Bochum. Gelsenkirchen hat Miet-E-Scooter wegen Sicherheits- und Park-Verstößen verbannt. So weit will man in Bochum nicht gehen. Es gibt andere Pläne.

Im Weg herumstehende oder -liegende E-Scooter sind für viele Menschen ein Ärgernis. Gelsenkirchen hat unlängst Ernst gemacht: Seit dem 20. April sind E-Scooter dort faktisch verboten. Die Stadt verlangt von den Verleihfirmen eine sichere Identitätsfeststellung der Nutzer, beispielsweise über Personalausweis oder Führerschein. Weil die E-Scooter-Fimen sich außerstande sehen, dies sicherzustellen, haben sie ihre Fahrzeuge aus der Stadt abgezogen.

Wie aber ist die Lage in Bochum? Nach Angaben der Stadt bieten die vier Verleiher Tier, Lime, Bolt und Voi aktuell insgesamt rund 1800 Scooter in Bochum an. Dies habe eine Abfrage bei den Betreibern Anfang Mai 2024 ergeben. Die Zahl der Roller im Stadtgebiet habe sich gegenüber dem Stand von Oktober 2023 deutlich verringert. Damals seien noch knapp 2200 Scooter im Umlauf gewesen, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

E-Scooter in Bochum: Stadt nennt die Beschwerdelage „moderat“

Die Beschwerdelage wertet die Stadt als „moderat“: Es komme „unregelmäßig zu einzelnen Beschwerden“, so Sprenger. „Überwiegend geht es dabei tatsächlich um falsch abgestellte Fahrzeuge.“ Die Stadt leite dies jeweils gezielt an die Verleiher weiter.

Die Lage, sagt der Stadtsprecher, sei aber nach wie vor „übersichtlich“, rigidere Maßnahmen wie beispielsweise in Gelsenkirchen deshalb gegenwärtig nicht geplant. Man beobachte „den Leihbetrieb seit seinem Start im September 2019 sehr genau und wird dies weiterhin so handhaben“. Nur wenn es „notwendig und angebracht erscheint“, werde die Stadt „maßvoll steuernd eingreifen“.

+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++

Sondernutzungsgebühren sollen E-Scooter-Einsätze regulieren

Ein Mittel zur Steuerung sind Sondernutzungsgebühren, die die Verwaltung im vergangenen August angekündigt hat. Die Verleiher sollen dafür zahlen, dass sie ihre Flotten im öffentlichen Raum abstellen und ihre Scooter die öffentlichen Straßen und Wege benutzen. Bislang hat die Stadt dafür keine Gebühren erhoben, erhofft sich durch die Änderung eine „gewisse Regulierungswirkung“.

„An der Änderung der Sondernutzungssatzung wird gegenwärtig final gearbeitet“, teilt Sprecher Thomas Sprenger mit. Geplant sei, noch vor dem Sommer eine Beschlussvorlage in die politischen Gremien einzubringen. Nach dem Sommer könne dann der Rat die Satzung beschließen.

E-Scooter in Bochum – lesen Sie hier mehr zum Thema

Mehr festgelegte Abstellflächen, mehr Verbotszonen für Bochum in Vorbereitung

Die Stadt plant außerdem, mehr festgelegte Abstellflächen einzurichten – und in deren näherem Umkreis wiederum weitere Abstellverbotszonen zu definieren. Dies soll das „Wildparken“ eindämmen, vor allem rund um ausgewählte „Oasen-Standorte“ wie Hauptbahnhof oder Bermudadreieck. Das Konzept sei „in finaler Bearbeitung“, erklärt der Stadtsprecher.

Bis kurz vor die Rolltreppe gefahren, dann den Leihroller stehengelassen: Festgelegte Abstellzonen, kombiniert mit erweiterten Verbotszonen sollen das Wildparken eindämmen.
Bis kurz vor die Rolltreppe gefahren, dann den Leihroller stehengelassen: Festgelegte Abstellzonen, kombiniert mit erweiterten Verbotszonen sollen das Wildparken eindämmen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Parallel dazu und in Abstimmung mit der Verwaltung wird auch der E-Scooter-Verleiher Voi aktiv: Die schwedische Firma sucht aktuell nach „Wunschparkflächen“ in Bochum. Privatpersonen, aber auch Firmen können Vorschläge machen, wo spezielle Parkflächen ausgewiesen werden sollten.

+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++

E-Scooter-Anbieter Voi sucht Vorschläge für „Wunschparkflächen“

Sydney Martini, Voi-Städtemanager für Bochum, räumt ein, dass es „vor allem in puncto Parkordnung Verbesserungspotenziale“ gebe, sagt aber auch: „Man darf nicht vergessen, dass E-Scooter und andere Formen der Mikromobilität noch sehr junge Verkehrsmittel sind. Städte wurden jahrelang für Autos geplant. Vielerorts sind Flächen für alternative Formen der Mobilität im Stadtbild einfach noch nicht vorgesehen.“

„Städte wurden jahrelang für Autos geplant. Vielerorts sind Flächen für alternative Formen der Mobilität im Stadtbild einfach noch nicht vorgesehen.“
Sydney Martini, Voi-Städtemanager für Bochum

Als Verleiher habe Voi Erfahrungen in mehr als 100 europäischen Städten sammeln können, und diese zeigten, „dass Parkordnung vor allem eine Frage der Infrastruktur ist”. Martini: „Letztlich gilt die einfache Formel: Je mehr bedarfsgerechte Flächen es gibt, umso besser wird geparkt.” Der Umfrage für Bochum vorausgegangen ist eine Pilotphase in Düsseldorf. Dort seien viele Vorschläge eingegangen und unter anderem eine Parkfläche auf einem Firmengelände umgesetzt worden.

  • Die Umfrage des Anbieters Voi zu „Wunschparkflächen“ ist online hier zu finden

E-Scooter-Unfälle in Bochum

Seit Sommer 2019 sind E-Scooter im Straßenverkehr zugelassen. Mit der Verbreitung der Gefährten hat auch die Zahl der Unfälle NRW-weit stetig zugenommen. Das Landesamt für Statistik, IT.NRW, hat kürzlich frische Zahlen dazu veröffentlicht. Für Bochum wurde darin ein leichter Rückgang verzeichnet.

Demnach sind im Jahr 2023 auf Bochumer Straßen 44 Menschen mit E-Scootern verunglückt. 40 von ihnen wurden den Angaben zufolge leicht verletzt, vier schwer. Ein Jahr zuvor wurden 49 verunglückte E-Scooter-Fahrende gezählt (39 leicht, zehn schwer verletzt). Noch 2021 lag die Zahl der E-Scooter-Unfallopfer bei 25 (24 leicht verletzt, einer schwer).

Zum Vergleich: In Köln sind 2023 landesweit die meisten Menschen bei E-Scooter-Unfälle verletzt worden, nämlich 388. Landesweit zählten die Statistiker dort rund 2100 Verunglückte – vier Prozent davon waren als Mitfahrerin oder Mitfahrer unterwegs. Das Fahren zu zweit auf einem E-Scooter ist verboten.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert