Bochum. Deutsche Großstädte müssen bis Mitte 2026 einen Wärmeplan vorlegen. Dafür stellt der Bund Fördergelder bereit. An Bochum fließen sie vorbei.
Wie werden wir morgen heizen? In zwei Jahren muss Bochum einen Kommunalen Wärmeplan vorlegen. Aus dem soll z.B. hervorgehen, wie es gelingen kann, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Wärme in der Stadt aus Erneuerbarer Energie zu beziehen; bis 2040 sollen es bereits 80 Prozent sein.
Wärmeversorgung in Bochum ist überwiegend fossil dominiert
Die ehrgeizigen Ziele stehen im Wärmeplanungsgesetz und stellen die Kommune vor große Herausforderungen. Was sie für Bochum bedeuten, lässt sich aus der aktuellen energetischen Gesamtbilanz erschließen. 47 Prozent der in Bochum erzeugten Treibhausgase entstehen durch Wärme (Stand 2020), weitere 32 Prozent durch Stromverbrauch. Die Wärmeversorgung der Wohngebäude und der Gewerbeeinrichtungen in der Stadt „ist weit überwiegend fossil dominiert“, wie es heißt. Und das soll sich so schnell wie möglich ändern.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Jede Kommune muss dafür eine Wärmeplanung vorlegen, in der Maßnahmen und Strategien dargelegt sind. In Bochum gehört dazu u.a. der Ausbau des Fernwärmenetzes, den die Stadtwerke bereits angekündigt haben, sowie die „grüne“ Produktion der transportieren Wärme. Weitere Faktoren kommen hinzu, so etwa die Nutzung von Geothermie.
Zwei Drittel der 200.000 Wohnungen sind älter als 50 Jahre
Eingebunden in die Planung ist die Wohnungswirtschaft, die neben den privaten Hausbesitzern den größten Einfluss auf die verwendete Wärme haben. Von den etwa 200.000 Wohnungen in etwa 60.000 Häusern sind etwa zwei Drittel älter als 50 Jahre und zu fast 40 Prozent aus der Wiederaufbauzeit. Viele von ihnen genügen den modernen energetischen Anforderungen nicht.
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++
Alle drei – Stadt, Stadtwerke und Wohnungsunternehmen – haben die „Unit Wärmewende“ gegründet, mit der die Wärmeplanung ebenso vorangetrieben werden soll wie gemeinsame Projekte. Stadt und Stadtwerke haben einen permanenten „Sitz“, die Wohnungswirtschaft ist abwechselnd mit Vertretern von VBW, Vonovia, LEG und Genossenschaften vertreten.
Dienstleister Ifok kassiert für Wärmeplanung 200.000 Euro
Was alle Akteure tun müssen, um die Energiebilanz so schnell wie möglich zu verbessern, soll im Bochumer Wärmeplan stehen, den die Politik rechtzeitig vor dem Sommer 2026 verabschieden muss. Nun hat die Stadt einen Dienstleister damit beauftragt, den Wärmeplan zu erstellen. Die Ifok GmbH aus Bensheim (Hessen) hat sich in einem Ausschreibungsverfahren gegen acht Mitbewerber durchgesetzt.
- Wärmepumpe: Wer sie einbauen lassen will, muss Geduld haben
- Netzausbau: Bochum will sich knappe Kapazitäten sichern
- Die Kohle kommt zurück nach Bochum und hilft der Umwelt
- Energiewende: Verbraucher könnten auf Fernwärme umsteigen
- Steag-Verkauf: Dreistellige Millionen-Überweisung für Bochum
200.000 Euro kostet die Bochumer die Arbeit der Strategen. Finanziert werden sollte das eigentlich über Fördermittel. Der Bund hat insgesamt 500 Millionen Euro für die Erstellung von kommunalen Wärmeplänen zur Verfügung gestellt. Aber da Bochum nach Auskunft der Stadt bereits vor sechs Jahren einmal eine Förderung für eine kleine Wärmeerhebung im Bochumer Osten erhalten hat, ist sie nun bei der Vergabe der Fördermittel leer ausgegangen.
Dienstleister soll insgesamt neun Bereichen abklopfen
Ifok soll neun Bereiche abklopfen. Dazu gehört es u.a., einen Wärmeatlas inklusive einer Ist-Analyse der aktuellen Wärmeerzeugung und des Wärmenetzes zu erstellen, das Potenzial alternativer Energie einzuschätzen – von Solarthermie über industrielle Abwärme mit Geothermie – sowie das künftige Wärmenetz abzubilden. Parallel dazu arbeiten die Stadtwerke am Projekt „Netz der Zukunft“. Dabei betrachten sie in zwei unterschiedlichen Szenarien, wie sich die Energie- und Wärmeverbräuche in 154 statistischen Vierteln bis zum Jahr 2045 entwickeln könnten. Die Kosten für den Um- und Ausbau des Wärmenetzes werden immens sein. Dem vernehmen werden für die Finanzierung die Gelder aus dem Steag-Verkauf verwendet.