Bochum. Paris will Mietroller aus der Stadt verbannen. Auch in Bochum sind viele Menschen von E-Scootern genervt. Was hält die Stadt von einem Verbot?
Sie blockieren Gehwege, stehen mitunter mitten auf Fußgängerinseln herum, liegen achtlos hingepfeffert am Bordstein: Seit dem Sommer 2019 gehören E-Scooter zum Straßenbild in Bochum, und seitdem sorgen die Miet-Tretroller für Kontroversen. Die einen sehen in ihnen einen Beitrag zur Verkehrswende, schätzen die Gelegenheit, spontan, unkompliziert und nicht verschwitzt Wege in der Stadt zurückzulegen. Die anderen sind vor allem: genervt.
Die Debatte bekommt in diesen Tagen neues Futter: Als erste europäische Großstadt plant Paris nach einer stadtweiten Abstimmung, leihbare E-Roller zu verbieten. Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte an, dass es vom 1. September an keine Miet-E-Scooter mehr in Paris geben werde. Die Abstimmung war eindeutig: Knapp 90 Prozent votierten für ein Verbot. Allerdings lag die Wahlbeteiligung bei weniger als acht Prozent.
Sollte Bochum E-Scooter auch verbannen? Viele WAZ.de-Nutzer finden: ja!
„Sollte Bochum E-Scooter auch verbannen?“, hat die Redaktion die Nutzerinnen und Nutzer auf waz.de gefragt. Die Umfrage ist nicht repräsentativ – vermittelt aber gleichwohl eine ziemlich klare Tendenz: Rund 2400-mal wurde innerhalb eines Tages abgestimmt, mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich dabei für ein Verbot aus.
Und auch auf der Facebook-Seite der WAZ Bochum wird das Thema lebhaft diskutiert – ebenfalls überwiegend mit ablehnendem Tenor. „Die Dinger sind unnötig. Stehen und liegen nur überall im Weg rum“, schreibt eine Nutzerin. „Wie kann man Menschen ohne Führerschein und ohne Kenntnisse von Verkehrsregeln auf die Straße lassen?!“, fragt ein anderer. Viele Kommentatoren sind sich einig: „Das Problem sind nicht die Roller, das Problem sind die Nutzer!“
- E-Scooter verbieten: ja oder nein? WAZ-Redakteurin Sarah Kähler sieht gute Gründe für ein Verbot. Lesen Sie hier ihren Kommentar. WAZ-Redakteurin Karoline Poll ist gegen ein Verbot – warum, erklärt sie hier.
E-Scooter in Bochum: Verbot für die Stadt kein Thema
Was sagt die Stadt Bochum zur Diskussion über ein Verbot der Leihroller? „Es gibt nur wenige Beschwerden“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk auf Nachfrage. In erster Linie gehe es um falsch, also behindernd abgestellte oder umgestoßene Roller. Dies lasse sich aber „zumeist sehr zeitnah im direkten Kontakt zwischen Stadt und Leihanbieter“ lösen.
Vier Anbieter, rund 2200 Leihroller
Vier Anbieter haben E-Scooter in Bochum auf dem Markt: Lime und Tier, Bolt und Voi. Die Gebühren für die Nutzung ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich: Meist kostet es eine feste Entsperrgebühr, alle rechnen außerdem die Nutzungszeit ab. Insgesamt sind im gesamten Stadtgebiet laut Stadt rund 2200 Roller verfügbar. Es gebe jedoch saisonale Schwankungen.
Für die Fahrt mit einem E-Scooter braucht es keinen Führerschein. Die Gefährte sind laut Stadt Bochum auf 20 km/h gedrosselt und dürfen ab 14 Jahren gefahren werden. Als „Elektrokleinstfahrzeuge“ dürfen sie nicht auf Gehwegen unterwegs sein. Auch die Fußgängerzone ist tabu.
Was Alkohol angeht, gelten für E-Scooter-Fahrten dieselben Promillegrenzen wie beim Auto. Für Fahranfänger und Fahrer unter 21 Jahren gilt ein absolutes Alkoholverbot.
Fazit der Verwaltung: Die bislang überschaubare Anzahl der E-Scooter – rund 2200 seien es im gesamten Stadtgebiet – lege „Einschränkungen oder gar Verbote nicht nahe“. Auch der Städte- und Gemeindebund hat sich nach dem Entscheid in Paris gegen ein ähnliches Verbot in Deutschland ausgesprochen.
Unfälle mit E-Scootern – Polizei Bochum vermutet hohe Dunkelziffer
Die Polizei Bochum will sich in der Debatte nicht positionieren, diese Fragestellung sei Sache der Stadt. Ganz praktisch müssen sich die Ordnungshüter aber zunehmend mit den motorbetriebenen Tretrollern auseinandersetzen. Immer wieder kommt es zu Unfällen: 49 verletzte E-Scooter-Fahrer weist die Verkehrsunfallstatistik 2022 für Bochum aus – eine Verdopplung zu 2021.
Und die Polizei geht von einer großen Dunkelziffer aus: Es gebe Erkenntnisse, dass drei Viertel aller Unfälle gar nicht polizeibekannt würden, weil die Fahrer nach durchzechter Nacht stürzten und sich verletzten, den Roller dann aber einfach liegen lassen und verschwinden würden, hieß es bei der Vorstellung der jüngsten Statistik.