Bochum. In Rekordzeit wurde eine Straße in Bochum saniert. Die Freude darüber währte nur kurz. Viele Autofahrer wundern sich über die Verkehrsführung.
„Wunder von Harpen: Diese Baustelle freut alle Autofahrer.“ So hatte die WAZ Mitte Januar getitelt. Damals konnten die Sanierungsarbeiten auf dem Harpener Hellweg in Bochum-Harpen ein halbes Jahr früher als geplant beendet werden. Der wichtige Zubringer zur A40 und zum Ruhrpark war in Rekordzeit wieder in Schuss gebracht worden. Dass man den Harpener Hellweg wieder in beide Richtungen befahren kann, wird tatsächlich allseits begrüßt. Allerdings sorgt die Verkehrsführung aktuell für große Verwirrung. Viele Autofahrer zeigen sich damit überfordert.
Der Bereich vor der Kirche lässt viele Autofahrer verzweifeln
Vor allem der umgestaltete Bereich auf Höhe der Heilig-Geist-Kirche lässt viele Verkehrsteilnehmer verzweifeln. Dort wurden versetzt Parkplätze installiert, dazu eine von der Fahrbahn abgetrennte Bushaltestelle und die Zufahrt zur Laurentiusstraße (Kirche). Das Ganze ist im Prinzip eine Minikreuzung, an der der Harpener Hellweg seitlich vorbeigeführt wird.
Es gibt auch viele Schilder, „Vorfahrt“, „Vorfahrt achten“. Aber keines, das den dort teilweise umherirrenden Autofahrern Orientierung bieten würde. Ein Anwohner beobachtet immer wieder Verkehrsteilnehmer, die – aus Harpen-Dorf kommend – nicht links auf dem Schwenk des Hellwegs bleiben, sondern geradeaus fahren. „Die tasten sich dann langsam vor, weil sie nicht wissen, ob sie irrtümlich auf der Busspur gelandet sind oder tatsächlich hier herfahren dürfen. Und am Ende wissen sie nicht so recht, ob sie links oder rechts fahren sollen.“
Auch die Zufahrt zur Laurentiusstraße, die den kleinen Anstieg hoch zur Kirche und der Katholikentagssiedlung führt, ist für viele Autofahrer nicht klar ersichtlich. Zumal die Kurven schon sehr scharf erscheinen und dadurch oft nicht auf den ersten Blick die vorgesehene Verkehrsführung zu erkennen ist.
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Findet auch Jürgen Wagner, der auf Facebook seinem Ärger über den „neuen“ Harpener Hellweg Luft verschafft hat. Während der Bauphase habe man nicht erkennen können, was am Ende dabei herauskomme, sagt der 65-Jährige. „Ich habe mich dann einfach überraschen lassen. Und das wurde ich tatsächlich – nur leider negativ.“
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Ihn ärgert nicht nur die beschriebene Situation unterhalb der Kirche. Auch weiter den Harpener Hellweg runter erzeugen zwei Situationen bei ihm Kopfschütteln. „Und nicht nur bei mir!“ Etwa an der Mittelinsel. „Auf Höhe der Fußgängerüberquerung hört der Radstreifen einfach auf. Autofahrer werden rechts rüber geführt.“ Und noch weiter runter könne man nicht auf den Penny-Parkplatz abbiegen – „dort ist die Mittellinie durchgezogen“.
Von der Verwaltung bezieht Christoph Funder bei einem Ortstermin mit der WAZ Stellung. Er ist für die Koordinierung der Baustellen in Bochum zuständig. In Sachen Penny-Zufahrt gesteht er einen Fehler der ausführenden Baufirma ein. „Die Markierung wird geändert“, sagt Funder. Derzeit sei ein Trupp der Stadt unterwegs, um die noch fehlenden Markierungen vorzunehmen. Auch der Hellweg bekommt dann eine Farbspur in der Mitte, um die Fahrbahnen kenntlich zu machen. „Für die Markierungsarbeiten muss es warm und trocken sein. Deswegen finden die erst jetzt statt.“
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Auf Höhe der Mittelinsel gebe es leider keine andere Möglichkeit, als den eingezeichneten Radweg in diesem Bereich zu unterbrechen. „Von der Geometrie der Straße geht es dort nicht anders“, erklärt Funder. Man habe auch alternative Standorte geprüft. „Aber wegen den vielen Zu- und Einfahrten ging das nicht. Und irgendwo brauchten wir halt eine Stelle, wo wir das sichere Überqueren des Hellwegs ermöglichen.“ Eine Beschilderung sei dort nicht vorgesehen. „Die Radfahrer werden auf diesem kurzen Stück in den fließenden Verkehr geleitet.“
Ärger um Harpener Hellweg: Stadt Bochum will prüfen und eventuell nachbessern
Den oberen Bereich auf Höhe der katholischen Kirche hält man im Rathaus durchaus für selbsterklärend. „Vielleicht müssen sich die Autofahrer auch erstmal an die neue Situation gewöhnen“, meint Christoph Funder. Die Zufahrt zur Haltestelle sei ausdrücklich nicht nur für Busse vorgesehen. „Wir haben dort ja auch extra Park&Ride-Plätze geschaffen. Da dürfen also auch Autos herfahren. Und auch weiter nach rechts in die Laurentiusstraße. Diese ist auch direkt vom Hellweg anfahrbar.“ Dass viele die abgetrennte Verbindung als Busspur wahrnehmen, kann Funder jedoch nachvollziehen. „Ich nehme das mal mit. Eventuell können wir dort mit einer weiteren Beschilderung nachbessern und für Klarheit sorgen.“
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„Mammutprojekt“ startete im Mai 2022
Von einem „Mammutprojekt“ war die Rede, als im Mai 2022 das große Buddeln begann. Der Harpener Hellweg war längst ein Sanierungsfall. Die Fahrbahndecke aus den 1950er Jahren war von Rissen durchzogen und verkraftete nur noch Tempo 30. Mitunter wurde kreuz und quer geparkt. Radwege? Fehlanzeige.
Auf 750 Metern wurden nicht nur die Fahrbahn, sondern auch die darunter liegenden Versorgungsleitungen sowie die Hausanschlüsse erneuert. Für den Kfz-Verkehr bedeutete das massive Einschränkungen. Auf der gesamten Wegstrecke wurde der Harpener Hellweg in Fahrtrichtung Innenstadt zur Einbahnstraße – lange Staus mit nervigen Wartezeiten inklusive. In Gegenrichtung mussten weite Umwege in Kauf genommen werden.
Noch im Sommer 2023 hieß es, die Baustelle werde erst ein Jahr später fertig. Doch schon Ende 2023 konnte der Verkehr wieder in beide Richtungen fließen.