztes und gelernte Krankenschwester, die ihren Geliebten vergiftet und erstochen haben soll, hatte sich gegenüber einem weiteren, früheren Geliebten, einem Polizisten, als Ärztin mit Summa-cum-laude-Examen ausgegeben. Das sagte der 34-Jährige am Freitag vor dem Schwurgericht.
Die Ehefrau (32) eines Arztes, die ihren Geliebten (36) und Vater ihres Babys ermordet haben soll, hat sich in einer anderen heimlichen Affäre als Ärztin ausgegeben. Das berichtete am Freitag ein Polizist (34), mit dem sie vor rund sieben Jahren ein Verhältnis gehabt hatte. Vor dem Schwurgericht erklärte er, dass die Angeklagte ihm von einem Uni-Abschluss „summa cum laude“ erzählt habe. Später habe sie sich als Ärztin in Hagen und mit Auslandseinsätzen dargestellt. „Ich bin davon ausgegangen, sie übt die verantwortungsvolle Tätigkeit als Ärztin aus“, sagte der Zeuge.
Zur Zeit dieser Affäre hatte die gelernte Krankenschwester bereits mit dem Arzt (41) zusammengelebt, mit dem sie seit 2008 verheiratet ist.
Kennengelernt hatte sie den Polizisten nach einem Einsatz im Krankenhaus. Danach, sagte er, habe sie ihm einen Zettel an den Streifenwagen geheftet: „Würde mich freuen, dich wiederzusehen.“ Handynummer stand dabei. „Eine Aktion, die mir imponiert hat“, kommentierte der Polizeioberkommissar.
Angst vor „Eklat in der Familie“
Am Freitag, dem achten Sitzungstag, wurde auch das mutmaßliche Tatmotiv immer klarer: die Angst vor einem Auffliegen der Affäre mit dem später getöteten Börsenmakler. Ein Freund (37) des Bankers erklärte, dass dieser unbedingt Klarheit über die Vaterschaft hätte haben wollen. „Er wollte einen Test.“ Er habe sich außerdem bei seinem Bruder, ein Rechtsanwalt, über seine Rechte erkundigt. Es sei „klar“ gewesen, „dass das zum Eklat in der Familie führen würde“ - in der Familie der Frau. Aber: „Er wollte nicht, dass ein Kind rumläuft, das von ihm ist - und er das nicht weiß.“ Er habe „Verantwortung“ übernehmen wollen.
Ende 2010 hatte die Angeklagte auch jenem Polizisten, nunmehr ihrem ehemaligen Geliebten, von ihrer Schwangerschaft erzählt. „Sie wirkte verzweifelt, scheinbar wegen einer ausweglosen Situation“, sagte er im Zeugenstand. Der Banker „sei wohl Vater des Kindes“, habe sie gemeint.
„Sie sah sehr blass aus“
Von der Affäre mit dem Banker wusste auch ein Nachbar (47) und guter Freund der Angeklagten. Die Arztgattin hatte es ihm erzählt. „Das Neue war der Reiz“, sagte der Zeuge. Am Nachmittag nach dem Verbrechen (2. September) habe er mit ihr - kurz vor ihrer Festnahme - etwas geplaudert. „Sie sah sehr blass aus, sehr schlecht.“
Ihr Ehemann sei nach der Verhaftung seiner Frau „super-schockiert“ gewesen, sagte der Zeuge. Er habe auch beklagt, dass keiner „die Traute gehabt“ habe, ihm von der Affäre seiner Frau zu erzählen.
Nach seiner Vernehmung bat der Zeuge, sich von der Angeklagten verabschieden zu dürfen; schließlich sei sie „immer noch meine beste Freundin“. Richter Hans-Joachim Mankel erlaubte dies. Der Zeuge und die 32-jährige Frau umarmten sich einige Momente lang vor der Anklagebank. Im Zuhörerbereich, der wie an allen Sitzungstagen mit rund 80 Menschen so gefüllt ist wie sonst fast nie im Schwurgericht, gab es von einigen wenigen höhnische Kommentare wegen dieser emotionalen Szene: „Fürchterlich!“, zischte jemand streng.
Prozess neigt sich dem Ende entgegen
Dieser Aufsehen erregende Prozess neigt sich seinem Ende entgegen. Am 2. Mai wird er fortgesetzt. Am 11. Mai sollen dann ein psychiatrischer und ein psychologischer Gutachter sagen, ob sie die Angeklagte für vermindert schuldfähig halten. Das könnte eine Strafe, ob wegen Mordes oder wegen Totschlags, erheblich herabsetzen. Bald darauf, wohl aber nicht mehr am selben Tag, sollen Staatsanwalt Michael Nogaj und vielleicht auch Verteidiger Egbert Schenkel die Plädoyers halten. Das Urteil wird voraussichtlich an einem darauffolgenden Sitzungstag verkündet werden.
Die Angeklagte hat bis jetzt von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Neben ihr saß am Freitag auch wieder eine Seelsorgerin der JVA. Die Angeklagte soll den Börsenmakler in seiner Wohnung in Bochum-Ehrenfeld mit enormen Mengen Bromazepam und Morphium betäubt und dann mit 14 Messerstichen, davon zwei ins Herz, getötet haben.