Bochum-Höntrop. In Höntrop steht Bochums einziger Zehn-Meter-Sprungturm. Ein neues Konzept soll für den Erhalt sorgen – und einen jahrelangen Streit beenden.

Es ist ein letzter Vorstoß. Dass es am Schwimmbad-Standort in Bochum-Höntrop keinen Freibadbereich mehr geben wird, damit hat sich der Verein „Freundinnen und Freunde des Hallen- und Freibades Höntrop“ inzwischen abgefunden. Mit einem neuen Konzept aber soll zumindest der in Bochum einzigartige Zehn-Meter-Sprungturm samt Becken erhalten werden. Damit wolle man auch den jahrelangen Streit um das Bad beenden, sagt der Vorsitzende Stefan Wolf.

Einzigartiger Sprungturm in Bochum – ist er noch zu retten?

Nach einem Brand im April 2016 wurde das Hallenbad im Höntroper Südpark längst abgerissen. Seither liegt die Fläche brach. Die noch an die Freibadzeit erinnernden Außenbecken und der Sprungturm werden nach und nach von der Natur zurückerobert. Nach vielen Jahren der Diskussion, wie es weitergehen soll, steht inzwischen fest: Höntrop soll ein Gartenhallenbad bekommen – mit 25-Meter-Becken, Kursbecken und Kinderbecken. Gartenhallenbad deswegen, weil sich die Fassade öffnen lässt, um von der Halle zur Liegefläche im Außenbereich zu gelangen. Als Kostenrahmen wurden zuletzt rund 27 Millionen Euro angegeben.

Nachdem die Schwimmbad-Freunde mit der Idee gescheitert sind, den Freibadbereich zu erhalten, soll dies nun in Sachen Sprungturm gelingen. Das seit Sommer erarbeitete Konzept sieht vor, dass der Turm die Hauptattraktion des Außenbereichs bilden soll. Das Becken soll laut Verein über Regenwasser von den Dachflächen des Neubaus gespeist werden und die Reinigung über eine Pflanzenkläranlage erfolgen.

Höntrop: Schwimmbad-Freunde wollen beim Betreiben der Anlage helfen

Beim Herrichten und Betreiben der Anlage wollen die Schwimmbad-Freunde helfen, mit ehrenamtlichem Engagement und der Unterstützung durch lokale Unternehmen. Um einen Teil der laufenden Kosten zu decken, will man Sponsoren als „Sprungturmretter“ gewinnen und diese mit einem gleichnamigen Siegel belohnen.

Stefan Wolf, 1. Vorsitzender des Vereins Freundinnen und Freunde des Hallen- und Freibades Höntrop, auf einer Demonstration für den Erhalt des Südpark-Schwimmbades.
Stefan Wolf, 1. Vorsitzender des Vereins Freundinnen und Freunde des Hallen- und Freibades Höntrop, auf einer Demonstration für den Erhalt des Südpark-Schwimmbades. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir möchten gerne, dass am Ende dieses jahrelangen Tauziehens um unser Freibad ein Kompromiss steht, mit dem der Streit einvernehmlich zu einem guten Abschluss gebracht werden kann“, sagt Stefan Wolf. Er und seine Mitstreiter seien optimistisch, dass sie mit ihrem Konzept diesmal Erfolg haben werden. „Allein, weil es keine bessere Idee für den Sprungturm gibt.“

Überzeugen wolle man vor allem den Aufsichtsrat der Stadtwerke und dessen Vorsitzenden, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). „Denn die sagen den Wasserwelten, was sie tun sollen“, so Wolf. Wie die Wasserwelten als Betreiber der städtischen Schwimmbäder über das Konzept denken, habe er bei einer gemeinsamen Begehung vor Ort Anfang September erfahren.

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„Da hieß es, das Becken sei abgängig“, berichtet Wolf. Aus seiner Sicht ein selbst verschuldetes Problem, „man hat es ja verkommen lassen“. Gleichwohl hält der Verein die Anlage für zukunftsfähig. Dabei bezieht man sich auf die Expertise von Vereinsmitglied Rolf Stricker, von Hause aus Bauingenieur. Sein Urteil: „Außer, dass die Gehwegplatten am Beckenrand von dem Buschwerk, was sich hier ansiedeln möchte, angehoben wurden, und einigen Schmierereien am Turm, ist hier nichts Dramatisches festzustellen. Alles reparabel.“

Sprungturm in Höntrop: Wasserwelten prüfen Erhalt – jedoch ohne Wasserbecken

Das sehen die Wasserwelten anders. Sie stünden im Austausch mit den Freunden des Hallen- und Freibades Höntrop und „kennen die Bemühungen, den Sprungturm erhalten zu wollen“, sagt Sprecher Christian Seger. Bei der Begehung im September sei aber deutlich geworden, „dass sich die Außenbecken in einem sehr schlechten Zustand befinden. Die erforderliche und kostenintensive Badewassertechnik ist nicht mehr vorhanden.“ Dies gelte auch für das Wasserbecken des Sprungturms.

Der ausschließliche Betrieb eines Sprungbeckens im Außenbereich eines Bades sei betrieblich keinesfalls sinnvoll. „Mit einer Außenwasserfläche ändern sich zudem die betrieblichen Rahmenbedingungen“, so Seger weiter. „Der Betrieb des Bades würde sich dann für die Wasserwelten wirtschaftlich negativ im Verhältnis zum beschlossenen Bäderkonzept darstellen.“

Die durch die politischen Gremien verabschiedete Variante des geplanten Garten- und Hallenbads am Standort in Höntrop sehe ohnehin die Integration des Sprungturms mit Wasserfläche nicht vor. Ob dieser (ohne Wasserfläche) erhalten bleiben können oder abgerissen werde, „ist noch Teil weiterer Überlegungen der Detailplanungen“, so Seger.

Bezirksbürgermeister ist skeptisch

Anklang findet das Sprungturm-Konzept auch bei der Bezirksvertretung Wattenscheid. „Es gab ein Treffen mit mir, meinen beiden Stellvertretern und dem Verein“, sagt Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog (SPD). Man könne sich durchaus vorstellen, das Vorhaben zu unterstützen – etwa finanziell. Das wäre auch eine schöne Anerkennung für den Verein, dessen Hartnäckigkeit laut Herzog mit dazu beigetragen habe, dass der Schwimmbad-Standort Höntrop erhalten bleibt.

Allerdings zeigt sich Herzog skeptisch, ob das Konzept tatsächlich umgesetzt und der Sprungturm erhalten werden kann. Er sei auch bei der Begehung mit den Wasserwelten gewesen und hätte am Ende keine Argumente mehr, wenn es hieße, die Becken seien zu marode. „Da müsste man dann Gutachter beauftragen, die das Gegenteil beweisen. Ich weiß nicht, ob der Verein das bezahlen kann.“