Bochum. . Die angeklagte Arzt-Gattin kam zum Prozessauftakt mit einer Seelsorgerin ins Gericht. Derweil wird der Prozess auch klären, ob die Frau ein Cannabis-Problem hat und welche Telefonkontakte sie mit ihrem Opfer hatte.
Die wegen Mordverdachts angeklagte Arzthelferin (32), die ihren Liebhaber umgebracht haben soll, wird in ihrem Prozess von einer Seelsorgerin begleitet. So etwas ist extrem selten. Die Angeklagte selbst hatte dies so gewollt. Der Richter sprach von einer „Pfarrerin“. Zum Prozessbeginn saß sie bereits im Saal.
Der Prozess wird auch klären, ob die Angeklagte ein Drogenproblem hat. Denn wie bekannt wurde, hatte sie nicht nur nach der Tötung des Börsenmaklers, sondern auch vorher in der ehelichen Wohnung Marihuana geraucht. So hatte sie es jedenfalls selbst bei der Kripo erklärt. Es soll auch ein toxikologisches Gutachten über den THC-Konsum entstanden sein, anhand einer Haarprobe. THC steht für Tetrahydrocannabinol, der Hauptwirkstoff von Cannabis. Das Gutachten soll fertig sein.
Gericht klärt die Telefonkontakte auf
Ebenfalls zur Sprache kommen auch die Telefonkontakte der Arztgattin zu ihrem Liebhaber. Nach der Tat hatte sie seinen Laptop und sein Handy mit vielen SMS mitgenommen. Sie könnten Aufschluss über den Tatplan der Frau geben - nur Betäubung (ihre Aussage) oder doch Mord (Anklage).
Sie sagt, sie habe die Geräte auf dem Heimweg nach der Tat in eine Mülltonne geworfen. Die Kripo hat diese Beweismittel nie gefunden. Aber: Ermittler haben versucht, die Telefonkontakte zwischen den beiden anhand ihres Handys genau nachzuvollziehen.
Frage der Schuldfähigkeit weiter offen
Mittlerweile wurde auch bekannt, dass in der Wohnung des toten Bankers alle Brandmelder abmontiert waren. Das hatte die Frau in den Verdacht gebracht, vorsätzlich Feuer gelegt zu haben, damit die Leiche als Brandopfer erscheint. Im Schlafzimmer hatte ein Schwelbrand zu schweren Brandwunden an der Leiche geführt. Doch die Ermittler ließen es offen, ob das Feuer fahrlässig oder vorsätzlich entstanden ist. Gegen einen Vorsatz spricht jedoch: Hätte die Frau, eine Raucherin, das Feuer extra entzündet, hätte es wohl schneller um sich gegriffen. Gegen 22.30 Uhr soll sie die Wohnung des Bankers in Ehrenfeld verlassen haben. Nachbarn hatten aber erst gegen Mitternacht Rauch bemerkt.
Bei der noch ungeklärten Frage der Schuldfähigkeit könnte auch ein biologisches Phänomen eine Rolle spielen - die hormonellen Nachwirkungen einer Geburt auf das Nervenkostüm einer Mutter. Ihren Sohn - das Kind des getöteten Bankers -hatte sie elf Tage vor der Tat zur Welt gebracht.
Der Prozess wird am 28. Februar fortgesetzt. Es soll wieder Platzkarten für die Zuschauer geben, weil die vorhandenen Sitzplätze relativ begrenzt sind.