Bochum. Geht doch! Von einer Baustelle in Bochum können die Arbeiter ein halbes Jahr früher als geplant abrücken. Das sind die Gründe, so geht‘s weiter.

Hohn, Spott und scharfe Kritik überziehen immer mehr Bauprojekte in Bund, Land und Kommunen. Abenteuerlich muten mitunter jahrelange Verzögerungen und horrende Kostenexplosionen an. Auf dem Harpener Hellweg beweist die Stadt Bochum: Es geht auch anders. Ein halbes Jahr früher als geplant können die Bauarbeiten beendet werden. Vor allem die Autofahrer freut‘s.

Von einem „Mammutprojekt“ war die Rede, als im Mai 2022 das große Buddeln begann. Der Harpener Hellweg war längst ein Sanierungsfall. Die Fahrbahndecke aus den 1950er Jahren war von Rissen durchzogen und verkraftete nur noch Tempo 30. Mitunter wurde kreuz und quer geparkt. Radwege? Fehlanzeige.

Baustelle in Harpen: Autofahrer haben seit Dezember freie Fahrt

Zwischen Schleipweg und Maischützenstraße rollten die Bagger an. Auf 750 Metern wurden nicht nur die Fahrbahn, sondern auch die darunter liegenden Versorgungsleitungen sowie die Hausanschlüsse erneuert. Für den Kfz-Verkehr bedeutete das massive Einschränkungen. Auf der gesamten Wegstrecke wurde der Harpener Hellweg in Fahrtrichtung Innenstadt zur Einbahnstraße – lange Staus mit nervigen Wartezeiten inklusive. In Gegenrichtung mussten weite Umwege in Kauf genommen werden. „Mindestens bis Juni 2024“ werde das so bleiben, hieß es noch im Sommer 2023.

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Von wegen! Seit Dezember fließt der Verkehr auf dem Harpener Hellweg wieder in beiden Richtungen. Lediglich an der Einmündung Maischützenstraße, wo die Entwässerung erneuert wird, ist noch eine Baustellenampel in Betrieb. „Sobald es wieder wärmer wird, werden die Arbeiten fortgesetzt“, versichert der Baustellen-Manager der Stadt, Christoph Funder.

Auf der Kreuzung Harpener Hellweg/Maischützenstraße müssen noch die Arbeiten an der neuen Entwässerung vollendet werden. Wegen der Kälte ruht derzeit die Baustelle.
Auf der Kreuzung Harpener Hellweg/Maischützenstraße müssen noch die Arbeiten an der neuen Entwässerung vollendet werden. Wegen der Kälte ruht derzeit die Baustelle. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Tolle Manpower“: Stadt lobt Bauunternehmen aus Dortmund

Das gilt auch für die Markierungen der beidseitigen, 1,85 Meter breiten Fahrradwege und den neu angelegten Parkplatz mit 22 Stellflächen, die demnächst gebührenfrei angesteuert werden können. „Zwei Monate, höchstens“, werden die finalen Arbeiten noch dauern, schätzt Funder.

Das „Wunder von Harpen“ hat bodenständige Gründe. Zunächst macht Christoph Funder dem beauftragten Dortmunder Bauunternehmen Höhler ein dickes Kompliment: „Die waren hier mit einer tollen Manpower im Einsatz. “ Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten grassierenden Personalmangels. Bei den Materialien habe es kaum Lieferengpässe gegeben.

Böse Überraschungen im Erdreich blieben aus

Wichtigster Punkt: „Wir haben im Erdreich keine bösen Überraschungen erlebt“, so Funder. Weder auf Felsgestein noch unerwartete Fragmente verschütteter Bauwerke wurde gestoßen. Auch Bergbauschächte, die mühsam hätten verfüllt werden müssen, hielten die Bautrupps nicht auf. „Allein bei Schächten müssen wir in der Regel von zwei Monaten Verzögerung ausgehen. Hier aber lief alles glatt“, freut sich Funder.

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Ob bis zum großen Maiabend-Festmarsch über den Harpener Hellweg Ende April alles fertig sein wird? „Ganz sicher, sogar deutlich früher“, verspricht der Manager.

22 Stellflächen entstehen auf dem neu errichteten Parkplatz auf dem Harpener Hellweg. Sie können demnächst kostenfrei genutzt werden.
22 Stellflächen entstehen auf dem neu errichteten Parkplatz auf dem Harpener Hellweg. Sie können demnächst kostenfrei genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Kostenrahmen wird wohl nur moderat überschritten

Und wie sieht‘s mit den Kosten aus? Auch hier kann der Baustellen-Koordinator eine positive Nachricht verkünden. Zwar werde das bei der Planung aufgestellte Ziel, mit 3,3 Millionen Euro auszukommen, nicht ganz erreicht. „Die Endabrechnungen stehen noch aus“, sagt Christoph Funder. Aber schon jetzt sei klar, dass sich das Plus im Rahmen halten werde. Unter vier Millionen Euro, so die Schätzungen, dürften es am Ende werden.

Das gilt in diesen Zeiten als moderat. Zum Vergleich: Das „Haus des Wissens“ in der Innenstadt wird nach aktuellen Schätzungen mehr als 150 Millionen Euro kosten. Veranschlagt waren anfangs 64 Millionen Euro.