Bochum. Aus der Traum von Olympia: Was München in dieser Woche widerfahren ist, bewegte das Ruhrgebiet vor einem Vierteljahrhundert. Gerd Fospoth trauert der verpassten Chance bis heute hinterher.
„Das Ruhrgebiet ist olympiareif!“. Fünf Ringe prangen neben dem Porträt von Heinz Eikelbeck. In einem Aufruf zur „1. Internationalen Ruhrgebietsmeile“ in Bochum würdigte der kürzlich verstorbene Oberbürgermeister die Sportstätten und die sportbegeisterte Bevölkerung im Revier. Das Vorwort des OB stammt aus dem Jahr 1986. „Zu dieser Zeit träumten nicht nur viele Bochumer von den Olympischen Spielen im Ruhrgebiet“, weiß Gerd Fospoth (67).
Der pensionierte Bundesbahner aus Langendreer hat die damalige Olympia-Euphorie fein säuberlich in einer Kladde dokumentiert. WAZ-Artikel, Prospekte, Statistiken, eigene Berichte und Fotos dokumentieren die 1984 unter dem Dach des Kommunalverbandes Ruhr (KVR) begonnenen Anstrengungen, die Olympischen Sommerspiele 1996 ins Revier zu holen.
Als wichtiger Schritt auf dem Weg zu Olympia galt die Bochumer Ruhrgebietsmeile, die unsere Region international als Sporthochburg bekannt machen sollte. „Es war die erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Bis dahin wurde die Meile hauptsächlich in den USA gelaufen“, erzählt der einstige Kampfrichter Fospoth, dessen damals 15-jährige Tochter Diana sich für den Jugend-Endlauf qualifiziert hatte.
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Tausende Zuschauer säumten den Südring, als am 21. September 1986 elf Weltklasseläufer auf die 1609-Meter-Distanz gingen. ARD-Reporter Dieter Adler kommentierte das Rennen. Der Zieleinlauf war knapp. Sieger wurde in 4:07:10 Minuten der Amerikaner Steve Scott vor John Walker (Neuseeland, 4:07:20) und dem Schweizer Pierre Deleze (4:07:40). Das deutsche Lauf-Ass Thomas Wessinghage landete auf dem vorletzten Platz.
„Die Bochumer Meile wurde weltweit als hervorragende Werbung für das Revier wahrgenommen. Für die Olympia-Bewerbung hat sie dennoch nicht geholfen“, bedauert Gerd Fospoth. Die Spiele 1996 waren alsbald kein Thema mehr (und wurden später an Atlanta vergeben). Im Zeichen der Wiedervereinigung stellte das Revier 1990 seine Ambitionen um Olympia 2000 zugunsten Berlins zurück (das später in der internationalen Bewerbungsphase scheiterte; die Flamme loderte in Sydney). Nachdem 2003 auch der dritte Anlauf misslang (das NOK entschied sich für Leipzig), hat sich Gerd Fospoth vom Traum von Olympia verabschiedet.
Die Ruhrgebietsmeile vor 25 Jahren indes wird er in Erinnerung behalten.