Bochum. In Zeiten hoher Energiekosten gelten Wärmepumpen als gute Alternative zu Öl und Gas. Die Nachfrage ist groß. Auch in Bochum. Aber: Es gibt Haken.
Plötzlich waren sie in aller Munde. Wärmepumpen. Spätestens seit dem radikalen Anstieg der Kosten für fossile Energie gelten sie als gute Alternative oder zumindest Ergänzung zu öl- und gasbetriebenen Heizungen. Auch in Bochum ist das Interesse deutlich gestiegen.
Stadtwerke registrieren große Nachfrage nach Wärmepumpen
„Wir verzeichnen weiterhin eine hohe Zahl an Kundenanfragen zu Wärmepumpen“, sagt Marc Vogel, der bei den Stadtwerken Bochum den Bereich Energiedienstleistungen leitet. Wegen der Vielzahl der Anfragen komme es zu Verzögerungen bei den Antworten.
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Und: Installiert werden neue Anlagen noch nicht. „Das erfolgt voraussichtlich erst kurz vor der Heizperiode 2023“, so Vogel. Die Verzögerung bei Lieferung und Montage hat vielfältige Gründe. Bei der Installation der Wärmepumpen arbeiten die Stadtwerke nach eigenen Angaben vornehmlich mit Handwerksbetrieben aus Bochum zusammen. „In vielen Betrieben sind derzeit kaum personelle Kapazitäten vorhanden bzw. die Lieferzeiten neuer Geräte sind entsprechend lang“, heißt es. Und: „Wir sondieren permanent die Marktlage und suchen nach neuen Partnerunternehmen.“
Bis zu sechs Monate dauert die Beschaffung einer Anlage
„Ja, im Moment sind Wärmepumpen sehr stark gefragt“, bestätigt Albert Landsberger, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bochum. Fast täglich erhält er in seinem Betrieb telefonische Anfragen dazu. Für Betriebe sei vor allem Lagerhaltung das Gebot der Stunde. Denn es dauere derzeit vier bis sechs Monate, bis alle Komponenten für eine Anlage geliefert sind.
1157 Wärmepumpen gibt es bislang in Bochum
Bislang sind nach Auskunft der Stadtwerke im Bochumer Stadtgebiet 1157 Wärmepumpen verbaut (Stand Ende 2022). Das Energieunternehmen bietet selbst seit Mitte 2022 ihren Kunden Wärmepumpen zum Kauf oder zur Pacht an. Seitdem seien 21 Verträge mit Kunden abgeschlossen worden.
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Wärmepumpen entziehen Wärme aus der Umwelt und heizen damit das Innere eines Gebäudes – das funktioniert selbst im Winter bei Minusgraden. Anders als bei einem Gas-Brennwertgerät wird kein fossiler Brennstoff verbrannt, und es gelangt kein klimaschädliches Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre.
Zwei Drittel der Wohngebäude in Bochum sind älter als 50 Jahre
„Der Einsatz einer Wärmepumpe ist in nahezu jedem Gebäude mit ausreichender Wärmedämmung möglich“, sagt Marc Vogel. Die Anlagen seien grundsätzlich gut geeignet, um Energiekosten und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. „Im Optimalfall werden die Pumpen über eine hauseigene Photovoltaikanlage betrieben. Dann ist das System nahezu CO2-neutral. Ist diese Kombination bei Kunden nicht möglich, empfehlen wir den Bezug von Ökostrom.“
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Der Hemmschuh in Bochum neben Liefer- und Personalengpässen: Viele Gebäude in der Stadt wurden zwischen 1949 und 1969 gebaut; knapp 29 Prozente der Gebäude sind sogar noch älter, wie dem aktuellen Wohnungsmarktbericht zu entnehmen ist. Insgesamt etwa zwei Drittel der Wohngebäude sind älter als 50 Jahre. Die Wärmedämmung lässt bei vielen dieser Häuser zu wünschen übrig. Ergo: Wer eine Energiepumpe einsetzen will, der müsste auch für eine ordentliche Isolierung sorgen. „Das gilt vor allem für Türen, Fenster und Rolladenkästen“, so Obermeister Landsberger.
Wärmepumpe kostet zwischen 25.000 und 30.000 Euro
Der ohnehin rät, die Frage nach der besten Heizung immer im Einzelfall zu entscheiden. „Ich halte es für falsch, Gas und Öl zu verteufeln“, so Landsberger. Und: Verbraucher, die eine Wärmepumpe nutzen wollen, sollten überlegen, ob sie zugleich eine Photovoltaikanlage anschaffen wollen, um selbst Strom erzeugen zu können. Allerdings: Auch PV-Anlagen-Komponenten haben momentan lange Lieferzeiten. Die Kosten für eine Wärmepumpe in einer Ein-Familien-Bestandsimmobilie liegen zwischen 25.000 und 30.000 Euro, so der Innungsobermeister.
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Eine mögliche Alternative: Geothermie
Eine mögliche Alternative: Energie aus der Erde. Geothermie. Stand heute, aufgelistet seit 2004, sind nach Angaben der Stadt insgesamt 548 Geothermieanlagen mit vertikalen Erdwärmesonden in Bochum genehmigt worden. Dazu gibt es 13 Kollektor- (flachere Anlagen) und zwei Wasser-Wasser-Anlagen (Saug-Schluckbrunnen-Systeme). „Von den vertikalen Erdwärmesonden sind in 2021 45 Anlagen neu genehmigt worden, in 2022 waren es 38 neue Anlagen“, so Stadtsprecher Peter van Dyk.