Bochum. Bei der Wärmewende gibt sich Bochum ehrgeizig. Zehn Jahre früher als der Bund es fordert, will die Stadt klimaneutral sein. Worauf kommt es an?

Eine neue Gasheizung, Umstellen auf eine Wärmepumpe, möglicherweise Geothermie nutzen oder doch erst einmal warten, ob die Stadtwerke ihr Fernwärmenetz nicht auch bis in mein Quartier ausbauen? Viele Bochumerinnen und Bochumer rätseln, wie sie mit den Vorgaben des künftigen Gebäudeenergiegesetzes umgehen sollen. Zumindest eine Antwort gibt es darauf: Wer über eine neue Heizung nachdenkt, sollte sich mit der kommunalen Wärmeplanung beschäftigen.

Heizungsgesetz gilt dort, wo eine kommunale Wärmeplanung gibt

Bis spätestens 2028 soll in jeder Stadt und Gemeinde eine solche Planung vorliegen. Wo es noch keine gibt, ist von dem neuen Heizungsgesetz zunächst noch niemand betroffen.

Bochum hat bei der Planung zwar eine gute Ausgangsposition, weil der eigene Energieversorger, die Stadtwerke Bochum, bereits im vergangenen Jahr eine Wärmeplanung vorgelegt hat. Aber es wird noch einige Zeit ins Land gehen, bis ein fertiges kommunales Konzept vorliegt.

Erst einmal sollen die hiesigen Potenziale auf ihre technischen und wirtschaftlichen Umsetzbarkeit geprüft werden. Dabei geht es um einen Mix aus Solarthermie, Biomasseheizwerk, Tiefengeothermie und Grubenwasserwärme, wie es heißt. „Hierzu haben die Stadtwerke einen Förderantrag gestellt und hoffen auf einen positiven Förderbescheid im August dieses Jahres“, so die Stadt. Bis zum Spätsommer 2024 will der Energieversorger einen konkreten Transformationsplan vorlegen.

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Bevor der Wärmeplan entsteht, müssen erst Gutachten erstellt werden

Er soll Teil der kommunalen Wärmeplanung sein, die, so die Verwaltung, „federführend seitens der Stadt Bochum vorangetrieben wird“. Diese Planung wiederum soll ebenfalls mit Fördermitteln erstellt werden. „Ziel ist die Vergabe eines Gutachtens in 2024“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Erst danach kann der kommunale Wärmeplan geschrieben werden; also frühestens 2025.

Immerhin gibt es mögliche Vorbilder. Mit Hilfe der NRW-Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz „NRW.Energy4Climate“ gibt es in jedem der fünf Regierungsbezirke in jeweils einer Stadt ein Pilotprojekt. Ihre Erfahrungen sollen die anderen Städte nutzen, um die eigene Wärmeplanung voranzutreiben. Im Regierungsbezirk Arnsberg, zu dem Bochum gehört, ist der Kreis Siegen/Wittgenstein die Pilotprojekt-Region.

Wohnungswirtschaft und Stadt unterzeichnet gemeinsames Papier

Bochum wähnt sich nicht nur wegen der Pläne, die die Stadtwerke in der Schublade haben, in einer guten Ausgangslage. Sie hat auch Verbündete mit ins Boot genommen. Nach dem ersten Bochumer Wärmegipfel haben die Stadt und mehrere große Wohnungsunternehmen – die Bochumer Baugenossenschaften, LEG Immobilien SE, VBW Bauen und Wohnen GmbH, Vivawest GmbH, Vonovia SE - und die Stadtwerke ein gemeinsames „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet; dem Vernehmen nach das bislang einzige dieser Art in Deutschland.

Konkreter Wärmeplan für alle Teile des Stadtgebiets

Das Vorgehen bei der kommunalen Wärmeplanung beschreibt die Landesgesellschaft „NRW.Energy4Climate“ so: „Eine umfassende, räumlich verortete Bestandsaufnahme der Wärmeversorgung bildet mit der Ermittlung gegebener Potenziale für Energieeinsparungen sowie für den Einsatz Erneuerbarer Energien die Basis der Wärmeplanung.“

Liegt diese vor, werden verschiedene Szenarien entwickelt, wie der künftige Wärmebedarf klimaneutral gedeckt werden kann. „Für das gesamte Stadtgebiet wird ein Wärmeplan entwickelt, der die zukünftige Wärmeversorgung für verschiedene Zonen bzw. Eignungsgebiete mithilfe bedarfsgerechter Maßnahmen beschreibt.“

Die Unterzeichner verpflichten sich dem gemeinsamen Ziel, die Wärmewende in Bochum erfolgreich zu gestalten. „Das Gelingen der Wärmewende ist aber auch von den Aktivitäten der vielen privaten Bochumer Einzeleigentümerinnen und Eigentümer abhängig“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Die CO2-Belastung in Bochum ist bislang zu 44 Prozent auf die Wärmegewinnung für 200.000 Wohnungen in etwa 60.000 Wohngebäude zurückzuführen.

In zwölf Jahren soll sie bei Null liegen. Deutlich früher als im Rest der Republik. Während die Bundesregierung das Ziel ausgegeben hat, bis 2045 soll die Klimaneutralität erreicht werden, will Bochum dieses Ziel schon bis 2035 erreichen. Nicht zuletzt mit Hilfe der kommunalen Wärmeplanung.