Bochum-Linden. Zu den Sommerferien schließt ein Schwimmbad in Bochum. Es wird umgebaut. Sportvereine müssen ausweichen, wissen aber zum Teil noch nicht, wohin.
Seit vergangener Woche ist klar: In Kürze – mit Beginn der Sommerferien – wird das Hallenbad in Bochum-Linden geschlossen. Dann startet der zweijährige Umbau. Betroffen davon sind auch einige Sportvereine aus dem Bochumer Südwesten. Diese begrüßen eine Modernisierung des Schwimmbades ausdrücklich, kritisieren zugleich aber die Kommunikation mit den Wasserwelten als Betreiber der städtischen Bäder. Denn wo sie nach den Ferien Schwimm- und Rehakurse anbieten können, wissen sie bislang nicht.
Bochumer Schwimmbad schließt – Sportvereine in Not
„Wir haben noch keine Ahnung, wo wir dann ausbilden und trainieren können“, sagt Torsten Kelle von der DLRG. Am 21. Mai seien Vereinsvertreter von den Wasserwelten über den bevorstehenden Umbau und die baldige Schließung informiert worden. „Da stehen wir auch voll dahinter.“ Wer wann wo und in welchem zeitlichen Umfang alternativ Wasserzeiten zugeteilt bekommt, sei aber nicht gesagt worden. Bis heute nicht. „Und das irritiert und ärgert uns“, sagt Kelle.
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Bis zu den Sommerferien seien es nur noch drei Wochen, gibt er zu bedenken. „Wir haben also nur noch zwei, drei Möglichkeiten, die Eltern bei den Kursen zu erwischen und sie zu informieren.“ Wenn denn Informationen vorlägen. „Mit Ferienbeginn ist es deutlich schwierig, die Mitglieder zu erreichen“, weiß Kelle. „Nicht jeder liest seine E-Mails, nicht jeder ist bei Facebook.“ Dann müssten die Ausbilder und Übungsleiter herumtelefonieren. „Doch das ist ein enormer Aufwand und unsere Mitarbeiter haben auch ein Recht, mal Urlaub zu machen.“
Kelle ärgert vor allem, dass hier aus seiner Sicht ohne Grund für Hektik gesorgt werde. „Vor einem Jahr schon wurden uns die Pläne für das Südbad vorgestellt. Da hätte man auch frühzeitig mit einem Konzept für Ersatzwasserzeiten starten können.“
Wasserwelten Bochum reagieren und versprechen Informationen – nächste Woche
Beim Linden-Dahlhauser Schwimmverein (LDSV) wird Kelles Kritik geteilt. Volkhard Schnitzler, bis vor kurzem noch Vorsitzender, kann sich auch an die Information über die Pläne vor einem Jahr erinnern. „Aber seitdem kam von den Wasserwelten nichts mehr.“ Bis zum besagten 21. Mai. Doch auch beim LDSV seien seither keine Informationen zu alternativen Wasserzeiten eingegangen. „Da hätte man durchaus schon einen Plan machen können“, findet auch Schnitzler.
Ein bisschen weiter ist man da bei der Behindertensportgemeinschaft Bochum-Südwest. „Wir sollen nach Hofstede und haben auch schon eine Zeit – montags von 16 bis 17.30 Uhr“, sagt die Vorsitzende Irmtraud Anton. Diese sei sogar fast noch besser als die aktuelle freitagabends ab 20 Uhr im Südbad. Nur wisse sie noch gar nicht, ob der Verein diese ihm zugeteilte Schwimmzeit auch nutzen werde.
Die Altersstruktur im Verein sei ja eher alt und die Fahrt nach Hofstede lang. „Von daher habe ich unsere Mitglieder erstmal gefragt, ob sie dieses alternative Angebot überhaupt wahrnehmen wollen. Nicht, dass da am Ende nur zwei Leutchen schwimmen...“ Das Ergebnis sei ernüchternd ausgefallen. „Nur wenige wollen“, verrät Anton. Sie werde jetzt erstmal für eine Woche in Urlaub fahren „und dann in einer außerordentlichen Vorstandssitzung entscheiden“.
Insgesamt würden die Angebote der Behindertensportgemeinschaft sehr gut angenommen. Leid täte es ihr vor allem für Rehasportler, die über Kasse oder Arzt zu ihnen kämen, sagt Irmtraud Anton, die generell von einer schwierigen Kommunikation mit den Wasserwelten spricht.
Ein Bad weniger in den nächsten Jahren
Torsten Kelle von der DLRG sieht durch das Umsetzen des Bäderkonzeptes grundsätzlich ein großes Problem auf die Bochumer Vereine zukommen, „denn in den kommenden acht bis zehn Jahren müssen wir durchgehend mit einem Schwimmbad weniger auskommen“. Somit werde es in dieser Zeit immer Vereine geben, die quer durch die Stadt zum Ausweichstandort reisen müssten.
Was das für Auswirkungen hat, habe die DLRG während Corona erlebt. „Da wurden unsere Wasserzeiten zwischenzeitlich nach Hofstede verlegt“, berichtet Torsten Kelle. „Rund 40 Prozent der Eltern haben das nicht geschafft.“ Ähnliches befürchtet er jetzt wieder.
Die Wasserwelten versichern, auch während der Modernisierung des Hallenfreibades in Linden alle Trainingszeiten für die Vereine gewährleisten zu können. „Die Vereine werden auf die Standorte in Langendreer und Hofstede sowie gegebenenfalls ins Unibad ausweichen können“, teilt Sprecher Christian Seger auf WAZ-Anfrage mit.
Der Beschluss zur Modernisierung sei am 16. Mai vom Aufsichtsrat gefasst worden, so Seger weiter. „Wir konnten daher erst im Anschluss die offizielle und detaillierte Kommunikation auch gegenüben den Vereinen starten.“ Bereits Wochen vorher sei in Gesprächen angekündigt worden, dass eine längere Schließung des Bades aufgrund voraussichtlicher Modernisierungen bevorsteht. Zugleich wurden die Vereine gebeten, die jeweiligen Bedarfe zu übermitteln.
„Die Vereine wurden heute in einer E-Mail über den aktuellen Stand der Planungen informiert und werden in der kommenden Woche eine weitere Mail mit detaillierten Informationen bekommen“, berichtet Seger am Donnerstagmittag. „Wir zeigen uns in der Zusammenarbeit sehr kooperativ und werden Änderungswünsche versuchen in die Planungen einzuarbeiten.“