Bochum. Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle in Bochum seit mehreren Jahren: In Bochum beginnt der Prozess gegen eine Frau (31), die ihren Liebhaber (36) und Vater ihres Babys umgebracht haben soll. Die Frau ist geständig, sagt aber, sie habe im Affekt gehandelt. Der Oberstaatsanwalt dagegen sieht Heimtücke.

Das Interesse an diesem Mordprozess ist gewaltig. Der Fall hat fast alle dramaturgischen Zutaten, die ein Verbrechen spektakulär machen. Angeklagt ist eine Arzthelferin wegen mutmaßlichen Mordes. Sie ist mit einem niedergelassenen Arzt in Bochum verheiratet und arbeitete auch für ihn. Am 2. September änderte sich ihr Leben aber radikal - und ein weiteres wurde ausgelöscht.

Die Bochumerin hatte mit einem Börsenmakler (36) eine heimliche, verhängnisvolle Affäre. Er wohnte in Bochum-Ehrenfeld und arbeitete in der Woche in Frankfurt. Als sie die Beziehung beendet haben soll, begann das Drama aber erst richtig. Sie hatte im August ein Kind geboren. Der Banker soll auf einen Vaterschaftstest gedrängt haben. Außerdem wollte er die Affäre angeblich weiterführen. „Sie war für ihn die große Liebe“, sagt die Staatsanwaltschaft. Mit diesem Druck, der Angst vor einem Skandal, ist die Frau eventuell nicht fertig geworden.

Bromazepam und Morphium verabreicht

Am Abend des 2. September, ein Freitag, ging sie in die Wohnung des Bankers. Dort soll sie ihm das Beruhigungsmittel Bromazepam in einen Kakao geschmuggelt und Morphium gespritzt haben. Sie habe ihn nur ruhigstellen wollen, sagte sie, damit sie übers Wochenende Ruhe habe. Doch dabei blieb es nicht. Die Frau soll auf den leblosen Körper gut ein Dutzend Mal eingestochen haben, zweimal auch ins Herz. Mit einem Käsemesser.

Am nächsten Morgen wurde der Banker gefunden. Allerdings nur, weil es in seiner Wohnung gebrannt hatte. Die Leiche hatte schwere Brandwunden. Die Kripo glaubte erst, dass er mit einer Zigarette eingeschlafen und erstickt sei. Erst die Obduktion brachte ans Licht, dass er erstochen worden war. Schnell fiel der Verdacht auf die Arztgattin.

Sie ist geständig, will aber im Affekt zugestochen haben. Der Oberstaatsanwalt sieht allerdings Heimtücke - und hat Mord angeklagt.

Das Kind der Frau, ein Junge, ist jetzt rund ein halbes Jahr alt. Der leibliche Vater, so ergab ein Test, ist der tote Börsenmakler. Das Kind lebt jetzt bei seinem ehelichen Vater.