Bochum. . Im größten europäischen Fußball-Wettskandal hat das Landgericht Bochum drei Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. „Was Sie machen, ist höchst schädlich und gefährlich für den Fußball und den gesellschaftlichen Wert“, so Richter Schwadrat.

„Sie haben nicht nur den Ball mit Füßen getreten, sondern auch den Gedanken des Fairplays“, sagte Richter Carsten Schwadrat zu den drei Wettbetrügern auf der Anklagebank. Nach über sechsmonatigem Prozess verurteilte die 13. Strafkammer am Donnerstag einen 36-jährigen Kaufmann zu drei Jahren und elf Monaten Haft, einen 55-jährigen Glücksspieler zu drei Jahren und acht Monaten und einen 35-jährigen Wettbüro-Betreiber zu drei Jahren.

Höchste einzelne Wettbeute betrug 125.000 Euro

Nach 28, teilweise äußerst zähen Verhandlungstagen waren die Richter überzeugt, dass die Angeklagten in den Jahren 2008 und 2009 mindestens 16 Spiele in deutschen Ligen (A-Jugend bis 2. Liga) und zwei Spiele in europäischen Wettbewerben manipuliert oder dies zumindest versucht hatten. Einzelne Spieler und auch zwei Schiris wurden mit Geld bestochen, um für ein bestimmtes Ergebnis zu sorgen. Darauf wurde dann gewettet. Bis zu 124 000 Euro Wettgewinn wurden erzielt - netto. Dass die geschmierten Spieler absprachegemäß extra schlecht gespielt hätten, konnten die Richter zwar nicht zweifelsfrei feststellen. Trotzdem werteten sie die Vorgänge als bandenmäßigen Betrug. Denn die Täter waren in jedem Fall davon ausgegangen, dass jene Spieler es versuchen würden, bewusst schlecht zu spielen. Damit hatten sie, so der Richter, „ein Sonderwissen“ gegenüber dem Buchmacher, „dass eine Manipulation ins Werk gesetzt worden war“. Einige Wetten gingen allerdings auch verloren, weil das erhoffte Ergebnis nicht zustande kam.

Ihr Verhalten, sagte Schwadrat, „ist nicht das eines Zockers, sondern das eines gewerbsmäßigen Kriminellen“. „Es ging einzig und allein darum, den großen Reibach zu machen.“ Ihr Tun sei „ein Schlag ins Gesicht“ aller redlichen Fußballer. „Was Sie machen, ist höchst schädlich und gefährlich für den Fußballsport und den gesellschaftlichen Wert.“

Damalige Bielefelder Jugendspieler geschmiert

Auch vor einem Spiel des VfL Bochum war getrickst worden. Laut Urteil wurden einige damalige A-Jugend-Spieler von Arminia Bielefeld mit je 1000 Euro geschmiert, damit sie am 31. Oktober 2009 auswärts beim VfL extra verlieren. Das klappte. Netto-Wettgewinn der Täter: 10 800 Euro.

Schwadrat erinnerte auch daran, dass die Täter auch sehr junge Spieler, die von einer Profikarriere träumten, geschmiert hatten. Deren Ziel sei durch die Taten aber jäh geplatzt. Das sei von den Angeklagten „niederträchtig und schäbig“ gewesen.

Das Urteil wird wohl in die Revision gehen. Nur einer der Angeklagten (35) war voll geständig, die anderen beiden nur teilweise. Von denen war einer zwölfmal vorbestraft.

Im Urteil wurden auch Bestechungstaten des bekannten Wettbetrügers Ante Sapina (in der Szene „der Berliner“ genannt) festgestellt. Er steht zurzeit vor einer anderen Bochumer Strafkammer. Das Urteil wird in wenigen Wochen erwartet.