Bochum..

Ante S. hat im Prozess um den bislang größten europäischen Fußball-Wettskandal am MIttwoch vor dem Bochumer Landgericht ausgesagt, dass er zwei UEFA-Schiedsrichter bestochen habe.

Ante Sapina: Dieser Mann ist in der Fußballbranche seit dem Bestechungsskandal um den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer ungefähr so beliebt wie ein Kreuzbandriss. „Durch das Hoyzer-Verfahren habe ich eine Berühmtheit in der Wettszene erlangt“, sagte der kleine Berliner gestern vor dem Bochumer Landgericht. Dort wird seit Oktober der vielleicht größte europäische Wettskandal aufgeklärt.

Obwohl der Deutsch-Kroate Sapina (34) wegen der Hoyzer-Bestechung im Jahr 2005 zu fast drei Jahren Haft verurteilt worden war, saß er nur von Oktober 2007 bis Juli 2008 im Strafvollzug, sogar nur im offenen. Das ermöglichte ihm, seit der WM 2006 wieder in ein kriminelles Wettmilieu einzusteigen. Eigener Aussage zufolge setzte er hohe Wetten auf Spiele, bei denen Spieler gekauft waren, und schmierte auch selbst zwei UEFA-Schiris.

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Sapina gilt als eine der beiden zentralen Figuren im aktuellen Wettskandal. Er wurde gestern aus der U-Haft als Zeuge in den Gerichtssaal geführt, nicht als Angeklagter. Staatsanwalt Andreas Bachmann will erst in Kürze Anklage gegen ihn erheben. Jetzt sitzen erst einmal vier andere Männer (32 bis 55) auf der Anklagebank. Auch sie sind, mit einer Ausnahme, teilweise geständig. Sapina sollte weitere Details. Es geht um 33 Spiele im In- und Ausland.

Er erzählte, dass er zum Beispiel den ukrainischen Schiri Oleg Oriekhov mit einem Betrag zwischen 30.000 und 50.000 Euro geschmiert habe. Er sollte die Euro-League-Partie Basel gegen Sofia verpfeifen. „Über ihn habe ich versucht, Spiele zu manipulieren und entsprechende Wetten zu platzieren. Ich bin in die Ukraine geflogen, um ihn zu treffen.“ In einem Lokal in Kiew habe man geredet. „Er wollte sich das überlegen und mal gucken.“ Er sollte in der 2. Halbzeit für zwei Tore sorgen. Bei einem Wettanbieter habe er 200 000 Euro gewettet und das Spiel im TV verfolgt - und 150 000 Euro gewonnen.

„Ich habe 300 000 Euro verloren.“

Ähnlich lief Sapina zufolge eine Absprache mit dem bosnischen UEFA-Schiri Novo Panic. Ihn habe er in Sarajewo getroffen. 30 000 bis 40 000 Euro habe er bekommen. Er sollte dafür sorgen, dass in der U21-Begegnung Schweiz gegen Georgien „ab der 30. Minute noch drei Tore fallen“. Es fiel aber nur ein Tor. Sapina: „Ich habe 300 000 Euro verloren.“ Tags darauf war er von der Bochumer Staatsanwaltschaft verhaftet worden.

Sapina weiß, dass Schmiergeld keine Garantie ist. „Meines Erachtens kann man Fußballspiele nicht 100-prozentig manipulieren.“ Fußball sei zu dynamisch. „Aber man kann seine Chancen verbessern.“

Sapina war in Duisburg geboren, wuchs aber in Berlin auf. Dort arbeitete er im „Cafe King“ seines Bruders. Schon mit 14 oder 15 Jahren, sagte er gestern, habe er mit dem Wetten angefangen. Später „fast täglich, mit immer höheren Einsätzen“. Und bei mehreren Sportarten. „Ich habe damals mit dem Wetten gut verdient.“ Seine ersten Manipulationen habe er in der zweiten Schweizer Fußball-Liga begangen.

„Das erste Gegentor ging auf die Kappe von Herrn Cichon“

Später widmete er sich auch der 2. deutschen Liga. Zum Beispiel dem Spiel Augsburg gegen Osnabrück am 14. April 2009. Das war „meiner Meinung nach manipuliert“. Dies habe er von einem Mittäter gehört, der als die andere zentrale Figur im Wettskandal gilt. Auch der 35-jährige Marijo C. hat bereits in dem Prozess ausgesagt. Auch er ist geständig und wird bald angeklagt.

Sapina belastete auch den damaligen Osnabrücker Spieler Thomas Cichon. Das erste Tor sei „glasklar auf die Kappe von Herrn Cichon“ gegangen.

Bei einem anderen verdächtigen Spiel - Nürnberg gegen Osnabrück am 13. Mai 2009 - bestritt er aber eine Manipulation. Er habe nur 15 000 Euro gesetzt. Das sei für ihn „eine niedrige Wette“ gewesen. Hätte er gewusst, dass einige Spieler gekauft worden seien, hätte er viel mehr gesetzt - „200 000 bis 300 000 Euro“.

Sapina sagte auch, dass das Pokalspiel Speldorf gegen RW Oberhausen gekauft worden sei. Zwei bis drei Spieler der Speldorfer hätten insgesamt „20 000 bis 25 000 Euro“ erhalten. „Dementsprechend hatten wir gesetzt.“ Heute wird er weiter vernommen.