München. . Zieht man sich nun beleidigt zurück oder kämpft München? Einen Tag nach der Niederlage beginnen die Diskussionen, ob sich München nun für die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben sollte. Schließlich hatte auch Pyeongchang drei Anläufe gebraucht.
Als die Tränen getrocknet waren, träumte Katarina Witt schon von einem olympischen Wintermärchen 2022 in München. „Es war eine sehr schöne Zeit, wir waren ein Superteam. Allein dafür müssten wir weiterkämpfen“, sagte die Frontfrau der gescheiterten Olympiabewerbung für 2018.
Doch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sieht eine erneute Bewerbung seiner Stadt um die Olympischen Winterspiele 2022 skeptisch. „Wir werden sehr sorgfältig prüfen, ob nach 25 Stimmen eine erneute Bewerbung Sinn macht. Die deutsche Wirtschaft müsste es mittragen. Da ist ein sehr ausführlicher Klärungsprozess notwendig“, sagte Ude in Durban. München hatte die Abstimmung vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zuvor haushoch mit 25:63 Stimmen gegen Pyeongchang verloren.
Die Höhe der Niederlage sei „eine besonders bittere Pille“, sagte Ude. Er kritisierte, „dass man nach zwei erfolglosen Bewerbungen beim IOC offenbar einen Rechtsanspruch auf den Zuschlag“ habe. München lege aber keinen Wert auf diesen Anspruch.
IOC-Vizepräsident Thomas Bach hatte zuvor angekündigt, dass man die Entscheidung über eine neuerliche Olympia-Bewerbung Münchens „nicht übers Knie brechen“ werde. In der nächsten Woche sollen laut Bach schon die ersten Gespräche stattfinden, angeblich soll auch der Begriff München 2022 schon vorsorglich geschützt worden sein. Von Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gab es Ermunterung. „München hatte eine exzellente Bewerbung. Viele Anwärter werden erst beim zweiten Anlauf gewählt“, sagte Fürst Albert von Monaco.
Erst 2015 werden Winterspiele 2022 vergeben
Es bleibt genügend Zeit sich zu entscheiden, denn erst in zwei Jahren beginnt die offizielle Bewerbungsphase. 2013 könnte Deutschlands Olympia-Frontmann Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gewählt werden („Die Kollegen wissen zu unterscheiden zwischen einer Abstimmung über Bewerberstädte und Personen“), was die Chancen sicher nicht verschlechtert. Erst 2015 werden dann die Winterspiele 2022 vergeben.
Ein erneuter Münchner Anlauf würde nach Ansicht aller Beteiligten aber nur Sinn machen, wenn größtenteils die gleichen Personen an der Spitze stehen und von Beginn an alle an einem Strang ziehen.
Die deutsche Olympiabewerbung hatte sich im Vorfeld zu viele Fehler erlaubt. Zu spät wurde der Versuch gestartet, die Bewerbung von München zu einer deutschen zu machen. Zu spät wurde der glücklose Bewerbungschef Willy Bogner durch Weltstar Katarina Witt ersetzt. Zu spät nahm man auch die Bedenken der Grundstücksbesitzer und Bürger in Garmisch-Partenkirchen ernst, die die Kandidatur fast vorzeitig zu Fall gebracht hätten.
Zu viele Fehler im Vorfeld
All das könnte man bei einem zweiten Anlauf besser machen, findet der Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen. „Wir haben uns sehr viel Positives erarbeitet, wir haben jetzt eine gescheite Planung und ein gutes Team zusammen“, sagte Thomas Schmid: „Vor einer erneuten Bewerbung könnte man gleich eine Abstimmung im Ort machen. Außerdem ist ein Olympiagesetz da, das schafft Rechtssicherheit.“Garmisch-Partenkirchen stünde als Partner für eine erneute Olympiabewerbung Münchens für 2022 bereit. „Ich denke, dass die Grundeinstellung im Ort positiv ist“, sagte er.
Vielmehr meinten fast alle Experten, dass man selbst bei einer perfekten Performance keine Chance gegen Pyeongchang gehabt hätte. Zweimal - für 2010 (Ausrichter Vancouver) und 2014 (Ausrichter Sotschi) - hatten sich die Südkoreaner erfolglos beworben, ehe ihr olympischer Traum wahr wurde. „Wir haben bei Null begonnen. Da war einfach nichts zu bewegen“, sagte IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger: „Man sieht uns Deutsche immer als die, die alles können. Aber die werden nicht immer gemocht.“
Am Tag nach der Niederlage von München begann auch die Diskussion über die finanziellen Folgen der gescheiterten Bewerbung. Geschätzte sechs Millionen des Gesamtbudgets von 33 Millionen Euro muss die öffentliche Hand bezahlen. Als Gesellschafter haften die Stadt München mit 61 Prozent, der Freistaat Bayern (18 Prozent, Garmisch-Partenkirchen (16) und das Berchtesgadener Land (4).