Bochum. Die Wassertemperatur in Bochumer Bädern bleibt umstritten. Familien und Senioren wünschen sich die Warmbadetage zurück. Das sagt der Betreiber.

„Wasser is Leidenschaft“, „Hier gehse schwimmen“ und „Mach‘ dich nass“: So lauten die drei ruhrpottgemäßen Vorschläge, die die Bochumer Wasserwelten in diesen Tagen für einen Werbe-Slogan zur Wahl stellen. Manch bibbernder Bad-Besucher könnte eine vierte Alternative beisteuern: „Arschkalt hier!“ Die als zu kühl empfundenen Wassertemperaturen bieten nach wie vor Anlass zur Kritik.

Es war im Sommer 2022, zu Beginn der durch den Ukraine-Krieg entfachten Energiekrise, als die Wasserwelten den Regler nach unten drehten. Um „frühzeitig einer möglichen Gasmangellage entgegenzuwirken“, kündigte der Bochumer Badbetreiber an, die Wassertemperaturen in den Hallenbädern Linden, Hofstede und Langendreer um ein Grad zu drosseln: von 28 auf 27 Grad. Im Unibad Querenburg ging es im Schwimmerbecken auf 26 Grad, im Lehrschwimmbecken auf 28 Grad zurück. Der Gesamtenergiebedarf liege bei jährlich 10,6 Millionen Kilowattstunden. Jedes Grad weniger zähle, betonte die Geschäftsführung und bat um Verständnis.

482.993 Gäste besuchten im vergangenen Jahr die städtischen Bäder in Bochum (hier das Nordwestbad in Hofstede). Im Vorjahr waren es über 500.000.
482.993 Gäste besuchten im vergangenen Jahr die städtischen Bäder in Bochum (hier das Nordwestbad in Hofstede). Im Vorjahr waren es über 500.000. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bäder in Bochum: Wassertemperatur wurde erstmals 2022 gedrosselt

Zum Start der Hallensaison im September 2022 wurde die Wassertemperatur um ein weiteres Grad reduziert. Es kam zu massiven Beschwerden. Kälteempfindlichen Kindern wurde nahegelegt, einen Neoprenanzug zu tragen. „Unmöglich!“, zürnten Eltern. Folge: ein Besucherrückgang um elf Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.

Vor einem Jahr, im Februar 2023, ließen es die Wasserwelt wieder wärmer werden: um ein Grad, allerdings nur in den Planschbecken in Hofstede und Langendreer (von 30 auf 31 Grad) und im Lehrschwimmbecken in Querenburg (von 28 auf 29 Grad). Im vergangenen Herbst ging‘s auch für die „Großen“ aufwärts. Seither beträgt die Wassertemperatur in den Schwimmerbecken wieder 27 Grad: so wie nach der ersten Sparrunde 2022.

Stammbesucher klagt: Wasser ist noch immer zu kalt

Das sei ausreichend, bekräftigt Wasserwelten-Sprecher Christian Seger und verweist auf die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen. „Sie empfiehlt in ihrer jüngsten Richtlinie eine Beckenwassertemperatur zwischen 24 und 28 Grad.“ Negative Stimmen von Besuchern aufgrund zu niedriger Temperaturen seien aktuell nicht bekannt.

Dem widerspricht Horst Kranstedt. Der 73-Jährige hält sich regelmäßig in den Bochumer Hallenbädern fit. Gerade für ältere Menschen, aber auch für Kinder, die das Schwimmen erlernen wollen, sei das Wasser „noch immer deutlich zu kalt“, bemängelt er. Dabei seien die Energiepreise doch längst wieder auf Talfahrt.

Besucherzahl war im vergangenen Jahr rückläufig

Mit weiteren Besuchern hoffe er auch auf eine Rückkehr der Warmbadetage mit Wassertemperaturen über 30 Grad. Die wurden über Jahrzehnte zweimal pro Woche gegen einen Aufpreis (zuletzt 50 Cent) angeboten. „Wir wären sogar bereit, einen Euro zusätzlich zu zahlen“, sagt Horst Kranstedt. Doch Bäder-Sprecher Seger macht keine Hoffnung. „Ein Warmbadetag ist aktuell nicht geplant“, sagt er.

Auf WAZ-Anfrage nennen die Wasserwelten neue Zahlen. Danach wurden in den Hallen- und Freibädern im vergangenen Jahr 482.993 Besucher verzeichnet. Im Vorjahr waren es 500.882. Besonderheiten: 2022 hatte das Freibad Langendreer noch geöffnet. 2023 wurde das Hallenbad Linden mit Beginn der Sommerferien aufgrund der Generalmodernisierung geschlossen, das Freibad ab Ende August. Weitgehend konstant blieb die Zahl der Sauna-Besucher: Sie stieg von 6459 auf 6713. Seit Kurzem bleibt die Sauna in Hofstede montags geschlossen. Das Besucheraufkommen sei an diesem Tag zu gering, so die Begründung.

Das Freizeitbad Heveney erwärmt das Wasser im Schwimmbad auf über 30 Grad. Die Besucherzahlen sind zuletzt wieder gestiegen.
Das Freizeitbad Heveney erwärmt das Wasser im Schwimmbad auf über 30 Grad. Die Besucherzahlen sind zuletzt wieder gestiegen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Freizeitbad Heveney erwärmt Wasser auf 30,4 Grad

Von den vergleichsweise kühlen Wassertemperaturen in den städtischen Bädern könnte auch weiterhin das Freizeitbad Heveney profitieren. Zum Jahresende 2023 hatte Geschäftsführer Jürgen Hecht mitgeteilt, dass mit rund 300.000 Besuchern fast wieder der Vor-Corona-Wert erreicht worden sei. Das dürfte auch an den lauschigen 30,4 Grad liegen, auf die das Wasser im Schwimmbad der Kemnade-Therme erwärmt wird.

Dafür müssen die Besucher allerdings auch erheblich tiefer in die Tasche greifen. Im Januar wurde in Heveney der Eintritt ins Schwimmbad erhöht. Erwachsene zahlen für eine Tageskarte nun zwischen 10,75 und 12,75 Euro (Sonntag), Kinder 6,50 Euro . In den Bochumer Hallenbädern kostet eineTagesticket seit der jüngsten Preiserhöhung im April 2023 fünf Euro (Kinder, Schüler, Studenten drei Euro).

Neuer Slogan: Abstimmung läuft noch bis 18. Februar

Siehe oben: Über die drei von Wasserwelten-Mitarbeitern vorgeschlagenen Werbesprüche kann noch bis 18. Februar auf wasserwelten-bochum.de/slogan abgestimmt werden. Unter allen Teilnehmern werden drei Geldwertkarten im Wert von jeweils 150 Euro verlost.