Bochum. Der geplante Neubau eines Hallenbades in Bochum verschlingt schon jetzt viel Geld. Ein nächster Schritt ist getan, doch das Projekt stockt.
Der geplante Neubau des Hallenbades in Bochum-Höntrop steht unter keinem guten Stern. Nach einem Brand im April 2016 wurde das Hallenbad im Höntroper Südpark längst abgerissen. Seither liegt die Fläche brach. Nach vielen Jahren der Diskussion, wie es weitergehen soll, steht inzwischen fest: Höntrop soll ein Gartenhallenbad bekommen. Klagen haben das Projekt immer wieder verzögert. Auch jetzt wieder. Auslöser diesmal war ein Formfehler der Stadt Bochum.
1,6 Millionen Euro für Schwimmbad – dabei steht noch nichts
Vor diesem Hintergrund hatte die CDU im Rat der Stadt Bochum bei der Verwaltung u.a. nachgefragt, ob die Neubaupläne in Gefahr sind, was für Kosten bislang entstanden sind und was nun getan wird, um solche Fehler künftig auszuschließen. Dabei kam heraus, dass seit 2019 schon rund 1,66 Millionen Euro (Stand 15. November 2023) ausgegeben worden sind. Viel Geld, dabei steht noch gar nichts. In diesen Kosten sind laut Stadt der Abriss des ehemaligen Hallenbades sowie sämtliche Gutachter- und Beratungskosten für alle vier gestellten Bauvoranfragen enthalten.
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Insgesamt soll das neue Hallenbad rund 27,2 Millionen Euro kosten. Vorgesehen sind ein 25-Meter-Becken, Kurs- und Kinderbecken. Das Ganze heißt offiziell Gartenhallenbad, weil sich die Fassade öffnen lässt, um von der Halle zur Liegefläche im Außenbereich zu gelangen. Das Freibad wollen die Wasserwelten als Betreiber der städtischen Bäder komplett aufgeben – zu teuer in der Unterhaltung. Auch für den Zehn-Meter-Turm, einzigartig in Bochum, hat man keine Verwendung mehr. Sehr zum Ärger vieler Wattenscheider, die dieses Wahrzeichen nicht verlieren möchten.
Die jüngste „Klage gegen den Vorbescheid beim Verwaltungsgericht“ habe derzeit „noch keine Auswirkungen auf die weitere Planung“, heißt es aus dem Rathaus auf die CDU-Anfrage. Auch die Wasserwelten halten weiter an dem Neubau des Gartenhallenbades am Standort in Höntrop fest, bestätigt Sprecher Christian Seger auf WAZ-Anfrage.
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Zuletzt sei die funktionale Leistungsbeschreibung erstellt worden, auf deren Grundlage nun ein Totalübernehmer für den Bau gesucht wird. Diese beinhaltet z.B. die detaillierte Beschreibung des gesamten Bades mit Größe der Becken sowie der Nebenräume (z.B. Umkleide) und der gesamten technischen Anlagen (Badewassertechnik etc.). Jetzt stehe das Ausschreibungsverfahren an. Dafür seien mindestens zwei Verhandlungsrunden zu erwarten. Das Beauftragen eines Unternehmens und somit auch die zeitliche Planung seien aber abhängig von dem Klageverfahren, betonen die Wasserwelten. Ein genauer Zeitplan steht daher noch nicht.
Nach folgenschwerem Formfehler: Stadt Bochum will interne Abläufe optimieren
Derweil ist die Stadt Bochum darum bemüht, interne Abläufe so zu optimieren, dass so ein Formfehler nicht mehr vorkommt. Zur Erinnerung: Beim Bürgerbeteiligungsverfahren war ein schwerer Fehler in der Bauverwaltung unterlaufen. 58 Anwohner der Straße In der Mark in Eppendorf – sie ist die einzige Zufahrt zum Südpark-Badstandort – nicht informiert worden. Das sei nachgeholt worden, heißt es aus dem Rathaus. Ein Anwohner hat dennoch geklagt.
„Bisher gab es keine Qualitätssicherungsmaßnahmen oder Mehr-Augen-Prinzip in dem Verfahren der Nachbar-Benachrichtigung“, antwortet die Stadt auf die CDU-Anfrage. „Für den Ablauf und die Datengewinnung wird derzeit ein neues Verfahren erarbeitet und in diesem Jahr noch eingeführt.“ In diesem Verfahren soll der Fehler, dass ein Wechsel der Gemarkung nicht auffällt und es so zu einer falschen Dateneingabe bei der Ermittlung der persönlichen Daten kommt, ausgeschlossen werden. Zudem werde geprüft, ob es möglicherweise anderswo in der Verwaltung Prozesse gibt, die durch einen ähnlichen Fehler betroffen sein könnten.
68 Millionen für moderne Schwimmbäder
Der Rat der Stadt Bochum hat am 11. November 2021 die Sanierung und Modernisierung der Bäderlandschaft in Bochum auf Grundlage des Bäderkonzepts der Wasserwelten beschlossen. Investitionen in Höhe von 68 Millionen Euro sieht der Acht-Jahres-Plan vor, der die Hallen- und Freibäder zukunftsfest und bedarfsgerecht, zugleich aber auch weiterhin bezahlbar machen soll.
Ein großer Teil des Geldes wird in den Umbau des Südbades in Linden investiert. Die Freibäder in Höntrop und Langendreer werden aufgegeben. Rund um das Ostbad entsteht zurzeit eine Freizeit- und Wasserlandschaft, die im Frühjahr eröffnet werden soll, in Höntrop wird ein neues Hallenbad gebaut. Die übrigen Standorte sollen saniert und modernisiert werden.