Bochum/Herne/Witten. Christine Frücht leitet jetzt die Polizei in Bochum, Herne und Witten, steht fast 2000 Kräften vor. Die WAZ stellte ihr einige Fragen.
WAZ: Zunächst Glückwunsch zu Ihrer Ernennung! Richten Sie sich in Ihrem neuen Büro überhaupt so richtig ein, denn bald müssen Sie ja sowieso wieder umziehen? 2027 geht’s ins neu gebaute Präsidium nach Harpen.
Christine Frücht: Zurück in meiner alten dienstlichen Heimat, sozusagen (lacht). Ich freue mich sehr, wieder in Bochum zu sein und das eine oder andere bekannte Gesicht zu treffen. Da der Neubau erst in einigen Jahren fertiggestellt sein wird, richte ich mir mein Büro im beeindruckenden Altbau ein. Ich werde viel Zeit im Büro verbringen und möchte mich dort wohlfühlen und in einer angenehmen Atmosphäre mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenarbeiten.
- Polizei Bochum arbeitet Mitschuld an Nazi-Verbrechen auf
- „Ende nicht in Sicht“: Wie Polizei gegen Kinderpornos kämpft
- Gewalt, Diebstahl, Ärger in der Schule: Timo ist kriminell
Was werden in den nächsten Tagen und Wochen Ihre Haupttätigkeiten sein, außer das Kollegium nach und nach kennenzulernen?
In den Gesprächen geht es ja nicht nur darum, meine neuen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, sondern vielmehr darum, herauszufinden, was meine Fachleute beschäftigt und wo akuter Handlungsbedarf besteht. Wo müssen gegebenenfalls Prioritäten gesetzt werden und wie kann ich helfen.
„Polizeiberuf abwechslungsreicher als viele andere Berufe“
Sie sind eine Quereinsteigerin, waren vorher bei einer Bank tätig.
Gerechtigkeit war mir immer schon sehr wichtig. Außerdem ist der Polizeiberuf sehr abwechslungsreich, abwechslungsreicher als viele andere Berufe. Und über allem steht für mich, etwas für die innere Sicherheit tun zu können, das ist sehr sinnstiftend! Ich kann junge Menschen nur ermutigen, diesen tollen Beruf zu ergreifen und sich unserem Team 110 anzuschließen.
Haben Sie schon eine Idee, was Sie im Polizeipräsidium Bochum neu einführen, verstärkt fördern oder was abschaffen wollen?
(Lacht) Nein, dafür ist es noch zu früh. Ruhe bewahren und einen Überblick verschaffen, das ist ein wichtiger Grundsatz, der in vielen Bereichen der Polizei gilt, und so will ich es am Anfang auch halten. Zu gegebener Zeit können wir aber gerne noch einmal darüber sprechen.
Was rufen Sie den Leuten zu, die ACAB („All cops are bastards – alle Polizisten sind Bastarde“) auf öffentliche Wände und Brücken sprühen?
Es macht mich wütend. Ich habe kein Verständnis für diese Straftaten, und es sind Straftaten. Es sieht nicht nur hässlich aus und verschandelt die Landschaft. Die Täter richten auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden an. Sie sehen, ich habe kein Verständnis dafür, dass Menschen eines Berufsstandes, die sich um die innere Sicherheit aller Menschen kümmern, grundlos öffentlich diffamiert werden.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Säureangriff in Bochum: „Hätt‘ jeder von uns sein können“
- Bombendrohung in Bochumer Sparkasse: Angeklagter verurteilt
- „Wir zahlen nicht!“: Streit um Zäune bei Bochum Total
- Bochum Total 2024: Was man vor dem Start wissen muss
Kriminalität erfindet sich immer wieder neu, vor allem technisch. Welche Art Kriminalität wird das Polizeipräsidium Bochum bald wohl zunehmend beschäftigen?
Unter technischen Gesichtspunkten werden die Fortentwicklung und der Einsatz von KI spannend und herausfordernd. Wir wissen alle nicht, wie weit die Entwicklung von KI gehen wird. Aber es öffnen sich gerade vielfältige Möglichkeiten für einen Missbrauch in allen Betrugsphänomenen. Denken Sie an den bekannten Enkeltrick. Zukünftig können Stimmen, aber auch gefälschte Bilder, Stimmen und Filme missbräuchlich verwendet werden. Wir werden sehen, wohin die Entwicklung geht und wie wir uns dagegen aufstellen können.
Polizeipräsidentin zu Verkehrsteilnehmenden: „Ich kann nur an alle appellieren, tolerant zu sein“
Das Zusammenleben zwischen Radfahrenden und Autofahrenden ist oft schwierig. Auf beiden Seiten werden gegenseitige Feindbilder gepflegt und ausgelebt. Kann die Polizei da gegensteuern?
Der Verkehrsraum im Ruhrgebiet ist leider begrenzt. Es ist mir ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass sich beide Seiten – Autofahrer und Radfahrer – gefahrloser im Straßenverkehr bewegen können. Dazu ist es aber unbedingt notwendig, dass sich beide Seiten an die Regeln halten. Ich kann nur an alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer appellieren, tolerant zu sein, sich in die Lage des anderen zu versetzen und nicht immer nur zu schauen, was „die anderen“ falsch machen. Wir als Polizei werden die Einhaltung der Verkehrsregeln auf beiden Seiten regelmäßig im Rahmen von Schwerpunktaktionen - gemeinsam mit unseren Ordnungspartnern in den Kommunen - kontrollieren und gegebenenfalls auch ahnden.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Was sagen Sie zum Klassenerhalt des großen Bochum-Werbeträgers VfL?
Toll, dass der VfL Bochum erstklassig bleibt! Ich freue mich sehr für die Mannschaft und für die Menschen, die hinter dem VfL Bochum stehen und der Mannschaft in dieser fast aussichtslosen Situation die Daumen gedrückt haben. Unter diesen Vorzeichen das Ruder noch einmal herumzureißen, zeigt die emotionale Stärke der Mannschaft. Gemeinsam kann man viel bewegen, das ist das wirklich starke Signal.