Bochum. Lange schien es so, als sollte die Steag-Beteiligung Bochum teuer zu stehen kommen. Nach dem Verkauf des Energieversorgers sieht das anders aus.

Gut zwei Dutzend Unternehmensbeteiligungen hat die Stadt Bochum, darunter so ertragreiche wie die Gelsenwasser AG. Die 18-Prozent-Anteile an der Steag schienen dagegen ein Fehlgriff gewesen zu sein – bis der dramatische Preisanstieg für Energie als Folge des Ukraine-Kriegs den Wert des Essener Energiekonzerns in die Höhe getrieben hat. Nach dessen Verkauf Ende 2023 sind nun die ersten Millionen nach Bochum geflossen.

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187 Millionen Euro hat die Stadtwerke Bochum Holding GmbH nach Auskunft von Unternehmenssprecher Jascha Dröge im Januar in zwei Tranchen erhalten. Sie hatte die Bochumer Anteile an der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG) gehalten; ein Verbund von insgesamt sechs Stadtwerken bzw. Städten (Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen, Dinslaken), der 2011 bzw. 2014 die Steag von Evonik gekauft und im Dezember an den spanischen Investor Asterion verkauft hat.

Bochum hofft auf mindestens 200 Millionen Euro aus Steag-Verkauf

Womöglich werden noch einige weitere Millionen folgen. Die „konservativen Planungen“, so Dröge, der Stadtwerke gehen davon aus, dass Bochum am Ende etwa 200 Millionen Euro von der KSBG überwiesen bekommt. Die Restsumme stehe erst fest, wenn der Steag-Jahresabschluss für 2023 fertiggestellt ist. Im August, als die Pläne für den Steag-Verkauf konkreter wurden, war sogar von einem Erlös zwischen 250 und 300 Millionen Euro die Rede – allein für die 18-Prozent-Beteiligung Bochums.

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„Bestandteil dieser Annahmen war eine sehr positive Ergebniserwartung aus der Vermarktung der inländischen Kraftwerke der Steag, die auf dem Preisniveau basierte, das noch Mitte 2023 an den Energiemärkten zu beobachten war“, so Dröge. „Insbesondere im vierten Quartal 2023 konnten diese Ergebnisse allerdings nicht vollumfänglich realisiert werden.“

Steag-Gewinn sollen in Energiewende fließen

Übrig wird unterm Strich trotzdem eine erkleckliche Summe bleiben. Im gerade veröffentlichten Wirtschaftsplan der Stadtwerke sind für das Jahr 2024 Gewinne von etwa 118 Millionen-Euro aus dem Steag-Verkauf eingeplant. Die Verkaufserlöse werden gemindert durch das 2011/2014 eingesetzte Eigenkapital in Höhe von 67,6 Millionen Euro, Kreditkosten von 25,7 Millionen Euro zur Finanzierung der Kapitaleinlage und ein nachträgliches Gesellschafterdarlehen in Höhe von zehn Millionen Euro. Dröge: „In der Gesamtschau beläuft sich der Gewinn Stand heute auf rund 120,2 Millionen Euro. Das sei ein „sehr versöhnlicher Abschluss unseres Engagements“.

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Fließen wird das Geld dem Vernehmen nach nicht in den städtischen Haushalt. Es werde „dringend für die kommunale Energie-, Wärme- und Mobilitätswende benötigt“, heißt es bei dem städtischen Tochterunternehmen. Dazu gehören die Pläne für den Ausbau des hiesigen Fernwärmenetzes, die die Stadtwerke in der sogenannten Unit Wärmewende gemeinsam mit der Stadt und Vertretern der Bochumer Wohnungswirtschaft vorantreibt. Derzeit gebe es 15 Projekte zum Fernwärmeausbau, die etwa 500 Gebäude mit 2600 Wohneinheiten umfassen.

Stadtwerke Bochum schütten 55 Millionen Euro an Stadt aus

Auch wenn die Steag-Millionen bei den Stadtwerken bleiben, kann die Stadt auch in diesem Jahr mit einer Gewinnabführung rechnen. Nach 57,5 Millionen Euro im Jahr 2022 sind für 2023 und 2024 jeweils 55 Millionen Euro eingeplant; ebenso 2025 und 2026. Die Jahresüberschüsse werden sich dann allerdings wieder im „normalen“ Rahmen bewegen. Der städtische Energieversorger geht von 70,2 Millionen Euro (2025) bzw. 67,5 Millionen Euro aus.