Bochum. Offener Hass gegen die Polizei ist auch im Umfeld des Profifußballs alltäglich. ACAB-Aufkleber mit VfL-Bochum-Wappen hetzen in Nähe des Stadions.
ACAB – All Cops Are Bastards. Hunderte dieser Parolen, abgekürzt oder ausgeschrieben, beleidigen an Mauern, Brücken und Häusern allein in Bochum die Polizei. Im Umfeld des Ruhrstadions entdeckte Jörg Galinski nun unter anderem auf einem Briefkasten der Deutschen Post ACAB-Aufkleber samt VfL-Wappen. Der 58-jährige fordert den Verein auf, die Übeltäter strafrechtlich zu verfolgen und sie auch mit einem Stadionverbot zu belegen – wenn sie denn ermittelt werden können.
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„Als Kriminalbeamter mit 40-jähriger Berufserfahrung, als Mitglied unseres Vereins, als Dauerkarteninhaber und als langjähriger Fan des VfL Bochum bin ich geschockt und verärgert von diesen Aufklebern“, heißt es in einer Mail Galinskis an die Geschäftsführung des VfL Bochum. Insbesondere mit Blick auf die Polizisten-Morde in Rheinland-Pfalz müsse der VfL öffentlich Stellung beziehen, fordert der 58-Jährige.
Fan des VfL Bochum fordert als Polizist Stellungnahme des Vereins ein
„Ich muss Ihnen sicher nicht sagen, dass an jedem Bundesligawochenende Hunderte von jungen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten ihren Dienst in Fußballstadien versehen, dort regelmäßig beleidigt, bedroht und angegriffen werden“, schreibt der Beamte, der in Düsseldorf seinen Dienst versieht.
Letztmals in Bochum offen zu Tage trat der Hass von Hooligans und Ultras gegen die Polizei im Mai des vergangenen Jahres, als der Aufstieg des VfL Bochum von Ausschreitungen überschattet wurde. Die strafrechtliche Aufarbeitung läuft bis heute.
Sprüche wie „Alle Bullen sind Schweine“, was wohl sinngemäß der wörtlichen Übersetzung von ACAB – Alle Polizisten sind Bastarde – entsprechen dürfte, gehören bei solchen Einsätzen dazu wie Flaschenwürfe, oder das Entzünden von Bengalos.
ACAB-Sprüche sind Nährboden für Taten wie in Kusel
Für Galinski sind Entwicklungen wie diese und die zunehmenden Schmierereien ein Beweis dafür, dass der Respekt anderen Menschen gegenüber, aber gerade auch gegen Polizeibeamte in der Gesellschaft, immer mehr verloren geht: „Diese Leute, die das gesellschaftliche Klima vergiften und den Nährboden für Taten wie in Kusel mit bereiten, diese Leute gehören ausgegrenzt, sie gehören nicht zum VfL Bochum.“
Das sieht der Verein nicht anders. „Natürlich haben auch uns die Morde an zwei Polizisten zutiefst bestürzt, ein schreckliches und schockierendes Ereignis. Eine Zunahme der Gewaltbereitschaft gegenüber Polizistinnen und Polizisten ist spätestens seit der jüngst veröffentlichten Statistik des Bundeskriminalamtes Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Wir verurteilen grundsätzlich jede Form von Gewalt“, heißt es in einer Stellungnahme auf die Mail Galinskis.
VfL Bochum: ACAB ist kein fußballspezifisches Problem
Die ACAB-Schmierereien indes stellten aber kein fußballspezifisches Problem dar, so VfL-Pressesprecher Jens Fricke. „Das Akronym ACAB ist Bestandteil unterschiedlicher Jugendsubkulturen. Hier ist also die Gesellschaft gefordert, nicht nur der Fußball, sich gegen diese Form der Diskriminierung zu stellen. Am ehesten durch Prävention, womit auch Schulen ihren Teil dazu beitragen können oder sollten.“
Der VfL Bochum sei informiert und handele bereits gezielt im Rahmen seiner vielschichtigen Fanarbeit. Jörg Galinski sollen diese Aktivitäten in Kürze durch den Fanbeauftragten persönlich vorgestellt werden. „Das finde ich gut, ich erwarte aber, dass der Verein öffentlich Partei für die Polizei ergreift. Er kennt seine Pappenheimer und Problemfans am besten“, sagt Galinski.
Verstöße gegen die Marke VfL Bochum werden systematisch verfolgt
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Ganz so einfach sieht es der VfL nicht, der sich gegen die Verwendung des Vereinsemblems im Zusammenhang mit den Verunglimpfungen verwahrt. „Uns sind aktuell weder die Produzenten von entsprechenden Aufklebern bekannt noch die Täter, die sie anbringen. Als eine unserer Maßnahmen werden Verstöße gegen die Nutzung unserer Marke schon seit längerer Zeit systematisch anwaltlich verfolgt. Dies gilt natürlich auch für Aufkleber, von denen wir uns besonders distanzieren. Wir sind bestrebt, solche Aufkleber aus dem Stadion zu entfernen – was zudem auch für extreme politische Aufkleber gilt.“